Thema: Johannesevangelium – Leben nah bei Jesus- im Sterben und Auferstehen
Predigtthema: Jesu Unschuld wird bestätigt
Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk. 10,16a)!
1 Sehen, was dasteht
Verschiedene Bibelübersetzungen, um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).
1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext
Der Text für den Sonntag ist in der direkten Vorbereitung auf Karfreitag und Ostern.
Die Verurteilung und Bloßstellung des Herrn und die Ablehnung durch das Volk führen zum Todesurteil und der nächste Schritt ist dann die Kreuzigung.
Da wir im „Festkalender“ Palmsonntag feiern, also in der Woche vor Ostern sind, kann dieser Text auch als Kontrast zum Einzug in Jerusalem aus Joh. 12,12-19 gesetzt werden. Dort jubelt das Volk ihrem Herrn und König zu; In Joh. 19 lehnen sie den Heiland ab und verurteilen ihn zu Unrecht! Dieser Zwiespalt liegt auch im Text der Predigt: Jesu Unschuld wird bestätigt, dennoch wird er verurteilt und stirbt!
1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes
Hilfen zur Auslegung bieten z.B.
- Edition C, Johannes Evangelium 2. Teil; Band 7; G. Maier
- Der neue Mathew Henry Kommentar, Band 1 (Matthäus bis Johannes)
- Das Johannes Evangelium; Hauskreiswelt Bibellesebund, R. Mühe
Und natürlich auch diversen Studienbibeln, von denen man als Verkündiger verschiedene haben sollte bzw. sicherlich auch ausleihen kann.
1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes
Johannes beschreibt in seinem Evangelium ab Kapitel 18-19 die Verhaftung und Verhandlung. Nachdem der Herr vor den Hohen Rat kam, ging es unter anderem zum Verhör vor Pilatus. Ein Schlüssel in diesem Text ist Vers 11, der die Macht des Herrn erneut feststellt. Jesus sagt, dass die Macht an Pilatus gegeben ist und weiß damit in diesem Moment, dass der Vater die Kontrolle hat. Dies ist auch schon in Sacharja 14 beschrieben. Alle Weltherrscher bäumen sich auf und es ist katastrophal, aber Gott ist größer. (Sacharja 14,9!)
Es ist hilfreich, in der Predigtvorbereitung auch die Parallelberichte der anderen Evangelien zu lesen. Diese finden sich in Mt. 27,15-26 / Mk. 15,6-15 / Lk. 23,13-25. So bekommt man einen größeren Einblick in die Geschehnisse kurz vor der Verurteilung.
2 Hilfen zum Textverständnis
2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)
Ein Leben nah bei Jesus bedeutet auch, dass wir uns mit Jesu Leiden auseinandersetzen. Alles, was wir heute erleben, ist etwas, was Jesus auch schon erlebt und durchlebt hat, bis hin zu seinem Tod (allein) am Kreuz. Daher ist für uns dieser Text heute immer noch wichtig.
Darum gehen wir in die Berichte der Verhandlung hinein. Jesus ist, in den etwa 12 Stunden vor seinem Tod, vom Garten Gezemaneh bis zum Kreuz gegangen. In den vergangenen Wochen ging es von der kleinen Runde über die Gefangennahme zum Hohen Rat und dem Verhör im Tempel hin zu Pilatus. Also von der Zweisamkeit beim Vater und der Gemeinschaft mit den Jüngern, zur Verhaftung und Verhandlung vor der geistlichen Elite, in Form der Priester und dann zur weltlichen Elite, in Form von Pilatus der Jesus nun verhört und verurteilt.
Wenn wir die Verse durchgehen, gibt es verschiedene Beobachtungen, die helfen den Text zu verstehen und heute für uns auszulegen. Wir kommen aus dem Ende des 18. Kapitel heraus und stellen fest, dass Jesus vor Pilatus ist und das Verhör weitergeht.
In Joh. 19,1-3 sehen wir wie Pilatus versucht das Jesus frei kommt bzw. mit einer Prügelstrafe davonkommt.
Hier ist zu beachten, dass Jesus an dieser Stelle definitiv von römischen Soldaten gefoltert wird. Sie beachten keine jüdischen Regeln. Was zur Folge hat, dass Jesus ohne Begrenzung ausgepeitscht wird. Zudem sind die Römer sicher nicht froh in Jerusalem zu sein und dort für Ordnung zu sorgen. Jetzt haben sie die Möglichkeit, dass sie den „König der Juden“ zur Schau stellen und ihren Spaß mit ihm treiben.
Hier sehen wir auch verschiedene Symbole die Jesus annimmt.
- Das purpurne Gewand: Jesus wird als König in Purpur gekleidet und hat damit die Farbe der Königswürde an sich. Dies ist dann auch das Gewand was später „erwürfelt“ wird. Was auch eine Parallele zu Ps. 22,18 darstellt.
- Die Dornenkrone: Jesus bekommt die Dornenkrone. Zum einen eine Krone als Königssymbol, auch wenn es hier zur Folter verwendet wird. Zum anderen ist es der Schritt, das Gott die Dornen aus dem Fluch von 1 Mose 3,18 jetzt auf sich nimmt und dann die erste Frucht als der Auferstandene wird.
- Das Leiden: Jesus leidet hier das, was in Jesaja 53 und Psalm 22 angesagt wird. Er wird zu dem von dessen Abbild man sich abwendet. Er trägt alle Schmerzen und lud die Schuld auf sich.
In Joh. 19,4-7 wird Jesus erneut vor die Menge gestellt. Pilatus stellt fest, dass Jesus keine Schuld hat bzw. dass er keine Schuld an Jesus findet. Hier wird die Unschuld des Herrn durch die Staatsgewalt bestätigt. Die Folter an sich war unnötig und der Tod wäre nicht zu rechtfertigen. Mit der „Krone und dem Königsgewand“ steht Jesus nun vor dem Volk und Pilatus stellt ihn als MENSCH vor sie hin. Gekleidet in Königsfarben und unansehnlich durch die Folter. Mit einer Krone aus Dornen und für schuldlos erklärt.
Dennoch schrien die Hohen Priester und Diener und die Menschen: Kreuzige Iin! Hier ist zu beachten, dass vor wenigen Tagen der Einzug in Jerusalem war. An dem Tag, an dem dieser Text geplant ist, ist auch Palmsonntag. Wir erinnern uns an die jubelnde Menge und sehen hier zwischen Sonntag und Freitag die Verwandlung der Menge. Manipuliert durch die Priester schreien die Menschen nun für den Tod von Jesus.
Pilatus versucht nun, da er die Freilassung nicht erwirken kann, sich selbst aus dem Komplott zu ziehen. Er will Jesus an die Priester zurück geben damit diese ihn verurteilen. Erneut mit der Begründung, dass Jesus unschuldig ist. Die Juden haben allerdings das Ziel Jesus sterben zu sehen. Dazu brauchen sie die Römer und vor allem Pilatus, der das Urteil sprechen muss. Sie wollen das Jesus stirbt, weil er Gott gelästert hat. Sie selbst dürfen dieses Urteil nicht sprechen, da es allein den Römern zusteht zum Tode zu verurteilen. Daher drängen sie darauf das Pilatus das Urteil spricht.
In Joh. 19,8-9 sehen wir in welchem Dilemma Pilatus steckt. Er fürchtet sich was nun geschieht. Einen Unschuldigen zu verurteilen ist nicht einfach und dazu noch diesen Jesus der so „beliebt und bekannt“ war. Also dreht er nochmals eine Runde und verhört Jesus.
Woher bist du? ABER JESUS ANTWORTET NICHT. Schweigen ist manchmal die beste Bestätigung! Es ist alles gesagt und Jesus hat nichts hinzuzufügen.
In Joh. 19,10-11 Pilatus versucht nun seine Macht ins Spiel zu bringen. Er ist Statthalter und hat die Möglichkeit Jesus freizulassen. Was er sagt, wird gemacht. Er, der Statthalter, der vom Kaiser eingesetzt ist, hat die Macht, Jesus freizugeben oder zu kreuzigen. Das will Pilatus klarstellen: Jesus ist in seiner Hand!
Doch Jesus antwortet mit dem Satz aus Vers 11: Die Macht der Mächtigen kommt von OBEN und nur Gott hat die Kontrolle! Sie sind von Gott eingesetzt zu SEINEM Zweck. Dasselbe greift Paulus in seinem Brief an die Römer auf. (Röm. 13,1-2/Sach. 14,1-10) Gott hält alles in der Hand. Daher kann Jesus sagen: Du hast nur das an Möglichkeiten, die dir von oben gegeben worden sind! Dazu wird Pilatus „freigesprochen“ oder zumindest wird die Verurteilung eines Unschuldigen abgemildert. Die Schuld und Sünde sind größer bei Judas, der ihn verraten hat bzw. den verantwortlichen die Jesus an die Staatsgewalt übergeben.
In Joh. 19,12-13 Pilatus hat nach diesem Dialog nochmals versucht Jesus freizugeben. Doch das wird von „der Menge“ nicht akzeptiert. Erneut schreien sie nach ihrem Willen. In diesem Fall auch mit einer versteckten Drohung.: „Wenn Jesus freikommt, bist du nicht ein Freund Cäsars.“ Der Grund wird darin gegeben, dass jeder der sich zum König macht, ein Feind des Kaisers und auch Roms ist, daher auch den Tod verdient.
An dieser Stelle hätte Pilatus erkennen können, dass er der Spielball der jüdischen Elite ist. Jesus selber hat schon ausgesagt, dass sein Reich nicht von dieser Welt ist. (Joh. 18,36) Dazu kommt auch, dass der Kampf ausbleiben wird. Jesus verfolgt als „Friedefürst“ ein anderes Ziel. Doch als Pilatus die Worte hört, gibt er nach. Er will sich nicht dem Kaiser widersetzen. Er führt Jesus hinaus und spricht den Richterspruch. Jesus wird gerichtet und offiziell verurteilt. Trotz aller verhöre, die keine Schuld gefunden haben, wird Jesus zum Kreuzestod verurteilt. Es geschieht das, was geschehen muss. Das Opferlamm wird zur Vergebung der Sünde zur Schlachtbank geführt.
In Joh. 19,14-16 Am Rüsttag Passah überantwortet Pilatus den Herrn zum Tode. Am frühen Morgen (etwa 9 Uhr unserer Zeit) wird Jesus zum Kreuz verurteilt. Pilatus gibt den Menschen „ihren König“. Die Erklärung ist, dass jetzt der König der Juden in der Hand der Römer ist und mit diesem Sarkasmus und der erneuten Frage: „Euren König sollen wir kreuzigen?“ wird deutlich, dass alle anwesenden Jesu Tod verlangen. Nur Pilatus denkt für sich, dass er keine Schuld trägt. In Mt. 27,24 wird das auch so überliefert. Er wäscht seine Hände in Unschuld. Dennoch spricht er das Urteil. Jesus wird ausgeliefert, damit er am Kreuz stirbt.
In Joh. 1,29 wird der Titel Jesu noch als Lamm Gottes genannt und hier ist er der König der Juden, der ans Kreuz geht. Jesus nimmt diesen Titel auf und erfüllt damit den Auftrag, für den er auf dieser Welt war. Der König der Könige und das Lamm Gottes sterben, damit jeder Mensch Vergebung der Sünden bekommen kann! Das ist die frohe Botschaft in diesem Text: Der Unschuldige stirbt, damit die Schuldigen gerettet werden können. Das ist Gottes Gerechtigkeit. (siehe auch Römer 3)
2.2 Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass)
Diese Predigt ist für den Palmsonntag 2025 gedacht und bereitet die Gemeinde auf die Passionswoche vor. In der Reihe der vergangenen Wochen kommt dieser Text zur Vorbereitung auf Karfreitag, in dem der weitere Text des Kapitels behandelt wird.
Es soll an diesem Sonntag darum gehen die Unschuld des Herrn darzustellen und aufzuzeigen, dass Jesus dies erduldet, um den Weg zum Vater freizumachen. Jesus wird zu Unrecht verurteilt, was dazu führt, dass Gott Gerechtigkeit spricht. Wer sich seither auf Jesus beruft, ist in dieser Gerechtigkeit gerettet und kann zum Vater kommen.
Für Jesus bedeutet das, dass er sterben muss. Für die Hörer der Predigt bedeutet es, dass man sich in dieser Woche auf die Rettungstat vorbereiten kann. Wir dürfen darauf hinweisen, dass sich jeder auf Karfreitag und Ostern freuen darf. Jesus hat sein Leben gegeben, um uns zu retten. Aus Liebe starb er für uns, damit wir leben haben können in Ewigkeit.
3 Sagen, wo es hingeht
Jesus wird verhört und es wird KEINERLEI Schuld an ihm gefunden. Dennoch wird er zum Kreuzestod verurteilt, weil dadurch die Gerechtigkeit Gottes einsetzen kann.
Jesus gibt sein Leben, um für alle Menschen den Weg zum Vater zu ermöglichen. Durch Jesu Tod können wir Leben.
3.1 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?
Jesus wird als unschuldig erklärt und dennoch verurteilt!
In dieser Predigt soll der Gerichtsspruch aufgezeigt werden, der jedoch unrecht ist. Vor jedem Gericht würde Jesus Freigesprochen. Doch hier ist es anders. Jesus wird zu Unrecht verurteilt.
Doch dadurch haben wir ewiges Leben! Denn durch den Tod des unschuldigen Opferlammes wir die Sünde weggenommen und der Tod geht vorüber. Das ist die Bedeutung von Passah und Ostern. Jesus Macht den Weg frei, indem er sich selbst opfert!
Als Prediger dürfen wir heute verkünden: In Christus ist unsere Schuld vergeben, da er dafür mit seinem Leben bezahlt hat.
3.2 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?
In dieser Predigt bietet sich die Möglichkeit auf die Tat Jesu hinzuweisen. Obwohl er Unschuldig ist, gibt er sein Leben. Er wehrt sich nicht und erduldet Hohn und Spott, damit die Menschheit wieder zum Vater kommen kann. Dazu muss auch die Unschuld festgestellt sein und trotzdem das Urteil gefällt werden.
Eine gute Aufteilung ist in dem Text anhand der Vorgehensweise von Pilatus gegeben:
- Joh. 19,1-3: Jesus wird ausgepeitscht und gefoltert
- Joh. 19,4-8: Pilatus und die Menschenmenge diskutieren
- Joh. 19,9-11: Pilatus und Jesus reden ein letztes Mal
- Pilatus versucht nochmal Jesus freizulassen, scheitert aber!
- Jesus wird zu Unrecht verurteilt. Der König der Könige soll sterben/ das Lamm Gottes wird geopfert.
3.3 Predigt Veranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?
Diese Predigt kann durch eine Vielzahl an Symbolen dargestellt werden. Man kann eine Dornenkrone zeigen oder einen Purpurmantel. Entweder als Bild auf eine PPT oder Real, wenn man Zugang dazu hat.
Es ist möglich auf Bilder zurückzugreifen, die die Folter und die Darstellung Jesu zeigen oder man zeigt das Folterwerkzeug, welches benutzt wurde.
Durch solche Bilder wird es greifbar, was Jesus erlitten hat und wie viel den Herrn unsere Rettung wert war. Nicht nur einfach sein Leben, sondern auch das ganze Leid drumherum.
Als Lesung für diesen Sonntag bietet sich Jesaja 53,1-6 an, da dort beschrieben wird, was Jesus erlitten hat.
Als Lied eignet sich:
- Würdig das Lamm, das geopfert ist (FJ 1, Nr. 146)
- Christ du Lamm Gottes (FJ 4, Nr. 172)
Oder andere
Gesegnete Vorbereitung 😊
(Björn Husfeld)