Monatsthema: Leben als Nachfolger Jesu
Predigtthema: Glaube konkret – mit Jesus leben
Bibelstelle: Johannes 14, 15-31
Verfasser: Thomas Richter
Ein Predigttipp enthält Hilfestellungen für die Verkündigung und ersetzt deshalb nicht das eigenständige Erarbeiten des Bibeltextes und Studieren von Bibelkommentaren.
1. TEXT- UND PREDIGTSCHWERPUNKT
Nun kommt der zweite Teil unserer Themenreihe „Leben als Nachfolger Jesu“ (= Monatsthema). Nachdem in der letzten Predigt der Schwerpunkt darauf lag, wer Jesus ist und was durch ihn für uns geschehen ist, liegt der Schwerpunkt nun darauf, wie wir „mit Jesus leben“ (= Predigtthema). Die zentrale Frage ist, wie Jesus nun gegenwärtig ist und wie sich das auswirkt. Dies gilt es über den Predigttext (Joh 14,15-31) aufzuzeigen.
Ein zentrales Thema wird dabei das Kommen und Wirken des Heiligen Geistes sein. Hierbei ist in besonderer Weise der V. 18 zu beachten, wo Jesus über das Kommen des Heiligen Geistes sagt: „Ich werde euch nicht verwaist zurücklassen, ICH komme zu euch“. Das Kommen des Heiligen Geistes hat also zentral etwas mit der Gegenwart Jesu zu tun. Wenn wir über den Heiligen Geist reden, dann reden wir auch über das Thema: „Christus in uns“ (vgl. Joh 14,16f mit Joh 14,18; vgl. auch Apg 16,6 mit Apg 16,7; vgl. Röm 8,9a mit Röm 8,9b-11+14-16). Deshalb ist die Verbindung Jesus – Geist – Wort zu beachten, denn diese drei, sind zwar zu unterscheiden, aber nicht zu trennen.
Kennzeichen des Geistes: 1Joh 4,2+3
Kennzeichen des Christen: 1Kor 12,3b
2. TEXT- UND PREDIGTANMERKUNGEN
Hilfen zur Auslegung und Anwendung bieten z.B.
* Gerhard Maier. Johannesevangelium 2. Teil – Edition C Bibelkommentar 7 (S. 117-139).
* Werner de Boor. Das Evangelium des Johannes 2. Teil – Wuppertaler Studienbibel (S. 107-119).
* John MacArthur. Die Welt überwinden: Wie Jesus seine Jünger in Johannes 13-16 stärkte. Betanien (S. 79-116 = sehr empfehlenswert).
Hilfreiche Text- und Predigtanmerkungen bieten die Predigttipps von Eckhard Löffler zu Joh 14,15-26 vom 06.05.2007 und Joh 14,19b vom 01.01. bzw. 28.12.2008 (www.wbb-online.de/pt).
Zur Beschäftigung mit dem Predigttext hilft das Anhören (im Sinne von Apg 17,11b) der Predigten von Winrich Scheffbuch vom 28.05.1995 mit dem Titel „Der Heilige Geist – unser Tröster“ (Joh 14,15-19) und vom 03.05.1984 mit dem Titel „Nehmt den Heiligen Geist umsonst“ (Joh 14,15-19) und der Bibelarbeit von Wilfried Plock vom 22.04.2001 mit dem Titel „5 übernatürliche Segnungen, die die Welt nicht genießen kann“ (Joh 14,15-31). Diese Botschaften findet ihr unter www.sermon-online.de, wenn ihr unter „erweiterte Suche“ die Felder „Bibelstelle“ [z.B. Johannes 14] und „Autor“ [z.B. Scheffbuch oder Plock] ausfüllt.
3. TEXT- UND PREDIGTVERANSCHAULICHUNGEN
„Prüfungen können es in sich haben. Das weiß jeder, der gerade im Abitur steckt oder eine Prüfung im Studium vor sich hat oder das alles als Vater, Mutter, Freund oder Schwester, also als „Ko-abhängiger“ durchleidet.
Einem Collegestudenten soll es dabei besonders schlecht ergangen sein. Ein Semester hat er sich auf die mündliche Prüfung in Biologie vorbereitet. Fachgebiet: Ornithologie, Vogelkunde. Er hat alles getan, um die Prüfung zu bestehen. Endlich: Der Tag kommt herbei, die Prüfer sind gekommen, er betritt den Prüfungsraum – und ist fassungslos. Kein Buch, keine Multiple-Choice-Fragen, überhaupt keine Fragen, keine farbigen Fotos von Vögeln. Stattdessen hängen an der Wand 25 Abbildungen von Vogelfüßen. Er soll die Vögel an Hand ihrer Füße identifizieren. Das ist unfair, sagt er zu dem Prüfer, das ist nicht zu schaffen. Es muss zu schaffen sein, sagt der Prüfer, schließlich ist es eine Abschlussprüfung. Nein, sagt der Student, ich weigere mich, ich gehe. Wenn Sie gehen, sind Sie durch die Prüfung gefallen. Gut, dann lassen Sie mich eben durchfallen, sagt der Student und geht zur Tür. O.k., sagt der Prüfer, Sie sind durchgefallen. Wie heißen Sie? Daraufhin rollt der Student die Hosenbeine hoch, zieht die Schuhe und Strümpfe aus und zeigt dem Professor seine Füße: Das sagen Sie mir!
Also: Prüfungen können es in sich haben. Johannes berichtet in seinem Lebensbild von Jesus ausführlich von einer Prüfung, der sich die Jünger unterziehen mussten. Mit ihnen spricht er nämlich so ausführlich wie in keiner anderen Jesusbiographie von seinem Abschied. Ihre Prüfung ist der Abschied von Jesus. 5 lange Kapitel, zwischen dem 13. und dem 17. Kapitel des Johannesevangeliums, ist davon die Rede. Wir nennen sie darum die Abschiedsreden.
Worum geht es? Ich werde Euch bald verlassen, sagt Jesus. Noch eine kurze Zeit, und ich werde mich hier nicht mehr sehen lassen. Mein Weg geht zurück, dahin, wo ich hergekommen bin. Ich werde Euch verlassen, weil ich „erhöht“ werde. Erhöht ans Kreuz, aber dann auch erhöht zum Vater im Himmel. Denn ich verlasse die Welt, und ich kehre zurück zu Gott. Eine kleine Weile noch, sagt er, und dann werdet ihr mich nicht mehr sehen. Jesus spricht mit seinen engsten Mitarbeitern und Anhängern über diesen Abschied. Können wir nicht mit, wir sind doch immer mitgegangen, wenn Du irgendwo hingereist bist. Nein, sagt Jesus, noch könnt Ihr mir nicht folgen. Was sollen wir denn ohne dich anfangen, fragen die Jünger. Ihr werdet meine Arbeit in der Welt fortsetzen, sagt Jesus. Das wird doch schwer, so ohne dich. Wir fühlen uns dem nicht gewachsen. Haltet Euch an das, was ich Euch beigebracht habe, sagt Jesus. Aber die Menschen werden uns nicht sympathischer finden als Dich! Nein, sagt Jesus, und das wird schwer, denn Eure Beliebtheit bei den Leuten wird nicht wachsen. Sie werden Euch nicht mögen, weil Ihr Euch zu mir haltet. Aber Du sendest uns trotzdem los, in diese Verhältnisse hinein? Ja, sagt Jesus, das tue ich. Ich beauftrage Euch, Euch nicht zurückzuziehen. Ich beauftrage Euch, fortzusetzen, was ich begonnen habe. Aber wie sollen wir das machen? Schau uns doch mal an, wen Du da vor Dir hast! Mit uns ist doch kein Staat zu machen. Wir sind wenige, wir sind nicht besonders standhaft, uns geht das Geld aus, wir fürchten uns, und wir sind es überhaupt nicht gewohnt, etwas ohne Dich zu tun. Das schaffen wir nicht!
Es muss den Jüngern vorkommen wie eine unfaire Prüfung. Wie sollen wir klar kommen ohne ihn? Wie soll es weitergehen?“ (Michael Herbst – Predigt vom 20.05.2007).
„Situation: Die Jungschargruppe versammelt sich vor einer Höhle zur Erkundung. Sie warten vor dem Eingang, sind aber nur schwer zu bändigen, da sie in großer Erwartung sind. Dann erfolgt der Eintritt in die Höhle und in dem Augenblick, wo es ganz Dunkel wird, geschieht immer das Gleiche: Die Zähmung der Wilden. Nun gibt es ein Gedränge, den plötzlich ist der Leiter gefragt. Fünf Hände sollte man haben, um all die suchenden Hände zu ergreifen. Aber was ist das für ein Gefühl, das die Kinder plötzlich umschleicht?
Angst? Auch, aber ist das alles? Vielleicht ist es auch das ganz natürliche und tiefsitzende Bedürfnis eines jeden Menschen, das hier zum Ausdruck kommt. Egal ob jung oder alt, groß oder klein, gesund oder krank. Es ist das Bedürfnis nach Führung, der Wunsch sich festhalten zu dürfen, wenn man den Weg nicht mehr sieht, man niemanden mehr sieht, der Lebensweg finster wird. In solchen Situationen an einer Hand gehen zu dürfen, zu wissen, dass mich einer richtig führt – mal ehrlich, ist das nur ein Bedürfnis von Kindern. Dass ich mich einer Person anvertrauen darf, die mich in den Unwegsamkeiten und Dunkelheiten nicht loslässt, sondern bei mir bleibt und die Gewissheit vermittelt, ich bin jetzt gehalten, fest verankert, gesichert – ist das nicht ein Urbedürfnis?
Das ist auch die Situation, die wir im Wort Gottes vorfinden. Das Wort Gottes das wir heute hören stammt aus einer Abschiedsrede. Vorbereitung darauf, dass Jesus nun nicht mehr so mit seinen Jünger unterwegs sein wird wie bisher und somit steht die Frage im Raum: Wie geht es weiter – wer führt uns nun – wer zeigt uns jetzt den Weg? Müssen wir nun allein durchs Leben?“
4. PREDIGTGLIEDERUNG
Glaube konkret – mit Jesus leben heißt:
a) seine Nähe erfahren (V. 15-20)
b) seine Liebe erfahren (V. 21f)
c) sein Reden erfahren (V. 23-26)
d) seinen Frieden erfahren (V. 27-31)
oder nach Wilfried Reuter
a) Gerettet
b) Getröstet
c) Gesandt
oder nach Hartmut Dinkel – wovon der Glaube lebt:
a) Gottes Geist
b) Gottes Liebe
c) Gottes Wort
d) Gottes Friede