Matthäus

Predigthilfe vom 13.1.2008 – Matthäus 6, 1-4

Monatsthema: Leben nach der Berufung des Herrn
Predigtthema: Im

Bibelstelle: Matthäus 6, 1-4

Verfasser: Eckhard Löffler

Vorbemerkungen
Der Vater sieht alles.
Mt 6 beleuchtet die wahren Motive unseres Handelns. Welche Triebfedern beeinflussen das, was ich denke und praktiziere?
G. Maier: „Frömmigkeit umgreift ein weiteres Gebiet als die Gebote und Verheißungen des AT“. Die LEHRE kann unangreifbar („wasserdicht“) sein, bibeltreu geeicht, – das LEBEN dagegen zeigt auf, was „drin steckt“. Biblische Gesetze, Regeln, Formen sind Hilfen für das Leben mit Gott, ein Flussbett für das lebendige Wasser.
Zusammengefasst: Kein Mensch kann sich durch eigene Werke und Gerechtigkeit selbst retten. Jesus zeigt Unterschiede zwischen wahrer und falscher Frömmigkeit auf.

Erklärungen und Tipps für V1-4:
Inhaltsangaben könnten sein: Von der Rentabilität des Glaubens (H. Thielicke); Der Vater sieht alles (Anton Schulte); Das wahre Motiv am Prüfstein Finanzen (Oswald Sanders).

V 1 „Gebt acht“, „Hütet euch“, – d. h. wie vor einem tollwütigen Fuchs.

Wörtl. „Gerechtigkeit nicht vor den Leuten üben“. Luthers Übersetzung mit „Frömmigkeit“ betont den wichtigen Bezug zur Praxis. (1) Das „Gesehen werden“ kommt aus der Sprache des Theaters.
Zwei Praktiken sind gefährlich:
1. Handlungen, die auf Außenwirkung abzielen;
2. das Heucheln einer Hingabe an Gott, die privat und tatsächlich gar nicht so vorhanden ist.
Die Beziehung zu Gott muss sich nicht lohnen! Man braucht keinen Beifall und verzichtet auf Wirkung. (2)
Beifall gehört Gott allein.
Nachfolger Jesu leben unter den Augen ihres Vaters (V4), der sie wohlwollend begleitet und kein Punktekonto für gute Taten führt. (3)
Sie begleiten ihre Mitmenschen und die Umwelt aufmerksam, aufnahmewillig, mitfühlend und aktionsbereit.

Einschub: Erwarten Christen eine himmlische Belohnung für ihren irdischen Einsatz? (4) Zwei Überlegungen:
1. Für Jesus war Belohnung nichts Erniedrigendes, wenn sie nicht am falschen Platz gesucht wurde: Gottes Ehre oder die eigene, – beide gleichzeitig sind nicht möglich.
Jesus erlebte nach Gehorsam und Erniedrigung selbst die Wertschätzung des Vaters (Phil 2; Hebr 12, 2).
2. Die menschliche Natur kennt Lohn und Strafe. (5) Jeder Mensch wünscht sich Erfüllung und Anerkennung, die Frage ist: WO, – vom Publikum oder vom lebendigen Gott?
Schon das Leben mit Gott, mit dem Herrn Jesus Christus, bringt das LEBEN, „wie es im Buche steht“, wenn das Buch die Bibel ist. Das Wissen ‚Gott liebt mich’ motiviert und äußert sich praktisch.
Christliches Leben, frommes Gehabe und Beifallserwartung bringen keine Vorteile für das ewige Leben.
Man kann auch aus EHRSUCHT viel Geld spenden und den Ruf erwerben, ein guter Mensch zu sein.
Aber Ehrsüchtige erhalten nur, was sie gesucht haben: Vorübergehende, leicht durchschaubare Anerkennung von Menschen.
G. Maier: „Jesus will nicht Selbstruhm und Selbstverwirklichung, sondern Hingabe im Dienste Gottes.“

V 2 Unser Begriff ALMOSEN wurde aus dem griechischen Wort „eleemosüne“ gebildet.
Wer damals verarmte, war auf Barmherzigkeit angewiesen. Sozial- oder Krankenversicherungen gab es nicht. Für Jesus ist NORMAL, dass Christen Bedürftige unterstützen. Er sagt nicht „Falls ihr…“, sondern „WENN ihr spendet…“. Spenden ist Standard. Jesus geht es um die Motive.

Nach Gerhard Maier: „Trompetet“ (= Posaunensignal) wurde in der Synagoge, wenn ein besonders großes Opfer eingelegt wurde. Vor besonders bedeutenden Spenden wurde schon auf dem Gang zur Synagoge trompetet. Der Grund war, auch Andere zum Spenden anzureizen. (6)
Offene Spendenlisten, Abkündigungen privater Opfer, Extramitteilungen über hohe Finanzeingänge, Flüsterpropaganda nach hohen Spenden sind nicht im Sinn Gottes. Die Segenswurzel wird dadurch beeinträchtigt.

Die Spendenhöhe sollte dem persönlichen Maß des Glaubens entsprechen, dass der Herr nämlich die entstandene Lücke ausfüllen kann. Sie sollte aber nicht über „das Maß des Glaubens“ hinaus sein (Rö 12, 3).

Für Christen gilt: Reklame in eigener Sache ist out. Das Opfer ist KEINE INVESTITION in höhere Güter, kein Anlagekapital, das sich einmal auszahlen wird. (7) Almosen sollen Anderen helfen und nicht die eigene Frömmigkeit herausstellen.

„Vergelt´s Gott“ ist im Sprachgebrauch. Falls der Spender seine Opfer schon vor seinem irdischen Tod veröffentlicht, seine Leistungen schon hier an die „große Glocke“ hängt, wird er auch hier seine Anerkennung finden. Seine Tat ist immerhin HELFEND, aber die Bewunderung der Menschen reicht. (8)
Jesus nennt solche Spender „Heuchler“. Sie wollen mehr Schein als Sein. Ps 12, 4 stellt diese Gruppe sogar den Gottlosen gleich.

Der Wiedergeborene hat sich Gott ausgeliefert und anvertraut mit ALLEM, was er hat. (9)

V 3f Ein Beispiel. Natürlich sind beide Hände über das Hirn verbunden und führen kein Eigenleben, – der Leib ist eine Einheit. Aber die Rechte kann aufschreiben, was die Linke gerade Gutes für den Herrn tut. Über eigene Frömmigkeit (und die anderer) Buch führen ist doppelte Buchführung. Was echt und allein Gott gewidmet ist, kommt auch dort an (1. Ko 4, 5).
Der innere Mensch verzichtet auf Ruhm. Eine Seite seiner Persönlichkeit vertritt zwar seine eigenen Aktivitäten, seine „Verdienste“ (oft im „Kopf“). Die andere Seite vertritt das „Herz“. Hier geht es nicht um Anerkennung vor den Anderen, sondern um die DANKBARKEIT GEGENÜBER GOTT, – praktisch „unter 4 Augen“.
Dieses Motiv macht frei zu einer „Ganzhingabe“: Leib, Seele, Geist, – Kalender und Konto gehören ihm allein.

Gliederungsvorschlag 1 (nach Dr. Gerhard Maier):
1. Gott will, dass wir helfen
2. Hingabe im Dienste Gottes, keine Selbstverwirklichung
3. Gott vergilt reichlich

Gliederungsvorschlag 2 (nach Gottfried Voigt)
Euer Geben
1. ungesehen
2. absichtslos
3. unbewusst
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Fußnoten
(1) Der Pietismus (lat. pietas = Frömmigkeit) entstand als Erneuerungsbewegung der evangelischen Kirchen im 17. Jahrhundert (Spener, Francke, Zinzendorf). Dem in der Volkskirche verbreiteten Formalismus der Orthodoxie [Hauptsache, die geltende LEHRE wird akzeptiert], wurde ein PRAKTIZIERENDES Christsein gegenübergestellt. Die ECHTHEIT der Frömmigkeit wurde gewichtet, die „FRÜCHTE des Glaubens“ (Gal 5, 22ff) rückten wieder ins Blickfeld. Die persönliche WIEDERGEBURT (Jo 3, 3ff; 1.Petr 1, 3) wurde wichtiger als der Empfang von Sakramenten. Ein Gegensatz zur Theologie der betr. institutionellen Volkskirchen wurde deutlich.
Die „praxis pietatis“ stellt das Selbstverständnis der Kirchen, Gemeinschaften und einzelner Christen bis heute auf den Prüfstand der Echtheit.
(2) Die Christusbeziehung eignet sich in keinem Einzelfall als Theateraufführung, die das Publikum beeindrucken soll.
(3) Die Religionen der Welt verursachen den Stress, einem unbekannten Gott LEISTUNGEN, Opfer, gute Taten nachzuweisen. Das Evangelium von Jesus beschenkt jeden, der will, mit echtem, ewigem Leben (1. Tim 2, 4; Jo 14, 19).
(4) Wer nur Gutes tut, wenn es sich auszahlt, wird dadurch kein „guter Mensch“.
(5) Krasses Beispiel: „Zuckerbrot und Peitsche“. Eine manipulative Einflussnahme erfolgt durch Belohnung oder Erniedrigung.
(6) In Israel und in den USA werden die Spendernamen samt Betrag für Vorhaben wie besondere Bauten in Stein gemeißelt und in die Foyerwände eingefügt.
Auf Taiwan ist es üblich, für jedes Gemeindeglied, bzw. jede Familie einen Spenderumschlag für eine allgemeine Halterung neben der Ausgangstür anzufertigen, auf dem Namen, Spendenhöhe und Datum veröffentlicht werden.
Beispiele noch und nöcher:
Ein Opferkästchen am Ausgang „bringt“ heute am wenigsten.
Geschlossene Opferbeutel werden durch offene Körbe ersetzt – und die Höhe des Opfers steigt.
Listen, auf denen man seine Beihilfe eintragen kann, erhöhen die Opferbereitschaft. Noch stärker wirkt diese Praxis, wenn sich die größten Spender in den ersten Reihen eintragen lassen. – usw.
(7) Auch „der Zehnte“ (Mal 3, 10) ist kein Thema zum Glänzen und Angeben in der Gemeinde.
Diese gute Regel aus dem AT wurde im NT weder aufgegriffen noch zu einem „unverbindlichen Mindestsatz“ für Spenden vorgeschlagen.
(8) Zur Unausweichlichkeit des Lohngedankens schreibt Gottfried Keller (Grüner Heinrich, Bd. I, S. 301):
„Es ist mir begegnet, dass ich einen armen Mann auf der Straße abwies, weil ich, während ich ihm etwas geben wollte, zugleich an das Wohlgefallen Gottes dachte und nicht aus Eigennutz handeln mochte. Dann dauerte mich der Arme, ich lief zurück; und schon während des Zurücklaufens dünkte mich gerade dieses Bedauern wieder geziert.“
(9) Ein altes Evangelisten-Zitat: Gott wird mich einmal nicht danach fragen, wie viel ich für IHN geopfert habe, sondern wie viel ich von dem, was er mir anvertraute, für mich einbehalten habe.