Monatsthema: Ganzes Christsein
Predigttext: 1.Timotheus 5,17-25
Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!
1. Sehen, was dasteht
Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).
1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext
Hilfen zur Auslegung finden sich in den Kommentaren von Fritz Grünzweig (Edition C Bd. 18) und von Hans Bürki (Wuppertaler Studienbibel).
1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes
Paulus schreibt den 1.Timotheusbrief um seinen jungen Schüler Timotheus zu ermutigen. Timotheus war von Paulus in Ephesus zu einem wichtigen Dienst eingesetzt worden. In der Gemeinde gab es falsche Lehren, die nicht mit dem Evangelium übereinstimmten, die sogar von manchen Gemeindeverantwortlichen weitergetragen wurden.
In Kapitel 3,14-15 sehen wir das Anliegen, das Paulus mit diesem Brief hat ganz konkret: „Dies schreibe ich dir […] , damit du weißt, wie man sich verhalten muss im Hause Gottes, das die Gemeinde des lebendigen Gottes ist, die Säule und Grundfeste der Wahrheit.“ Die Hinweise, die Timotheus in diesem Brief erhält, sollen ihm helfen seinen Dienst in der Gemeinde zu tun und sie sollen noch einmal unterstreichen, wie Gott sich das Leben in seiner Gemeinde gedacht hat.
Auch in Kap 5,17-25 stellt uns Paulus ganz konkrete und praktische Gemeindethemen vor Augen. Zunächst geht es um den Umgang mit den Ältesten. Dieses Thema unterteilt Paulus in zwei Aspekte. Paulus erklärt zunächst ganz schlicht, dass die Gemeinde eine Verantwortung hat ihre Ältesten zu ehren. Dieses Ehren soll dadurch sichtbar werden, dass die Ältesten anerkannt und versorgt werden.
Wir sehen bei Paulus, dass er selbst die Versorgung der Gemeinde kaum in Anspruch genommen hat, sondern sich als Zeltmacher selbst finanziert hat. Aber dennoch ist für Paulus sehr klar und er unterstreicht seine Position durch zwei Bibelverse, dass Mitarbeiter, die für die Gemeinde auf einen anderen Broterwerb verzichten, von der Gemeinde einen angemessenen Lohn bekommen sollen.
Als zweiten Aspekt behandelt Paulus, das Vorgehen, wenn Vorwürfe gegen Älteste im Raum stehen. Paulus fordert zum einen eine sehr gründlich Untersuchung, aber dann auch, in dem Fall, dass wirklich Schuld vorliegt eine klare, für die Gemeinde sichtbare Korrektur. Gerade in diesem Falle fordert Paulus (mit sehr eindringlichen Worten) von Timotheus ein unvoreingenommenes und unparteiisches Verhalten.
Ab Vers 22 lesen wir dann noch kurze Hinweise für Timotheus, die Paulus der erfahrene und weise Gemeindearbeiter seinem Schüler weitergibt. Paulus ermahnt Timotheus zu einer sorgfältigen Prüfung, bevor er Mitarbeiter einsetzt. Paulus fordert ihn auf, selbst auf seine Gesundheit zu achten. Und Paulus schließt mit dem ernüchternden, ab sehr lebenspraktischen Hinweis, dass uns Menschen im Blick auf die Sünde anderer Menschen nur ein Teil im Voraus offenbar ist. Manche kommt vielleicht erst nach einer Berufung heraus. Mit den guten Dingen ist es auf der anderen Seite genauso, manche Dinge sind schon im Voraus bekannt, aber so mancher unscheinbare Mitarbeiter wir im Laufe seines Dienstes ein großer Segen.
2. Verstehen, worum es geht
2.1 Hinweise für situative Überlegungen
Der Umgang mit Leitung in der Gemeinde ist ein zentrales Thema. Dabei ist die Frage einer angemessenen finanziellen Versorgung noch am einfachsten zu klären. Immer wieder stellt sich für jedes Gemeindeglied die Frage, wie achte ich persönlich meine Gemeindeleitung? Achte ich sie als meine Hirten? Bin ich bereit mich leiten zu lassen und unterstütze ich sie in der geistlichen Verantwortung, die sie tragen?
Auf der anderen Seite stehen wir als Gemeinde immer wieder in der Herausforderung, wie gehen wir mit Sünde um, die ans Tageslicht kommt. Wie spiegeln wir die Gnade und die Gerechtigkeit und Heiligkeit Jesu wider? Gerade dann, wenn ein Gemeindeverantwortlicher beschuldigt wird, befindet sich eine Gemeinde in einer sehr kritischen Situation. Paulus sieht diese Spannung und deshalb mahnt er ein doppeltes an. Auf der einen Seite fordert Paulus eine gesunde Besonnenheit und eine klare Prüfung der Vorwürfe. Auf der anderen Seite fordert Paulus aber auch für den Fall, dass sich die Vorwürfe als wahr erweisen, eine klare, öffentliche Zurechtweisung, ohne falsche Parteilichkeit. Gerade im Blick auf die Frage im Umgang mit der Sünde, brauchen wir als Gemeinde Gottes Weisheit. Es geht hier darum, sehr klar die Gnade des Evangeliums zu betonen aber auf der anderen auch die verheerenden Folgen von Sünde (nicht nur persönlich, sondern auch für die ganze Gemeinde) deutlich zu machen und die entsprechenden liebevollen, aber klaren Konsequenzen zu ziehen.
Auch die Themen, die Paulus ab Vers 22 anspricht, sind ganz praktische Gemeindethemen. Paulus zeigt, dass er nicht pauschal Alkohol ablehnt, obwohl er an anderer Stelle sehr klar zur Vorsicht mahnt (z.B. Eph 4,18). Auch im Blick auf die Mitarbeiterberufung, die immer wieder eine Frage im Gemeindealltag ist, gibt Paulus eine wichtige Richtung vor. Paulus ermutigt zu einer sorgfältigen geistlichen Prüfung, besonders wenn es um leitende Verantwortliche in der Gemeinde geht. Gerade hier stellt sich für unsere Gemeinden immer wieder die Frage, ob wir zu einer solchen sorgfältigen Prüfung bereit sind. Paulus weiß auch, dass dies mit Aufwand und Mühe verbunden ist, aber er warnt sehr deutlich davor in diesem Bereich unweise Abkürzungen zu nehmen.
2.2 Hinweise für homiletische Überlegungen
In unserem Abschnitt spricht Paulus verschiedene Themen an. Der Schwerpunkt scheint auf dem Umgang der Gemeinde mit den Ältesten zu liegen. Die Grundanliegen von Paulus sollten klar und herausfordernd präsentiert werden. Paulus erwartet von der Gemeinde die Bereitschaft sich leiten zu lassen und die Ältesten auch demensprechend zu achten. Auf der anderen Seite erwartet Paulus zugleich geistliche Wachsamkeit auch gegenüber denen die Verantwortung tragen, aber gepaart mit einer echten Demut und prüfenden Sorgfalt. Paulus erwartet zudem, dass gegen erkannte Sünde klar gehandelt wird.
Es ist wichtig, dass die Predigthörer erkennen, wie Paulus auch, oder vielleicht gerade mit solchen klaren Aussagen um eine lebendige Gemeinde ringt, eine Gemeinde, die in Liebe miteinander unterwegs ist, aber zugleich konsequent und unparteiisch gegen Sünde vorgeht.
Der gleiche Grundgedanke gilt auch, wenn Paulus eine genaue Mitarbeiterprüfung. Wir wollen in der Predigt kein geistliches Misstrauen gegenüber Geschwistern säen, sondern zu einem gesunden, verantwortungsvollen Prüfen einladen. Paulus weiß, wie sehr Gott die Gemeinde liebt. Sie ist die geliebt Braut Jesu und wir sollten wie Jesus mit Sorgfalt auf die Gemeinde achten. Hier ist das Thema Mitarbeiterberufung und besonders Leitungsberufung ganz entscheidend.
Die letzten zwei Verse stellen uns dann auch unsere geistliche Begrenztheit vor Augen, wenn es um das Beurteilen des Lebens von anderen Menschen geht. Wir können nur manches im Voraus erkennen. Wir dürfen daraus, aber nun nicht den Schluss ziehen, dass deshalb jede Prüfung unnütz sei. Nein wir sind trotzdem aufgefordert zu prüfen, aber eben mit einem demütigen und liebevollen Herzen. Wir brauchen die Weisheit unseres Gottes, der alleine bis ganz tief ins Herz hineinschauen kann. Paulus selbst hat bei der Geschichte mit Johannes Markus gemerkt, wie man sich bei der Bewertung eines Mitarbeiters täuschen kann. Aber Paulus hatte die Größe sein Urteil zu revidieren und Johannes Markus als Mitarbeiter wirklich anzuerkennen.
Wir sollten also in der Predigt Mut machen, wirklich sorgfältig zu prüfen, aber mit dem tiefen Bewusstsein, dass manche Dinge evtl. erst später für uns sichtbar werden.
3. Sagen, wo es hingeht
Zur Predigtvorbereitung können die Bibelarbeiten von Heiko Krimmer (über 1.Tim 5,17-25) und Michael Kotsch (über 1.Tim 5,17-6,2) hilfreich sein, die sich bei Sermon Online findet (www.sermon-online.de).
3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?
Die Predigt soll die Vertrauensbeziehung zwischen Gemeinde und Gemeindeleitung stärken und sie soll verdeutlichen, welche Verantwortung die Mitarbeiterberufung mit sich bringt.
3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?
Wie verhalten wir uns gegenüber Gemeindeverantwortlichen?
3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?
- Gemeindeverantwortliche sollen angemessen geehrt werden.
- Vorwürfe gegen Gemeindeverantwortliche sollen sorgfältig geprüft und Schuld soll deutlich angesprochen werden.
- Mitarbeiterberufungen sind eine verantwortungsvolle Aufgabe
3.4 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?
Die Beziehung zwischen Paulus, Barnabas und Johannes Markus kann uns helfen. Sie unterstreicht zum einen, wie wichtig für die Apostel das Prüfen ihrer Mitarbeiter war, zeigt aber auch, wie sich ein erfahrener Christ im Hinblick auf einen Mitarbeiter irren kann.
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(Tobias Schurr)