Römer

Predigthilfe vom 12. August 2012 – Römer 4, 13-25

Monatsthema: Kraft zum Neuanfangen (Abraham)

Predigtthema: Glauben lernen

Bibelstelle: Römer 4,13-25

Verfasser: Thomas Richter

Eine Predigthilfe enthält Hinweise für die Verkündigung und ersetzt deshalb nicht das eigenständige Erarbeiten des Bibeltextes und das Weitergeben der vom Herrn aus dem Predigttext persönlich gehörten Beauftragung zur Botschaft. Unsere Predigt folgt dabei dem Grundsatz Jesu: „Aus der Fülle des Herzens redet der Mund“ (Mt 12,34b). Nur wo der Herr selbst uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)! „So sind wir nun Gesandte an Christi Statt“ (2Kor 5,20a). So suchen wir in der Predigtvorbereitung nach dem, was der Herr uns durch das Wort des Predigttextes sagen will. Es geht um seine Botschaft und wir sind seine Botschafter. Deshalb hören wir zwar auch auf andere Botschafter, z.B. durch die Hinweise der Predigthilfe, verkündigen aber die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufgetragen wird! „Redet jemand im Auftrag Gottes, dann soll er sich bewusst sein, dass es Gottes Worte sind, die er weitergibt“ (1Petr 4,11a – NGÜ).

1. TEXT- UND PREDIGTHILFSMITTEL

Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).

Hilfen zur Auslegung und Anwendung des Predigttextes (Röm 4,13-25) bieten z.B.

* Heiko Krimmer: Römerbrief – Edition C Bibelkommentar Bd. 10 (S. 126-135).

* Werner de Boor: Der Brief des Paulus an die Römer. Wuppertaler Studienbibel NT (S. 110-119).

* Adolf Pohl: Der Brief des Paulus an die Römer. Wuppertaler Studienbibel NT – Ergänzungsreihe (S. 99-106).

* Fred Stallan: Römerbrief – Was die Bibel lehrt Bd. 6. Dillenburg: CV (S. 108-120).

* Walvoord / Zuck (Hg.): Das Neue Testament erklärt und ausgelegt Bd. 4: Matthäus-Römer. Hänssler (S. 578-581).

* Walter Lüthi: Der Römerbrief ausgelegt für die Gemeinde (unter http://walter-luethi.ch/predigtbaende/luethi-roemer.pdf; S. 69-79 zu Röm 4,1-25).

* Theodor Zahn: Kommentar zum NT Bd. 6: Der Brief des Paulus an die Römer (unter http://bitflow.dyndns.org/german/TheodorZahn/Kommentar_Zum_Neuen_Testament_Band_06_Buecher_45_1910.pdf; S. 227-240).

* Joachim Cochlovius. Leben im Zeichen des Kreuzes: Eine Auslegung des Römerbriefes. Neuhausen: Hänssler, 1997 (S. 71-78).

Zur Beschäftigung mit dem Predigttext hilft das Anhören (im Sinne von Apg 17,11b) der Predigt von Winrich Scheffbuch vom 05.06.1983 mit dem Titel „Gott kann man trauen“ (Röm 4,1[8]-25). Diese Botschaft findet ihr unter www.sermon-online.de, wenn ihr unter „erweiterte Suche“ die Felder „Bibelstelle“ [z.B. Römer 4] und „Autor“ [z.B. Scheffbuch, Winrich] ausfüllt. Zu Röm 4,9-25 findet ihr eine Predigt von Philipp Bartholomä (09.10.2011) zum Thema „Gottes atemberaubendes Versprechen“ unter http://www.er-lebt.de/predigtmitschnitte/gottes-atemberaubendes-versprechen-romer-49-25/.

Für die Textlesung bietet die „Neue Genfer Übersetzung“ eine gut verständliche, lesbare und zuverlässige Übersetzung unseres Predigttextes (http://www.ngue.info/online/lesen).

2. TEXT- UND PREDIGTZUSAMMENHANG

 

In den Monaten August bis November steht der Glaube und das Leben von Abraham unter dem Leitwort „Lernen“ im Zentrum unserer Verkündigung. Zur Vorbereitung und Einführung in die alttestamentlichen Predigttexte (1Mose 12-25) führen wir im August das Monatsthema „Kraft zum Neuanfangen“ weiter aus, indem wir über den Predigttext (Röm 4,13-25) unter dem Predigtthema „Glauben lernen“ die Bedeutung des Lebens und Glaubens Abrahams für ein christliches Leben vertiefen. Bitte studiert zur Vorbereitung der Predigt auch Hebr 11,8-19, um die Verbindung von Glaube und Leben Abrahams und seine Relevanz für heute zu entdecken und zu entfalten.

3. TEXT- UND PREDIGTANMERKUNGEN

Beachtenswerte Textanmerkungen und Parallelstellen zu Röm 4,13-25 bietet auch die MacArthur Studienbibel (http://bitflow.dyndns.org/german/JohnMacArthurStudienbibel/45-Der_Brief_Des_Apostels_Paulus_An_Die_Roemer.pdf; S. 1609f) und der Aidlinger Bibellesezettel „Termine mit Gott“ H. 4/2008 (S. 12-14).

Im Jahrbuch für Evangelikale Theologie 5 (1991) ist ein hilfreicher Aufsatz von Eckhard J. Schnabel zum Thema „Glaube als unbedingtes Vertrauen im Neuen Testament“ enthalten (S. 63-86), in dem Prof. Schnabel zu Röm 4,17-25 unter der Überschrift „Glaube und Verheißung“ folgende Anmerkungen macht: „In Röm 4 erklärt Paulus das Wesen des Glaubens als Heilsglauben auf dem Hintergrund des Glaubens Abrahams nach 1Mose 15,6. Die Gerechtigkeit Gottes wird nicht durch Leistung verdient und ist nicht bedingt mit der Beschneidung verbunden, sondern ist Gabe Gottes aufgrund von Glauben. In der zweiten Hälfte des Kapitels beschreibt Paulus die Struktur des Glaubens von Abraham, durch den er der ‚Vater vieler Nationen‘ (4,18) wurde.

1. Glaube gründet in Gottes Verheißung. Abraham glaubte ‚auf Hoffnung hin, damit er ein Vater vieler Nationen werde‘ (4,18). Der Glaube Abrahams bestand in seinem rückhaltlosen Vertrauen auf die konkrete Zusage Gottes, dass er einen Sohn und in diesem eine unzählbare Nachkommenschaft haben würde (1Mose 15,1-6). Inhalt seines Glaubens war nicht die verheißene Nachkommenschaft als solche, sondern die Zusage Gottes, das heißt die allmächtige Souveränität Gottes in seinem Wort. Authentischer Glaube setzt sich nicht autonom eigene Ziele, erstellt nicht nach eigenen Gesetzen subjektiv motivierte Pläne, bildet sich nicht selbst wünschenswerte Sachverhalte ein. Glaube an Gott ist nicht Einbildung, sondern verlässt sich auf konkrete Zusagen Gottes. Authentischer Glaube bedeutet nicht, einfach an das Unmögliche zu glauben, vielleicht nur wegen der Dramatik der Unmöglichkeit. Vertrauender Glaube verlässt sich auf die göttliche Verheißung und wird von der göttlichen Verheißung kontrolliert und bestimmt. Die Kraft vertrauenden Glaubens liegt nicht im Akt des Glaubens, sondern in der Verheißung Gottes selbst, deren Wortmächtigkeit Schöpfermacht ist.

2. Wahrer Glaube vertraut auf Gottes Schöpferkraft. Abraham glaubte an Gott als den, ‚der die Toten lebendig macht und das Nichtseiende ruft, wie wenn es da wäre‘ (4,17). Wie Gott am Beginn der Schöpfung durch sein Wort aus Nichts das All geschaffen hat, und wie Gott am Ende der Schöpfung in der Totenauferweckung die Toten lebendig machen wird, so kann er in der Gegenwart allmächtig und wirkkräftig Neues schaffen – neues Leben wo das Todesurteil des Gesetzes gültig ist, Friede wo Gottes Zorn offenbart wird, Gerechtigkeit wo Ungerechtigkeit besteht, Heil wo Unheil herrscht. Im Hintergrund steht in Röm 4 die Bekehrung Abrahams: die Bekehrung des Menschen zu Gott ist nur möglich durch die Wirkung der machtvollen Schöpferkraft Gottes. Sie ist ein übernatürliches Geschehen, das von Gott selbst verursacht wird. Authentischer Glaube ist deshalb nicht primär eine Haltung des Menschen, zu der sich dieser entschließt, sondern: Einsicht in das Geschaffensein der sichtbaren Wirklichkeit, Erkenntnis der eigenen Kreatürlichkeit, Anerkennung der Abhängigkeit von Gott. Glaube als bedingungsloses Vertrauen verlässt sich auf die Schöpfermacht Gottes.

3. Authentischer Glaube ist nicht an menschliche Kalkulation gebunden. Abraham glaubte ‚gegen Hoffnung‘ (4,18): er verließ sich auf Gottes Verheißung, obwohl diese im Widerspruch zu aller menschlichen Erwartung stand. Menschlich gesehen gab es keine Hoffnung. Menschlich-realistisch betrachtet konnte sich Gottes Verheißung nicht erfüllen. Bedingungslos vertrauender Glaube hat sich vom Fixiertsein auf menschliche Bedingungen gelöst und sich an den Bedingungen Gottes festgemacht, auch wenn diese ihm noch unbekannt sind.

4. Bedingungslos vertrauender Glaube kennt die Realität. Abraham sah ‚seinen eigenen, schon erstorbenen Leib an, da er fast hundert Jahre alt war, und das Absterben des Mutterleibes der Sara‘ (4,19). Abraham wusste um die biologische Unmöglichkeit der Kinderzeugung bei Hundertjährigen. Abrahams Glaube wurde mit der faktischen Realität der Unfruchtbarkeit konfrontiert. Er hat die Wirklichkeit nicht verniedlicht, verharmlost oder ignoriert, sondern sein ‚Augenmerk‘ auf sie gerichtet, sie bewusst wahrgenommen, die Tatsachen ehrlich anerkannt. Authentischer Glaube ist nicht oberflächlich, schwebt nicht über dem Boden der Wirklichkeit, sondern nimmt die Situation bewusst zur Kenntnis. Wer weiß, dass er bei sich selbst keine Kraft suchen kann, kommt umso klarer zur unbeschränkten Anerkennung und Annahme der Gabe Gottes. Die Stärke vertrauenden Glaubens ist seine Rückhaltlosigkeit: Abraham konnte nichts tun. Bedingungslos vertrauender Glaube ist realistisch, gibt aber der menschlich gesehen unlösbaren Situation nicht den Vorrang vor dem Vertrauen auf Gottes Schöpfermacht: er vertraut auch und gerade angesichts der Unmöglichkeit den Möglichkeiten Gottes.

5. Solcher Glaube ist nicht unangefochten, überwindet aber aufkommenden Zweifel. Abraham ‚zweifelte nicht durch Unglauben an der Verheißung Gottes‘ (4,20). Der selbst gewählte Ausweg Abrahams aus dem Dilemma der Unfruchtbarkeit Saras (1Mose 16,1-3) wird von Paulus nicht mehr erwähnt. Abraham hat sein Vertrauen auf Gottes Verheißung und auf Gottes Schöpfermacht nicht preisgegeben. Er hat Gottes Zusage nicht weniger ernst genommen als die Umstände, die ihr widersprachen. Vertrauender Glaube ist nicht auf die Überwindung der aussichtslosen Situation als solche gerichtet – Abrahams Glaube war kein ‚Glaube an Nachkommenschaft‘ -, sondern auf Gottes Verheißung und Allmacht und kann deshalb in der Anfechtung bestehen.

6. Bedingungslos vertrauender Glaube erfährt die Stärkung durch Gott. Abraham ‚wurde gestärkt im Glauben‘ (4,20). Indem Abraham auch in der Anfechtung weiter glaubte, wurde er von Gott gestärkt. Authentischer Glaube wächst nicht durch Selbstreflexion oder Meditation, sondert im konkreten Einsatz des Vertrauens. Deshalb gibt Glaube immer Gott die Ehre (4,20). Bedingungslos vertrauender Glaube, der sich auf Gottes Schöpfermacht verlässt, verherrlicht Gott: und indem der Mensch Gott verherrlicht, erreicht er die Bestimmung seines Lebens“ (S. 81-83 ohne Fußnoten).

4. PREDIGTGLIEDERUNGEN

Glauben lernen durch die

a) Zusage (V. 13-18)

b) Absage (V. 19-22)

c) Ansage (V. 23-25)

 

Nach Wilhelm Wagner:

a) Hoffnung, die mutig macht

b) Hoffnung, die gelassen macht

c) Hoffnung, die frei macht