Monatsthema: Gottes Reichtum verwalten
Predigtthema: Glaube konkret – durch Gottes Geschenk erfüllt
Bibelstelle: Apostelgeschichte 2,14-21
Verfasser: Thomas Richter
Ein Predigttipp enthält Hilfestellungen für die Verkündigung und ersetzt deshalb nicht das eigenständige Erarbeiten des Bibeltextes und Studieren von Bibelkommentaren.
1. TEXT- UND PREDIGTSCHWERPUNKT
Unser Predigtanlass ist das Pfingstfest und unser Predigttext (Apg 2,14-21) ist der Anfang der Pfingstpredigt des Petrus, die in das Pfingstgeschehen in Apg 2,1-41 eingebettet ist. Folgender Zusammenhang ergibt sich für unseren Predigttext:
* Das Kommen des Geistes in den Kreis der Jünger in Jerusalem (V. 1-4)
* Das Kommen des Geistes zu den Juden aus der Diaspora in Jerusalem (V. 5-13)
* Die Erklärung des Kommen des Geistes durch die Predigt des Petrus (V. 14-21)
* Die Erklärung der Auferstehung und der Himmelfahrt Jesu durch die Predigt des Petrus (V. 22-36)
* Die Reaktion der Hörer in Jerusalem auf die Predigt des Petrus (V. 37-41)
Der Predigttext enthält zwei Schwerpunkte. Zuerst erfolgt die Klarstellung (V. 14f), indem verleumderische Anfeindungen und fadenscheinige Erklärungsversuche (vgl. V. 12f) von Petrus (die anderen „Elf“ stehen hinter ihm!) abgewehrt werden. Die Richtigstellung erfolgt dann durch den Schriftbeweis, indem Petrus die Ausgießung des Heiligen Geistes (V. 1-11) in den Rahmen des Wortes Gottes einordnet und so erklärt (vgl. V. 16-21 mit Joel 3,1-5). Diese Richtigstellung erfolgt in zwei Schritten. Zuerst durch die Klarstellung, dass diese Ereignisse den Anfang der Erfüllung einer biblischen Verheißung darstellen (V. 16) und dann durch die detaillierte Darstellung dieser Verheißung (V. 17-21). Die Ausgießung des Geistes bildet den Aufhänger, damit Petrus dann zentral über das Werk Jesus predigen kann. Von daher gilt es zu beachten, dass die Frage nach dem Kommen und Wirken des Geistes nicht losgelöst von dem Kommen und Wirken von Jesus verstanden werden kann (= christologische Perspektive der Verkündigung). Was in Apg 1,5+8 verheißen wurde (vgl. Predigt vom 29.05.2011), hat nun seine Erfüllung gefunden.
Für die Textlesung bietet die „Neue Genfer Übersetzung“ eine gut verständliche, lesbare und zuverlässige Übersetzung unseres Predigttextes (www.ngue.info). Um den Zusammenhang besser erfassen zu können, empfiehlt sich für die Textlesung das Pfingstereignis mit vorzustellen (Textlesung: Apg 1,1-21).
2. TEXT- UND PREDIGTANMERKUNGEN
Hilfen zur Auslegung und Anwendung bieten z.B.
* Heinz-Werner Neudorfer. Apostelgeschichte 1.Teil – Edition C Bibelkommentar 8 (S. 53-68).
* Werner de Boor. Die Apostelgeschichte – Wuppertaler Studienbibel NT (S. 56-61).
* James Anderson. Apostelgeschichte. Was die Bibel lehrt 5 (S. 21-33).
* Martin Holland. Die Propheten Joel, Amos und Obadja – Wuppertaler Studienbibel AT (S. 60-68).
* Winfried Meißner. Bücher Joel & Obadja. Edition C Bibelkommentar AT 36 (S. 173-191).
Hilfreiche Anmerkungen für die Verkündigung enthalten die Predigthilfen für den 19.05.2002 zu Apg 2,1-21 von Günther Ott, für den 17.06.2001 zu Apg 2,14-28 von Dr. Heiko Krimmer und für den 27.03.2005 zu Apg 2,14-39 von Dr. Heiko Krimmer (siehe unter www.studienbibel.de). Bitte lest diese Predigthilfen noch einmal gründlich durch.
Zur Beschäftigung mit dem Predigttext hilft das Anhören (im Sinne von Apg 17,11b) der Predigten von Winrich Scheffbuch vom 01.02.2000 mit dem Titel „Eine einzigartige Nachricht“ (Apg 2,14-36) und vom 07.06.1992 mit dem Titel „Sehnsucht nach Gottes Geist“ (Apg 2,1-18). Diese Predigten findet ihr unter www.sermon-online.de, wenn ihr unter „erweiterte Suche“ die Felder „Bibelstelle“ [z.B. Apostelgeschichte 2] und „Autor“ [z.B. Winrich Scheffbuch] ausfüllt.
3. TEXT- UND PREDIGTVERANSCHAULICHUNGEN
Zum Predigteinstieg (nach Konrad Eißler): „Wohl war er nie auf den Mund gefallen. Sein Meister litt immer wieder an seinem fixen Mundwerk. In Gethsemane bekam er sogar eins auf seine große Klappe, als er mit dem Säbel wild durch die Gegend fuchtelte. Aber im Hof des hohepriesterlichen Palastes wurde er ganz klein und mickrig. Nicht einmal vor der Magd mit dem Putzeimer wagte er ein wahres Wort. »Ich kenne diesen Typ nicht«, so hat er gesagt. Genau dieser feige, verängstigte Petrus aber steht am Pfingstmorgen vor der Menge und sagt den Leuten ins Gesicht: »Diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, hat Gott zum Herrn und Christus gemacht.« Welchen Mut hat sich dieser Mann angetrunken, solche Wahrheit vor der ganzen Menge vom Stapel zu lassen? Welche Ego-Behandlung hat er durchgemacht, solche Wahrheit unverblümt erbosten Menschen entgegenzuhalten? Welche seelischen Klimmzüge hat er fertiggebracht, solche Wahrheit ohne Rücksicht auf Verlust an die Öffentlichkeit zu bringen? Nichts von alledem. Das war kein Mannesmut und keine Therapie und kein Klimmzug, sondern das Wunder des Heiligen Geistes, der einen schwachen Menschen zum Zeugen seiner Sache bestellt. Immer ist das so, dass dieser Geist Leute befähigt, in aller Schlichtheit und Direktheit weiterzusagen: Jesus ist Christus! Es lebt keiner, dem der Heilige Geist nicht die Zunge lupfen will: dem Jugendleiter, der die Andacht bei der Gruppenstunde gestrichen hat, dem Schüler, der in der Klasse zu allem ja und amen sagt, dem Azubi, der an der Werkbank mit den Wölfen heult, dem Zeitgenossen, der sich lieber die Zunge abbeißt. Aus stummen Leuten sollen fröhliche Zeugen werden, die den Mund nicht mehr halten können über diese Botschaft: Jesus ist Christus“ (nach Konrad Eißler. Kurz gesagt.).
Nach Alfred Christlieb ergeben sich folgende Wirkungen des Geistes auf Petrus:
„Wenn wir den Petrus als Zeugen Christi am Pfingsttage beobachten, so erkennen wir an ihm drei herrliche Wirkungen des Geistes Gottes, die für alle Christen begehrenswert sind.
* Petrus bleibt ruhig bei Schmähungen: Als die gewaltigen Wirkungen des Pfingstgeistes damals an den Aposteln sichtbar wurden, hörte man von Spöttern die frechen Hohnworte: »Sie sind voll süßen Weins« (Apg 2,13). Dieser Ausdruck stellte eine grobe Beleidigung der Apostel dar. Dieser Kränkung gegenüber galt es, in Gottes Kraft wahre Frömmigkeit zu beweisen. Wäre Petrus in bitteren Zorn geraten und hätte er mit gleicher Münze den Spöttern heimgezahlt, so hätten die Scharen der Zuhörer wohl wenig Achtung vor der neuen Gotteskraft bekommen. Sie hätten gedacht: »Der Pfingstgeist mag sein, was er will – den gekränkten Ehrgeiz lässt er ruhig weiterleben. Lasst uns auch nicht die Zahl der Christen vermehren, die lieb und fromm bleiben, solange man sie in Ruhe lässt, die aber aufbrausen und in Wut geraten, wenn man ihnen zu nahe tritt! Lasst uns in der Kraft des Heiligen Geistes stille bleiben auch bei den rohesten Vorwürfen! Hanna wurde nicht böse, als Eli sie bei ihrem anhaltenden Gebet für eine betrunkene Frau hielt (1Sam 12-16). David blieb still, als sein Bruder Eliab ihm ohne Grund Vermessenheit und Bosheit vorwarf (1Sam 17,28). So ließ sich auch Petrus durch die Schmähungen der Gegner nicht aufregen, er begegnete ihnen mit ruhiger Entschiedenheit und bezeugte den wahren Sachverhalt: »Diese sind nicht trunken, wie ihr wähnet, sondern das ist’s, was durch den Propheten Joel gesagt ist: Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, ich will ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch« (V. 15-17).
* Petrus ist mutig in größter Gefahr: Wir sehen den Petrus voll Mut in Augenblicken größter Gefahr. Vor ihm stand eine große Menge. Unter ihr waren viele, die vor kurzer Zeit Jesus ans Kreuz gebracht hatten. Wie gefährlich war es, diesen Massen öffentlich zu sagen: »Jesum von Nazareth, den Mann, von Gott unter euch mit Taten und Wundern und Zeichen erwiesen …, habt ihr genommen … und ihn angeheftet und erwürgt« (V. 22f)! Wie leicht konnte die Volkswut, die Jesus ans Kreuz gebracht hatte, sich gegen seinen Jünger wenden und ihm ein gleiches Schicksal bereiten! Petrus machte mit seinen Worten die Menschen zu »Sündern«. Und das ist gefährlich! Es hätte ihn das Leben kosten können. Ohne den Pfingstgeist hatte Petrus in der Stunde der Verleugnung vor einer Magd ängstlich und schmählich versagt. Nun aber stand er in der Kraft des Gottesgeistes da als ein Bekenner, der Todesgefahr verachtete. Der Pfingstgeist macht mutig! Schön war Jonathans Mut, als er mit seinem Waffenträger allein den Berg hinaufkletterte zum Streit gegen die Philister (1Sam 14,13). Lieblich war der Mut jener Helden Davids, die mitten aus der Philister Lager Wasser holten (1Chr 11,18). Doch herrlicher ist der Mut der Pfingstzeugen, die einer feindlichen Welt ihre Sünde gegen Jesus aufweisen, dann aber die Einladung zum vollen Heil Gottes in Jesus Christus folgen lassen. Gott gebe uns durch seinen Geist heiligen Mut, der wie Stephanus Zeugnis ablegen (Apg 7) und wie Daniels Freunde auch dann fest bleiben kann (Dan 3), wenn eigene, natürliche Kühnheit nicht mehr ausreicht!
* Petrus bleibt göttlich besonnen: Eine dritte Wirkung des Heiligen Geistes erkennen wir in dem Umstand, dass Petrus in stürmischen Ereignissen volle Besonnenheit bewahrte. Wie aufregend war diese gewaltige Stunde! Von allen Seiten strömten Scharen von Menschen zusammen, Einheimische und Auswärtige (V. 5f). Alle lauschten dem Wort des Petrus. Die Augen und Ohren von Tausenden waren gespannt auf ihn gerichtet. Er war der Wortführer in großer, denkwürdiger Stunde. Diese Situation hatte ihre eigentümlichen Gefahren. Wie leicht hätte Petrus sich in dieser wichtigen Rolle gefallen und sich etwas einbilden können! Wie nahe lag die Gefahr, sich selbst zu bespiegeln und groß zu machen! Petrus tat das nicht. Vielmehr sehen wir, wie er jene einzigartige Gelegenheit ausschließlich dazu benutzt, Jesus seinen Zuhörern groß zu machen und ihre Aufmerksamkeit auf Gottes Wege und Verheißungen in der Heiligen Schrift zu richten. Und wie besonnen bleibt Petrus in der Seelsorge, als Tausende plötzlich erweckt werden und das große Fragen anhebt: »Was sollen wir tun?« (V. 37). Ist da die Antwort einfach: »Glaubt nur, dass Jesus euch vergeben hat und alles ist gut?« Nein, die Antwort lautet: »Tut Buße!« (V. 38). D. h.: »Ändert euern Sinn!« Petrus und die andern Apostel reden nicht der Oberflächlichkeit das Wort. Sie arbeiten vielmehr auf gründliche Erneuerung hin. Es ist ihnen nicht genug, zu merken, dass ihre Hörer innerlich vom Wort Gottes getroffen sind. Sie fordern unentwegt eine gründliche, echte Sinnesänderung. Zugleich aber machen sie auch wieder Mut und locken die Menschen, in der Taufe der Vergebung der Sünden gewiss zu werden und die köstliche Gabe des Heiligen Geistes zu suchen. Wie mancher Arbeiter im Reich Gottes ist den Gefahren der Unbesonnenheit, der Oberflächlichkeit und des Hochmuts verfallen, wenn große Gelegenheiten sich vor ihm auftun! Der Pfingstgeist bewahrte Petrus, dass er weder empfindlich noch zornig, weder ängstlich noch unbesonnen wurde. Er wolle uns mit der gleichen Kraft und Bewahrungsgnade erfüllen!“ (nach Alfred Christlieb. Licht von Oben. Bd. 3).
4. PREDIGTGLIEDERUNG
Durch Gottes Geschenk erfüllt:
a) Die Klarstellung (V. 14f)
b) Die Feststellung (V. 16)
c) Die Darstellung (V. 17-21)
oder nach Wiltrud Morlock:
a) Erlebtes Jesuswort
b) Erfüllte Prophezeiung
c) Erhärtete Fakten
oder nach Jürgen Höss:
a) Ein Tag der Gnade
b) Ein Tag des Verstehens
c) Ein Tag der Bewegung