Predigtthema: Freude am Evangelium von Jesus
Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!
1. Sehen, was dasteht
Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).
1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext
Der Text ist Teil des sogenannten „Freudenbriefes“ des Paulus, der aus der Gefangenschaft geschrieben wurde (Phil 1,13). Passend dazu ist das Thema der Predigtreihe: „Stabile Freude“.
In dem Brief wendet sich Paulus sehr persönlich an die Gemeinde in Philippi, die ihm besonders nahesteht (Phil 1,3–11). Der Abschnitt für diesen Sonntag gehört zur Eingangseinheit (Phil 1,1–26), in der Paulus Rechenschaft über seine Lage ablegt und das Evangelium sowie die Größe Jesu in den Mittelpunkt stellt.
Er berichtet von seinen äußeren Umständen (Gefangenschaft), zeigt aber auch, wie diese der Förderung des Evangeliums dienen (V. 12-14). Er geht auf verschiedene Motivationen für die Verkündigung ein – positive wie negative – und kommt zu dem Schluss, dass die Verkündigung der guten Botschaft entscheidend ist (V. 15-18a). Bei aller Freude über die geniale Botschaft, die uns zum Heil führt, geht es dabei aber um die Verherrlichung Jesu (V. 18-20).
Paulus gibt einen Einblick in seine Herzenseinstellung: Christus-Zentriertheit, Freude trotz Bedrängnis, Hoffnung auf Rettung – zusammengefasst: die Freude am Evangelium.
Umstritten ist der Ort, an dem Paulus sich im Gefängnis befand. Dies ist für die Auslegung dieses Abschnitts durchaus relevant. Dazu gibt es vor allem drei Thesen, die ich hier nur knapp darstelle:
| These | Zeit | Argumente |
| Rom (klassisch) | 60-62 n. Chr. | Apg 28,16-31 Phil 1,13 – die kaiserliche Garde? Das erwartete Todesurteil in Phil 1,20ff |
| Ephesus | 53-55 n. Chr. | 2Kor 1,8-10 – schwere Bedrängnis in Asia – Haft? Nähe zu Philippi – schnelle Kommunikation (Phil 2,25f) Phil 1,13 – das Wort bedeutet auch Statthalterresidenz |
| Cäsarea | 57-59 n. Chr. | Apg 24,27 – zwei Jahre in Haft dort Phil 1,13 – könnte die Statthalterresidenz meinen |
Der größte Nachteil der traditionellen These (Rom) ist die große Entfernung zu Philippi und den anderen Städten, an die Paulus aus der Gefangenschaft schrieb. Trotzdem neige ich dazu, dass Paulus die Briefe und insbesondere den Philipperbrief aus Rom schrieb. Gegen Ephesus spricht, dass von dort nirgends eine Gefangenschaft explizit überliefert wird. Gegen Cäsarea spricht, dass es keine Hinweise auf den Kontext von Cäsarea im Philipperbrief gibt. Die Gefangenschaft in Rom lässt sich hingegen – abgesehen von der großen Distanz – sehr gut mit dem Philipperbrief verbinden.
- Die Beschreibung in Apg 28,16-31 entspricht einem zweijährigen Hausarrest, während der Paulus alle, die zu ihm kamen, empfing, und das Evangelium verkündete. Das passt gut zur relativen Freiheit, die in Phil 1,12-20 beschrieben wird.
- Mehrere Begriffe sind zwar nicht eindeutig auf Rom zu beziehen, lassen sich aber sehr gut damit verknüpfen: In Phil 1,13 kann der Begriff „Prätorium“ für die kaiserliche Garde stehen. In Phil 4,22 erwähnt Paulus die aus dem Haus des Kaisers, was auf Christen in kaiserlichem Dienst hinweist.
- Paulus rechnet mit der Möglichkeit, hingerichtet zu werden (Phil 1,20f), was sich am besten mit der Gefangenschaft in Rom verknüpfen lässt.
1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes
Einige Gedanken sind aus der Predigthilfe von Mirko Lau vom 29.11.2020 zu Phil 1,12-26 übernommen.
Paul Murdoch, Philipper, C-Edition
Detlef Häußer, Philipper, Historisch-Theologische Auslegung
1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes
Zentraler Begriff:
Evangelium (gr. εὐαγγέλιον):
- Gute Nachricht von Jesus Christus. Im Philipperbrief taucht das Wort häufig auf. Es lohnt sich, die entsprechenden Stellen einnmal durchzugehen. Es geht um Gemeinschaft im Evangelium (Phil 1,5), um die Verteidigung des Evangeliums (Phil 1,7.16), um die Verkündigung und Verbreitung des Evangeliums (Phil 1,12; 4,5) sowie um den Kampf für das Evangelium (Phil 1,27; 4,3).
- Eine mögliche Definition des Evangeliums ist: Das Evangelium ist die gute Nachricht, dass Gott durch Jesus Christus die verlorene Welt rettet:
Durch sein Leben, seinen stellvertretenden Tod am Kreuz und seine Auferstehung hat Jesus die Sünde, den Tod und das Gericht überwunden.
Jeder Mensch, der an ihn glaubt, wird durch Gnade gerechtfertigt, empfängt den Heiligen Geist und bekommt neues Leben in der Gemeinschaft mit Gott – jetzt und in Ewigkeit (1Kor 15,1-5; Röm 1,16-17; Mk 1,14-15). - Oft ist das Evangelium auch mit Freude verknüpft. So heißt es in unserem Abschnitt in Phil 1,18 einerseits, dass sich Paulus an der Verkündigung der guten Botschaft freut. Andererseits heißt es, dass er sich auch weiterhin freuen wird, weil das Evangelium ihm zum Heil führen wird.
Spannung im Text:
- Trotz widriger Umstände (Gefängnis, Verkündiger mit falscher Motivation, Missgunst) überwiegt bei Paulus die Freude – nicht an seiner Lage, sondern am Vorankommen des Evangeliums und am Evangelium selbst.
Vers 12-14: Fortschritt des Evangeliums
Paulus schrieb den Brief aller Wahrscheinlichkeit nach während der Zeit seines römischen Hausarrests (Apg 28, 30-31), ca. 62 n. Chr.
Er betont, dass seine Gefangenschaft kein Rückschlag ist, sondern ein Mittel zur Ausbreitung des Evangeliums.
Sein Zeugnis im Gefängnis hat eine missionarische Wirkung auf die Soldaten („Prätorianer“) und ermutigt andere Gläubige zur Furchtlosigkeit.
Selbst in dieser herausfordernden Lage erzählt Paulus nicht von sich selbst, sondern redet stattdessen vom Schicksal des Evangeliums. Seine Lage diente – wider Erwarten – der Verbreitung des Evangeliums.
„Seine eigene Lage nimmt er nicht so wichtig. Für ihn ist sein persönliches Ergehen unmittelbar und untrennbar mit dem Fortschritt des Evangeliums verbunden.“ (Häußer)
Vers 12: Förderung (προκοπή): Fortschritt, Durchbruch – beschreibt eine „Pionierbewegung“ des Evangeliums, die scheinbare Rückschläge überwindet. Die Verbreitung der guten Botschaft lässt sich nicht aufhalten. Möglicherweise ist das ein Wortspiel, da das Wort für „Hindernis“ im Griechischen nur minimal anders lautet (προσκοπή). Wider Erwarten wird es jedoch nicht zum Hindernis, sondern zur Förderung.
Vers 13: In diesem Vers sind zwei Fragen zu klären:
Was ist mit dem Wort „Prätorium“ gemeint?
- Das Wort selbst hat unterschiedliche Bedeutungen. Je nachdem, welcher Gefangenschaft man den Brief zuordnet, kann das Wort unterschiedlich gedeutet werden.
- Es kann sich entweder für eine Personengruppe beziehen: die kaiserliche Garde, also die Leibwache des Kaisers, diejenigen, die immer in seiner Nähe war. Es kann auch für die Prätorientruppe stehen, also die Soldaten, die einem Prätor in seiner Kaserne zugeordnet wurden. Diese Bedeutung ist jedoch umstritten und bisher nicht sicher belegt.
- Es kann auch für ein Gebäude stehen: den Sitz des Prätors, die Amtswohnung des Provinzstatthalters oder die Residenz eines politischen Vertreters. Hier wird diskutiert, von welchem politischen Amt der Sitz Prätorium genannt wurde und ob sich das mit einer Gefangenschaft in Ephesus oder Cäsarea tatsächlich gut verknüpfen ließe. Darauf werde ich hier nicht ausführlich eingehen. In Vers 13 scheint mir eine Auslegung als Personengruppe wahrscheinlicher, da eine Botschaft dem „Prätorium“ offenbar wird.
- Da ich den Brief in eine römische Gefangenschaft datieren würde, lässt sich das Wort am besten auf die kaiserliche Garde beziehen, also auf die Personen, die sich direkt im Umfeld des Kaisers befanden (passt gut zu Phil 4,22). Das Evangelium hat sich sogar bei der Leibwache des Kaisers herumgesprochen!
Was bedeutet es, dass allen bekannt wird, dass er die „Fesseln für/in/wegen Christus“ trägt?
- Liegt der Schwerpunkt des Gedankens darauf, dass alle hören, dass er im Gefängnis ist, und dass dies dem Evangelium dient, weil viele von ihm hören?
- Schwingt hier eine Wendung zum Guten mit, sodass alle hören und verstehen, dass er nur wegen seines Glaubens im Gefängnis ist? Das könnte bedeuten, dass er keine politische Straftat begangen hat und wäre somit ein Indiz dafür, dass er bald freigelassen werden könnte, was wiederum den Evangelium dienen würde.
- Oder liegt der Fokus darauf, dass die Leute die gute Botschaft mitbekommen haben, weil Paulus im Gefängnis ist, wo er z.B. in Verteidigungsreden davon erzählen konnte? Möglicherweise weist das Mitleiden des Paulus mit Christus auch direkt auf die gute Botschaft vom Kreuzestod hin (vgl. Phil 3,10).
- Die erste These scheint mir nicht schlüssig, da die Betonung auf „für Christus“ und nicht allein auf dem Gefängnis liegt. Da es in den Versen 20f so klingt, als würde Paulus damit rechnen, dass er bald sterben könnte, würde ich auch die zweite These – die Wendung zum Guten – ablehnen. Auch wenn diese These die Zuversicht in 1,14 erklären könnte. Somit denke ich, dass vielen Leuten das Evangelium selbst bekannt wurde, weil Paulus wie Jesus für andere Menschen leidet und weil er die Möglichkeit nutzt, vielen Menschen die gute Botschaft zu erzählen.
Vers 14:
Warum gewinnen viele Geschwister durch den Gefängnisaufenthalt von Paulus die Zuversicht, das Wort Gottes ohne Furcht zu reden? Würde man nicht genau das Gegenteil erwarten?
- Es sind nur „die meisten“, die dadurch im Vertrauen auf den Herrn gewachsen sind und furchtlos das Evangelium weitersagen.
- Gewinnen sie nur Zuversicht, weil Paulus Rehabilitierung geglückt ist? Diese Auslegung hängt mit dem Verständnis von Vers 13 zusammen. Wenn es dort darum geht, dass allen klar wird, dass Paulus nicht wegen politischer Straftaten, sondern wegen seines Glaubens im Gefängnis ist, könnte diese Aussicht auf Entlassung ihnen Zuversicht geben. Das scheint mir unwahrscheinlich zu sein, da auch damals nicht alle, die sich für die Verkündigung des Evangeliums einsetzten, gerettet und entlassen wurden (z.B. Apg 13,2).
- Naheliegender ist, dass sie von dem Umgang von Paulus mit der Gefangenschaft und der Entwicklung daraus motiviert waren: Gottes Plan der Verkündigung seines Wortes steht über den Herausforderungen und Gefahren der Zeit und wird nicht scheitern. Das menschliche Vorbild von Paulus spornt sie an, die gute Botschaft zu verkündigen, auch wenn dies Gefahren mit sich bringt. Sie sehen, dass Paulus auch im Gefängnis sein Vertrauen und seine Zuversicht auf den Herrn nicht verliert – obwohl er damit rechnet, zu sterben. Und die gute Botschaft selbst, das Evangelium, motiviert und muss weitererzählt werden.
- Deutlich wird durch die Aussage der Furchtlosigkeit auch, dass die Verkündigung des Evangeliums immer ein Wagnis bleibt und Mut erfordert.
Vers 15-18a: Verschiedene Arten von Verkündigern
Diese Verse sind wie ein kleiner Exkurs eingeschoben. Nicht alle Verkündiger sind einfach furchtlos, sondern manche haben auch negative Motivationen bei der Verkündigung des Evangeliums. Es ist nicht ganz klar, ob es sich um dieselben Verkündiger wie in Vers 14 handelt. Möglicherweise hatten also einige der furchtlosen Verkündiger schlechte Motive – oder es wird eine andere Gruppe angesprochen.
Paulus thematisiert zwei Predigtmotive:
- Aus Liebe (echte Mitstreiter),
- aus Neid und Streitsucht (Gegner). Aber Hauptsache: Christus wird verkündigt!
Der Fokus bleibt bei Christus: Paulus freut sich darüber, dass Jesus bekannt gemacht wird – unabhängig von den Motiven der Prediger.
Vers 15-17:
Die Verse 15-17 sind als Chiasmus aufgebaut (A, B, B´, A´). Er beginnt mit der Beschreibung der negativen Motivation „Neid/Streit“, dann folgt die positive Beschreibung „gute Absicht“, anschließend kommt eine weitere positive Beschreibung „aus Liebe“ und schließlich endet er wieder mit der negativen Beschreibung „aus Selbstsucht“.
Wir wissen nicht genau, welche konkrete Situation sich hinter „Neid“, „Streit“ (beides Vers 15), „Eigennutz“ (Vers 17) und „Vorwand“ (Vers 18) letztlich verbirgt. Eine einleuchtende Erklärung ist, dass hier Verantwortliche aus der Gemeinde in Rom (die ja irgendwie ohne Paulus Hilfe entstanden war) nun um ihren Einfluss bzw. ihre „Pfründe“ fürchteten. Sie waren „neidisch“ und wollten mit ihrer Verkündigung des Evangeliums vor allem ihre eigene Position stärken.
Der objektive Inhalt der Verkündigung war derselbe. Auch die hier angesprochenen Verkündiger predigen das Evangelium von Christus. Die subjektive Absicht hinter der Verkündigung wird von Paulus jedoch kritisiert: Neid und Streitsucht sowie Egoismus. Diese Wörter deuten auf einen Konflikt in sozialen Beziehungen hin, in denen es um Autorität, Ehre und Einfluss geht. Vielleicht versuchten einige, Paulus den Rang abzulaufen. Während er im Gefängnis ist, versuchen sie selbst als „bessere“ Evangelisten mehr Ruhm und Ehre zu erlangen.
Paulus/Gott sagt uns aber ganz bewusst nicht konkret, worin die Rivalität besteht. Ihm geht es um die Verkündigung von Jesus!
Vers 18:
Entscheidend ist, dass Christus verkündigt wird. Paulus kann zwischen dem Verkündiger und dem Verkündigten unterscheiden. Das zeigt, dass das Wort eine in sich ruhende und wohnende Kraft hat (z.B. Jes 55,10; 1Kön 2,27). Die scheinheilige Rivalität der Gegner trifft nicht das Evangelium sondern nur Paulus. Er ist bereit, sich zurückzunehmen, solange das Evangelium verkündigt wird. Das Ziel ist, dass Christus groß gemacht wird!
Vers 18b-20: Christus wird verherrlicht
Trotz ungewisser Zukunft lebt Paulus in der Gewissheit: Gott wird ihn retten. Sein Lebensziel bleibt klar: Christus soll groß gemacht werden – sei es durch Leben oder Tod.
In Vers 18 kommt etwas Neues, weshalb häufig auch hier ein neuer Abschnitt gezogen wird. Inhaltlich gibt es im ersten Kapitel fließende Übergänge. Ab Vers 18 stehen die Verben alle im Futur, es geht also um einen Blick nach vorne. Vers 18b leitet von den vorherigen Versen in die Zukunft über: „Aber ich werde mich auch weiterhin freuen.“ Wie bisher wird auch in Zukunft die Freude das Leben von Paulus bestimmen. Was sind die persönlichen Erwartungen von Paulus für die nächste Zeit? Woher gewinnt er den Optimismus?
Vers 19:
- Rettung (σωτηρία): Kann sowohl auf die endgültige Erlösung als auch auf die konkrete Bewahrung durch Gott bezogen sein. Hier kann es aus meiner Sicht nicht nur oder vor allem um körperliche Erlösung und Errettung aus dem Gefängnis gehen, da Paulus in den folgenden Versen davon ausgeht, dass er sterben könnte. (Paulus verwendet den Begriff auch an anderen Stellen vor allem mit Blick auf die endzeitliche Vollendung des Heils – Röm 13,11; Phil 2,12).
- Hiob 13,16 (nach der Septuaginta) wird in diesem Vers mit aufgenommen („Es wird mir zum Heil ausgehen.“). Vielleicht knüpft Paulus hier bewusst bei Hiob an: So wie Hiob äußerlich in einer schwierigen Lage ist, so ist es auch Paulus. So wie Hiob von seinen Freunden Vorwürfe erhält, so hat Paulus Gegenspieler, die neidisch auf ihn sind. So wie Hiob in seiner Lage auf das Heil in Gott vertraut, so vertraut Paulus auf das Heil, zu dem Gott die Situation führen wird.
- Woher hat Paulus die Zukunftshoffnung – dass alles zur Errettung beitragen wird? Nicht aus der Festigkeit des eigenen Glaubens, sondern zum einen durch das fürbittende Gebet der Gemeinde und zum andern durch den Beistand des Geistes Jesu Christi, also des Heiligen Geistes. Der Glaube an Jesus Christus macht Paulus optimistisch. Auch wenn manches äußerlich nicht schön ist, trägt alles sowohl zu seinem Heil als auch zur Verbreitung des Evangeliums bei.
Vers 20:
- Das „sehnlich erwarten“ ist noch mit menschlicher Unsicherheit und Ängstlichkeit verknüpft. Paulus ist also bei sich selbst etwas unsicher und ängstlich. Dafür kommt als Zweites die Aussage des „Hoffens“ hinzu. Die Hoffnung auf Gottes Hilfe und darauf, dass er alles zum Guten wenden wird, überwindet die menschliche Unsicherheit.
- Was ist die sichere Hoffnung, die Paulus hat? Paulus stellt dies in zwei Gegensätzen dar: Einerseits hofft er, nicht zuschanden zu werden, also nicht beschämt und enttäuscht dazustehen. Andererseits hofft er, dass die Größe Christi bei allem, was ihm und seinem Körper geschieht, sichtbar wird. Bei dieser Hoffnung fällt der Wechsel des Subjekts auf. Der Blick geht von dem eigenen Zuschandenwerden hin zur Verherrlichung Jesu. „Paulus tritt zurück hinter das Handeln Gottes. Dass Christus groß gemacht wird, liegt nunmehr in Gottes und nicht in Paulus’ Hand. Ganz folgerichtig ist dieses Geschehen nicht mehr abhängig vom Ergehen des Paulus, was Paulus mit ob durch Leben oder durch Tod explizit ausdrückt.“ (Häußer)
- Das „frei und offen“ macht deutlich, dass es um einen Öffentlichkeitscharakter geht. Jesu Größe und Herrlichkeit sollen überall verkündigt und sichtbar werden.
- Das Ende von Vers 20 („ob durch Leben oder durch Tod“) leitet dann schon zum Thema des kommenden Sonntags über, an dem es um die Freude am Leiden für Jesus geht.
2. Verstehen, worum es geht
2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)
Gattung: Brief, der in diesem Abschnitt jedoch stark autobiografische Züge trägt. Die Freude des Paulus am Evangelium und seiner Verkündigung dient der Ermutigung, Transparenz und theologischen Einordnung.
Heilsgeschichtlich: Die Gemeindezeit – das Evangelium geht zu den Heiden, und Gott gebraucht selbst Leiden und Bedrängnis zur Ausbreitung.
Zentrales Thema: Das Evangelium steht über allen Umständen. Paulus richtet den Blick weg von sich und hin auf Christus. Mit dieser Haltung kann man in jeder Lage Freude am und durch das Evangelium haben.
Evangeliumsfreude trotz Gegenwind: Das Evangelium ist nicht nur eine gute Nachricht für Sünder, sondern eine lebensverändernde Realität für Gläubige – auch in Bedrängnis.
2.2 Hinweise für situative Überlegungen (Predigtanlass)
Hörer abholen: Haben wir echte Freude im Leben, die durch nichts erschüttert werden kann? Wo erleben wir Widerstände, Druck und Demotivation im Dienst für Jesus? Wie gehen wir mit schwierigen Menschen um?
Frage an die Zuhörer: Hast du das Evangelium verstanden und hast deswegen jederzeit einen genialen Grund zur Freude? Was macht dir am Evangelium Freude? Lebst du aus dieser Freude – oder unter den Umständen? Kannst du auch bei schwierigen Menschen den Fokus dafür behalten, dass Jesus verkündigt wird?
Seelsorgerliche Perspektive: Es gibt echte Kämpfe im Dienst und im Leben – aber der Blick auf Christus und das Evangelium kann echte, tragfähige Freude schenken.
2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen (Anwendung)
Freude und Motivation im Dienst – woraus lebst du?
Was gibt deinem Dienst (oder deinem Leben) eigentlich Freude und Motivation?
- Für Paulus waren es nicht Anerkennung, Erfolg oder persönliche Sympathie, sondern die Ausbreitung des Evangeliums (V. 12–14).
- Seine Freude war nicht an die Umstände gebunden, sondern an das Wissen: „Christus wird verkündigt!“ (V. 18).
Prüfe: Was motiviert dich mehr – Erfolg, Zustimmung oder dass Jesus bekannt wird?
Gott gebraucht schwierige Umstände – er ist souverän!
Kannst du erkennen, wie Gott schwierige Umstände nutzt, um sein Evangelium voranzubringen?
- Paulus sieht seine Gefangenschaft nicht als Hindernis, sondern als Möglichkeit (V. 12–13).
- Gott nutzt auch Ketten, Krankheit, Konflikte oder Schwächen, um sein Werk zu tun.
Überlege: Welche „Ketten“ in deinem Leben könnten in Gottes Hand zum Zeugnis werden?
Christus wird verkündigt – nicht ich bin das Zentrum!
Wie kannst du die Größe Jesu im Alltag sichtbar machen?
- Paulus fragt nicht zuerst, wie man zu ihm steht, sondern: Wird Christus verkündigt? (V. 15–18a)
- Die Motive der anderen sind teilweise fragwürdig, doch Paulus sieht das größere Bild.
- Es ist nicht entscheidend, ob dich alle mögen.
- Wichtig ist nicht, dass du glänzt, sondern dass Christus groß gemacht wird (Joh 3,30).
- Lass dich nicht durch Neid, Antipathien oder Vergleiche aufhalten
- Manchmal gibt es Leute, mit denen wir uns (in der Gemeinde) schwer tun, vielleicht sogar Leute, die tatsächlich falsche Absichten und Motive haben. Selbst dann sollte der Fokus und die Frage für uns lauten: Dient es Jesus und der Verkündigung des Evangeliums?
- „Die Ausbreitung des Evangeliums und die Christusverkündigung haben für Paulus eine so hohe Priorität, dass er über die durchaus zu kritisierenden Motive seiner Rivalen hinwegsehen kann. Solange der Kern der Botschaft, das Evangelium von Christus, nicht berührt, sondern Christus verkündigt wird, sind die übrigen Diskussionen nachrangig.“ (Häußer)
Umgang mit unvollkommenen Verkündigern – Gelassenheit durch das Evangelium
Wie gehst du mit Verkündigern um, deren Stil oder Persönlichkeit dir nicht liegt?
- Paulus benennt die problematischen Motive offen (V. 15), aber lässt sich nicht davon abhalten, sich zu freuen, dass Christus gepredigt wird.
- Nicht Irrlehre, sondern Unreife und Eitelkeit sind hier das Problem – und doch gebraucht Gott selbst das.
- Gott gebraucht auch unvollkommene Verkündiger. Auch dich!
- Hör nicht zuerst auf die Art, sondern auf den Inhalt.
- Mach dir bewusst: Auch Jesus wurde von seinen Freunden enttäuscht, aber er ging seinen Weg weiter – für sie und mit ihnen.
- In Deutschland werden heutzutage zum Teil weniger die Absichten als die „Formen“ der Evangeliumsverkündigung diskutiert. Dafür gilt dasselbe: Entscheidend ist die richtige Botschaft, die verkündigt wird! Solange Christus verkündigt wird, kann man viel Gelassenheit an den Tag legen – das Ziel ist, dass Christus groß gemacht wird.
Eigene Motivation prüfen – und neu auf Christus ausrichten
Was treibt dich an, wenn du predigst, dienst, leitest?
- Paulus dient nicht für sich selbst, sondern für Christus und das Evangelium.
- Gott gebraucht dich trotz deiner Schwächen, solange du Christus ins Zentrum stellst.
Frage dich: Predige/arbeite ich manchmal auch aus Stolz, Rechthaberei oder Eitelkeit?
- Werde ehrlich und erlaube dir gleichzeitig, dich von Gott gebrauchen zu lassen.
Evangelistische Anwendungen
Das Evangelium bringt Freude – trotz Gefangenschaft
„Was passiert, wenn deine Lebenspläne scheitern? Woher kommt deine Freude dann?“
- Paulus ist gefangen – aber er verzweifelt nicht.
- Seine Freude ist nicht an Freiheit oder Gesundheit geknüpft, sondern an Jesus Christus, den Gekreuzigten und Auferstandenen.
- Das ist Evangelium: Gott rettet uns durch Jesus – nicht durch unsere Leistung und ein gelingendes Leben, sondern durch seine Gnade.
Wenn du so eine Freude willst – dann brauchst du Jesus, nicht nur bessere Umstände.
Gott benutzt selbst gebrochene Menschen – auch dich!
„Bin ich gut genug für Gott?“ – Nein. Aber das ist gerade die gute Nachricht.
- Paulus sagt: Sogar Menschen mit schlechten Motiven werden von Gott gebraucht – wie viel mehr kannst du kommen, so wie du bist!
- Du musst nicht erst perfekt sein, um Gott zu begegnen – du musst nur ehrlich sein und ihm glauben.
Komm zu Jesus mit deinen Zweifeln, deinen Brüchen, deiner Vergangenheit. Er ruft dich trotzdem – weil er am Kreuz schon alles für dich getan hat!
Paulus lebt für etwas Größeres – Du auch?
„Was ist dein Ziel im Leben?“
- Paulus lebt für Jesus – nicht für sich selbst. Warum? Weil Jesus sein Leben für ihn gegeben hat.
- Dieses Evangelium verändert die Perspektive: Nicht mehr ich im Zentrum, sondern Jesus.
Das schenkt eine neue Identität und ein neues Ziel – und eine Freude, die bleibt.
Fang heute an, für das zu leben, was ewig zählt – für Jesus!
Vertraue ihm, dass er dich kennt, liebt und rettet – und mit dir geht.
„Christus wird verkündigt – und ich freue mich“ (V. 18)
Paulus wusste: Christus ist das Beste, was er den Menschen geben konnte.
Wenn du heute spürst, dass du einen solchen Glauben brauchst – dann antworte darauf.
Lass dich einladen, Jesus dein Leben anzuvertrauen – und die Freude des Evangeliums selbst zu erleben.
Fazit:
Gott gebraucht gebrochene Menschen, schwierige Umstände und selbst problematische Motive – solange Christus verkündigt wird.
Deshalb darf deine Freude am Evangelium unabhängig sein von deiner Beliebtheit, deinen Umständen oder deinen perfekten Motiven.
3. Sagen, wo es hingeht
3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?
Die Hörer sollen erkennen, dass echte, tragfähige Freude aus dem Evangelium kommt – nicht aus den Lebensumständen. Sie sollen ermutigt werden, Jesus tiefer zu vertrauen oder ihn ganz neu als Retter anzunehmen.
3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?
Echte Freude kommt nicht aus unseren Umständen, sondern aus dem Evangelium von Jesus – und diese Freude trägt auch durch Widerstände und Unsicherheit.
3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?
1. Das Evangelium ist stärker als unsere Umstände (V. 12–14)
– Paulus sieht nicht seine Fesseln, sondern Gottes Möglichkeiten.
2. Christus wird verkündigt – auch wenn die Motive unterschiedlich sind (V. 15–18)
– Paulus bleibt gelassen, weil Christus im Mittelpunkt steht.
3. Leben und Tod dienen dem gleichen Ziel: Christus verherrlichen (V. 19–20)
– Paulus lebt aus Hoffnung – und mit klarem Ziel.
Alternativ: „Freude am Evangelium – auch wenn alles anders läuft“
1. Gottes Wege sind nicht unsere Wege – aber sie führen zum Ziel (V. 12–14)
2. Menschen sind unvollkommen – aber Christus ist vollkommen (V. 15–18a)
3. Am Ende zählt nur eins: Christus soll groß werden (V. 18b–20)
Alternativ: „Wahre Freude finden – durch das Evangelium von Jesus“
- Gott schreibt Geschichte – auch mit Gefangenschaft (V. 12–14)
-> Das Evangelium ist stärker als dein Leid. - Gott gebraucht gebrochene Menschen – auch dich! (V. 15–18)
-> Du musst nicht perfekt sein, um Christus zu begegnen. - Gott schenkt Hoffnung – selbst im Angesicht des Todes (V. 19–20)
-> Wer an Jesus glaubt, hat ein Ziel, das trägt – über das Leben hinaus.
Alternativ: „Freude am Evangelium“
a) Freude am Evangelium trotz Gefangenschaft
b) Freude am Evangelium trotz Konkurrenz
c) Freude am Evangelium trotz ungewisser Zukunft
3.4 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?
Beispiele / Illustrationen:
- Beispiel Corrie ten Boom: Freude am Evangelium im Konzentrationslager – selbst in der Dunkelheit Hoffnung.
- Licht in dunklem Raum: Wenn das Evangelium leuchtet, verlieren die Schatten an Macht.
- Pflanze durch Asphalt: Das Evangelium findet seinen Weg – auch durch harte Umstände.
Persönliche Beispiele:
- Persönliche Beispiele sind für eine Predigt immer sehr wertvoll. Man kann zum Beispiel erzählen, an welcher Stelle man selbst einmal in schwierigen Umständen durch das Evangelium ermutigt worden ist. Man kann erzählen, an welcher Stelle man selbst schon mal von einer Person „genervt“ war – sie aber trotzdem von Gott gebraucht wurde. Oder man kann erzählen, wo man selbst schon mal erlebt hat, dass Jesus durch Verlust, Krankheit oder Schwierigkeiten großgemacht wurde.
Liedvorschläge:
- „In Christ alone“
- „Christus ist mein Leben“
- „Jesus, meine Hoffnung lebt“
(Samuel Koser)