Predigtthema: Was Gnade kann
Predigttext: 1. Timotheus 1,12-20
Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!
Die vorgeschlagenen Bücher und Vorträge sollen eine Hilfe bieten. Allerdings sollten sie immer im Sinne von Apg 17,11b an Hand der Bibel geprüft werden.
1. Sehen, was dasteht
Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).
1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext
Allgemeine Hinweise zum Buch und einführende Anmerkungen bieten:
MacArthur, John: Studienbibel: http://bitflow.dyndns.org/german/JohnMacArthurStudienbibel/54-Der_Erste_Brief_Des_Apostels_Paulus_An_Timotheus.pdf
Carson, Donald A., Douglas J. Moo: Einleitung in das Neue Testament. Giessen: Brunnen Verlag
Aebi, Ernst: Kurze Einführung in die Bibel. Winterthur: Bibellesebund
1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes
Hilfen zur Auslegung von 1Tim 1,12-20 bieten z.B.
MacArthur, John: 1. Timotheus. Bielefeld: CLV. Dieser Kommentar ist auch online verfügbar: http://clv-server.de/pdf/255624.pdf
Grünzweig, Fritz: 1. Timotheusbrief. Edition C. Holzgerlingen: Hänssler
Neudorfer, Heinz-Werner: Der erste Brief des Paulus an Timotheus, HTA; Wuppertal: R. Brockhaus
Bürki, Hans: Der erste Brief des Paulus an Timotheus, Wuppertaler Studienbibel; Wuppertal: R. Brockhaus
2. Verstehen, worum es geht
2.1 Hinweise für situative Überlegungen
Timotheus befindet sich wohl in Ephesus. Über die Gemeinde in Ephesus heißt es in Offb 2,4, dass sie die erste Liebe verlassen hat. Im Predigttext ist die Rede davon, dass einige aus der Gemeinde die Gnade Gottes „von sich gestoßen“ haben. Diese beiden Aspekte sind nicht voneinander trennbar. Wer die Gnade Gottes nicht in Anspruch nehmen will, verlässt automatisch die Liebe. Dieses Prinzip ist auch für die heutige Gemeinde hochaktuell. Lebt die Gemeinde aus der Gnade Gottes? Oder bauen wir unsere Gemeinde selbst? Lebe ich mein Christsein unter dem Motto des Liedes „Stern auf den ich schaue“: Nichts hab ich zu bringen, alles, Herr, bist du! Oder meine ich, mit meinem Dienst unverzichtbar für das Reich Gottes zu sein? Es ist zu tiefst menschlich, sich nicht allein auf Gottes Gnade zu verlassen und deshalb ist dieses Thema sowohl für jeden Einzelnen, als auch für die Gemeinde relevant.
2.2 Hinweise für hermeneutische Überlegungen
Grundlegendes zum 1. Timotheus:
Die beiden Timotheusbriefe, so wie auch der Titusbrief werden als Pastoralbriefe bezeichnet. Der Grund dafür ist relativ einfach. Während nämlich die meisten anderen Briefe in erster Linie an eine Gemeinde geschrieben wurde, sind die eigentlichen Adressaten der Pastoralbriefe Einzelpersonen, nämlich Timotheus und Titus, die im Dienst einer Gemeinde stehen. Natürlich beschränkt sich der Inhalt aber nicht auf die Person des Timotheus oder Titus, sondern hat ganz speziell die Gemeinde vor Ort im Blick (im Fall von Timotheus handelt es sich dabei wohl um Ephesus), da der Dienst der beiden ja nicht losgelöst von ihrer jeweiligen Gemeinde thematisiert werden kann. Somit sprechen die Pastoralbriefe zum einen diejenigen an, die selbst in verantwortlichen Diensten in der Gemeinde stehen, ob haupt- oder ehrenamtlich. Zum anderen werden unterschiedliche Problematiken aus den Gemeinden angesprochen, die auch heute noch höchst aktuell sind. Die Einzigartigkeit des Wortes Gottes hat zur Folge, dass der 1. Timotheusbrief nicht einfach nur eine Vorlage und Hilfestellung für unser heutiges Gemeindeleben darstellt. Vielmehr spricht er mit der Autorität Gottes verbindlich in unsere heutige Situation, wenn auch im Einzelnen geprüft werden muss, wie der jeweilige Text zu verstehen ist.
1. Timotheus 1,12-17:
Dieser erste Abschnitt zeigt uns gemäß dem Thema, was Gnade kann. Paulus beschreibt seine 180 Grad Wendung, die nicht aus eigener Kraft heraus entstand, sondern allein aus der Gnade Jesu. Er war ein „Lästerer“, „Verfolger“ und „Frevler“ (V. 13) und Jesus machte ihn stark, erachtete ihn für treu und hat ihn in ein Amt eingesetzt (V. 12) Diese radikale Veränderung führte bei Paulus zur Dankbarkeit (V. 12), denn gerade diese Umkehr hebt die Gnade, den Glauben und die Liebe Jesu noch einmal besonders hervor (V. 14). Das persönliche Beispiel des Paulus zeigt den eigentlichen Grund warum Jesus in die Welt gekommen ist, nämlich um die Sünder zu retten (V. 15). Genauso wie Jesus selbst sagt: „Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“ (Lk 19,10). Paulus macht sich dabei selbst zum Vorbild, nicht als der beste Christ, sondern als der größte Sünder, an dem die überwältigende Gnade Gottes offenbar wurde. Dadurch verdeutlicht Paulus: Egal woher du kommst, egal wie groß deine Sündenlast ist, die Gnade Gottes ist größer! Das ist das Evangelium! Der Verlorene wird gerettet durch Jesus Christus. Und allein das Aufschreiben dieser Tatsache führt bei Paulus in Vers 17 zum Lobpreis Gottes: „Aber Gott, dem ewigen König, dem Unvergänglichen und Unsichtbaren, der allein Gott ist, sei Ehre und Preis in Ewigkeit! Amen.“
1. Timotheus 1,18-20:
Im zweiten Teil unseres Abschnitts macht Paulus Timotheus noch einmal deutlich, dass genau dieses Evangelium, das Zentrum des Glaubens ist. „Diese Botschaft“ ist die Kraft, die Timotheus befähigt den guten Kampf zu kämpfen, den Glauben zu halten und ein gutes Gewissen zu haben (V. 18f). Denn das Evangelium ist eine Kraft Gottes. Es rettet Menschen (Röm 1,16)! Und das Problem in Ephesus ist, dass sich einige vom Evangelium abgewendet haben, was das Scheitern im Glauben bedeutet. Der Glaube ist tot, wenn nicht mehr die Gnade Gottes im Zentrum steht. Wenn plötzlich wieder menschliche Fähigkeiten, menschliche Disziplin oder menschliche Philosophie das Glaubensleben prägt, dann ist es kein Glaubensleben mehr. Das christliche Fundament ist: Allein Christus! Allein die Gnade! Allein der Glaube! Wer sich von einem dieser Stützen abwendet, wendet sich vom ganzen Fundament ab. In Ephesus werden dabei zwei Namen genannt, die von Paulus selbst aus der Gemeinde ausgestoßen wurden: Hymenäus und Alexander (V. 20).
Der ganze Abschnitt zeigt also eine enorm wichtige biblische Wahrheit und Grundlage: Die Gnade Gottes ist nicht nur die Grundlage des Christ-werdens, sondern sie auch die Grundlage des Christ-seins.
Problemstellen:
V. 20: „Dem Satan übergeben“
Die Auslegung dieser Aussage ist nicht eindeutig, allerdings ist es naheliegend hierin einen Gemeindeausschluss zu sehen, dessen Ziel es ist, die beiden Unruhestifter daran zu hindern in der Gemeinde Gott zu lästern, aber auch um durch einen pädagogischen Umgang diese zur Buße zu führen, wie in 1Kor 5,5. „Dem Satan übergeben“ heißt somit auch, dass jemand den Schutz, den die Gemeinde in gewisser Weise vor dem Satan bietet, verlassen muss.
2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen
Paulus beschreibt die Gnade Gottes, die an ihm selbst übermächtig sichtbar wurde und es führt ihn zum Lobpreis. In der Predigt könnten folgende Fragen thematisiert werden:
– Wo durfte ich in meinem Leben die Gnade Gottes erfahren?
– Was bewirkt es in mir, über Gottes Gnade in meinem Leben nachzudenken?
– Wo stehe ich in der Gefahr, die Gnade Gottes „von mir zu stoßen“? Sie klein zu machen?
Wie bereits in 2.1. angesprochen, ist der Mensch jederzeit in der Gefahr sich nicht ausschließlich auf die Gnade Gottes zu verlassen. Ebenso stehen Gemeinden in der Gefahr, dass das Evangelium vielleicht theoretisch noch zentral ist, praktisch aber nicht. Die Predigt kann an dieser Stelle ansetzen und die überwältigende Gnade im Gegensatz zur Unfähigkeit des Menschen aufzeigen. Dies wird am Beispiel des Paulus deutlich, kann aber gerade auch durch ein persönliches Zeugnis an Tiefe gewinnen. Paulus ist ohne die Gnade Jesu ein Verfolger, Lästerer und Frevler. Allein Gott ist in der Lage ihn zu verändern. Und das Gleiche gilt auch für uns.
3. Sagen, wo es hingeht
Zur Predigtvorbereitung kann das Anhören einer Predigt sehr hilfreich sein. Unter www.sermon-online.de finden sich Predigten zu den unterschiedlichsten Bibeltexten. So kann man dort z.B. verschiedene Predigten zu 1Tim 1,12-17 von Jürg Birnstiel finden.
3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?
Das Ziel der Predigt ist es, die Gnade Gottes groß zu machen. Das sollte zum echten Lobpreis führen, wie es auch bei Paulus in unserem Predigttext der Fall ist. Es kann nicht sein, dass die Gnade Gottes einen unberührt und kalt lässt. Wer die Gnade Gottes in seinem Leben erfahren hat, kann nicht anders als dafür dankbar zu sein. Allerdings kann diese Dankbarkeit, ja die Liebe, im Laufe der Zeit erkalten. Deshalb ist umso wichtiger, die Gnade Gottes immer wieder neu zu erkennen, die nicht nur den Moment der Bekehrung prägte, sondern jeden einzelnen Tag des Christenlebens beeinflussen muss. Die Predigt ermahnt dabei den Zuhörer, diese Gnade nicht zu verstoßen. Andrerseits ermutigt sie dazu, ein Leben aus der Gnade Jesu zu leben.
3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?
Das Thema dieser Predigt lautet: „was Gnade kann“. Es beinhaltet dabei indirekt auch, was ich nicht kann. Gnade ist ein Geschenk Gottes, welches uns in die Dankbarkeit führen sollte.
3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?
1. Gnade – Was ich nicht tun kann!
2. Gnade – Was Jesus getan hat!
3. Gnade – Was Jesus an mir tut!
(Dominik Cramer)