Predigthilfe für den 01.05.2016
Predigtthema: Was Gott von Männern und Frauen in der Gemeinde erwartet
Predigttext: 1. Timotheus 2,8-15
Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!
Die vorgeschlagenen Bücher und Vorträge sollen eine Hilfe bieten. Allerdings sollten sie immer im Sinne von Apg 17,11b an Hand der Bibel geprüft werden.
- Sehen, was dasteht
Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).
1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext
Allgemeine Hinweise zum Buch und einführende Anmerkungen bieten:
MacArthur, John: Studienbibel: http://bitflow.dyndns.org/german/JohnMacArthurStudienbibel/54-Der_Erste_Brief_Des_Apostels_Paulus_An_Timotheus.pdf
Carson, Donald A., Douglas J. Moo: Einleitung in das Neue Testament. Giessen: Brunnen Verlag
Aebi, Ernst: Kurze Einführung in die Bibel. Winterthur: Bibellesebund
1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes
Hilfen zur Auslegung von 1Tim 2,8-15 bieten z.B.
MacArthur, John: 1. Timotheus. Bielefeld: CLV. Dieser Kommentar ist auch online verfügbar: http://clv-server.de/pdf/255624.pdf
Grünzweig, Fritz: 1. Timotheusbrief. Edition C. Holzgerlingen: Hänssler
Neudorfer, Heinz-Werner: Der erste Brief des Paulus an Timotheus, HTA; Wuppertal: R. Brockhaus
Bürki, Hans: Der erste Brief des Paulus an Timotheus, Wuppertaler Studienbibel; Wuppertal: R. Brockhaus
- Verstehen, worum es geht
2.1 Hinweise für situative Überlegungen
1Tim 2,8-15 beinhaltet eine der am häufigsten diskutierten biblischen Fragestellungen unserer heutigen Zeit. Darf eine Frau predigen? Bzw. darf eine Frau ein Pastorenamt übernehmen? Sind diese beiden Fragen identisch, oder besteht ein Unterschied zwischen der Lehre und der geistlichen Leitung einer Gemeinde? Auch in unseren Gemeinden gibt es an dieser Stelle Menschen, die zu unterschiedlichen Erkenntnissen kommen. Da es sich hierbei um ein sensibles Thema handelt, sollte auch der Umgang mit dieser Thematik sensibel sein. In 2.3. wird erläutert, warum diese Fragestellung nicht das alleinige Zentrum dieser Predigt sein sollte, denn der Textabschnitt hat mehr zu sagen. Andererseits sollte aber gerade diese brennende Frage auch nicht einfach ignoriert werden, da sie viele Gemeindeglieder beschäftigt.
2.2 Hinweise für hermeneutische Überlegungen
Grundlegendes zum 1. Timotheus:
Die beiden Timotheusbriefe, so wie auch der Titusbrief werden als Pastoralbriefe bezeichnet. Der Grund dafür ist relativ einfach. Während nämlich die meisten anderen Briefe in erster Linie an eine Gemeinde geschrieben wurde, sind die eigentlichen Adressaten der Pastoralbriefe Einzelpersonen, nämlich Timotheus und Titus, die im Dienst einer Gemeinde stehen. Natürlich beschränkt sich der Inhalt aber nicht auf die Person des Timotheus oder Titus, sondern hat ganz speziell die Gemeinde vor Ort im Blick (im Fall von Timotheus handelt es sich dabei wohl um Ephesus), da der Dienst der beiden ja nicht losgelöst von ihrer jeweiligen Gemeinde thematisiert werden kann. Somit sprechen die Pastoralbriefe zum einen diejenigen an, die selbst in verantwortlichen Diensten in der Gemeinde stehen, ob haupt- oder ehrenamtlich. Zum anderen werden unterschiedliche Problematiken aus den Gemeinden angesprochen, die auch heute noch höchst aktuell sind. Die Einzigartigkeit des Wortes Gottes hat zur Folge, dass der 1. Timotheusbrief nicht einfach nur eine Vorlage und Hilfestellung für unser heutiges Gemeindeleben darstellt. Vielmehr spricht er mit der Autorität Gottes verbindlich in unsere heutige Situation, wenn auch im Einzelnen geprüft werden muss, wie der jeweilige Text zu verstehen ist.
Bevor wir die Überlegungen im hermeneutischen Bereich zu 1Tim 2,8-15 angehen, soll klargestellt werden, dass die Ausführungen aufgrund des Umfangs dieser Predigthilfen nicht zu sehr in die Tiefe gehen können und trotzdem ist es mir nicht möglich, mich an dieser Stelle kurz zu fassen, da es sich um ein wichtiges Thema handelt. Wer sich intensiver damit beschäftigen möchte, dem sei die passende Fachliteratur empfohlen (Neudorfer stellt in seinem Kommentar z. B. eine ganze Fülle an unterschiedlichen Auslegungen in Kürze dar.)
- Timotheus 2,8-10:
Der erste Teil des heutigen Textes bezieht sich nochmal ganz stark auf den vorangehenden Text und somit auf das Thema Gebet. In 1Tim 2,1 fordert Paulus die Gemeinde auf zu beten. Er zeigt die Wichtigkeit des Gebets auf, den Inhalt und auch die Zielgruppe. In den Versen 8-10 beschreibt er dann, wie das Gebet stattfinden soll. Dabei differenziert er zwischen den Männern und den Frauen.
Die Männer sollen allezeit bereit sein zum Gebet (so wie es ja auch Paulus vorlebt, vgl. Phil 1,3; Kol 1,3;…). Dabei sollen sie ihre heiligen Hände erheben ohne Zorn und Zweifel. Hier geht es weniger um die äußere Form, als vielmehr um die innere Haltung. Nicht das Erheben der Hände, sondern die Heiligkeit der Hände ist entscheidend. Wenn wir beten sollen wir nicht zornig gegenüber unseren Mitmenschen sein (siehe Mt 5,24), ebenso wenig sollten wir dabei an Gott zweifeln (vgl. Jak 1,6). Wie können nicht mit dem gleichen Mund lästern und Gott loben (Jak 3,10). Die Männer sollen also mit demütigem Herzen vor Gott treten.
Das Gleiche trifft im Prinzip auf die Frauen zu. Sie sollen sich nicht äußerlich, sondern innerlich schmücken, wodurch sich auch die gottesfürchtigen Frauen des AT auszeichneten (1Petr 3,5) Gott hat keinen Gefallen an den Schätzen der Welt, sondern an den himmlischen Schätzen. Entscheidend ist hier keine Gesetzlichkeit, die dazu führt, dass es am Ende wieder darum geht, wer demütiger gekleidet ist. Es geht um unsere Herzenshaltung, wenn wir vor Gott treten. Wenn in Ephesus auch Frauen in der Gemeinde waren, die aufgrund ihres Standes weder kostbare Kleider, noch Schmuck hatten und deren Haare als Zeichen ihrer Unfreiheit geschorene Haare waren, war es dann passend, wenn die reichen Frauen ihren Reichtum vor allen bezeugten? Das Ablegen des Schmuckes zeigt an dieser Stelle auch eine wichtige Tatsache: Vor Christus sind wir alle gleich! Die Verse 8-10 lehren somit keine Gesetzlichkeit, indem sie einem anständigem Christen aufzeigen, wie man zu beten hat. Sie zeigen vielmehr auf, dass es nicht aufs äußerliche ankommt, sondern auf unser Herz, was David in Ps 51,19 bereits erkannt hat.
- Timotheus 2,11-15:
Anschließend geht Paulus näher auf die allgemeine Rolle der Frau in der Gemeinde ein:
- Sie soll in Stille und Unterordnung lernen (V.11)
- Sie soll weder lehren noch über den Mann herrschen, was Paulus mit der Schöpfungsordnung begründet (V.12-14)
- Sie soll selig werden, indem sie Kinder bekommt und diese im Glauben erzieht (V.15)
Problemstellen:
Vers 11: „Lernen in Stille mit Unterordnung“
Stille und Unterordnung sollte im biblischen Sinne verstanden werden und nicht im gesellschaftlichen. Beide Begriffe sind in der Bibel sehr positiv geprägt, so ist ein stilles Leben nach V. 2 auch ein Ziel der Gemeinde. Auch die biblische Unterordnung, findet nicht auf Kosten der Liebe und der Gleichwertigkeit statt. Vor Christus sind Mann und Frau gleich (Gal 3,28), aber sie haben unterschiedliche Aufgaben. Wenn hier also vom Lernen in Stille und Unterordnung die Rede ist, so spricht Paulus nicht von einer stillschweigenden Fügsamkeit der Frau unter die willkürliche Herrschsucht des Mannes, er zeigt vielmehr die unterschiedlichen Aufgaben im liebevollen, gleichwertigen Zusammenleben auf, auch wenn unsere heutige Gesellschaft diese Rolle als diskriminierend ansieht.
Vers 12: „Einer Frau gestatte ich nicht zu lehren!“
Die Ansätze zur Auslegung dieses Verses gehen weit auseinander. So kommen unterschiedliche Ausleger unter der gleichen Voraussetzung, nämlich, dass Paulus hier mit göttlicher Autorität spricht, zu unterschiedlichen Erkenntnissen. Die Hauptargumente gegen ein Lehrverbot der Frau sehen an dieser Stelle entweder ein spezielles Gebot an die Gemeinde in Ephesus oder auch allgemein in den kulturellen Kontext der damaligen Zeit, sodass diese Aussage des Paulus nicht einfach ohne Weiteres auf die heutige Zeit übertragen werden kann. Eine spezielle, aber sehr interessante Auslegung bieten Clark-Kroeger, die den Schwerpunkt ihrer Argumentation auf die Übersetzung legen. Ihrer Ansicht nach steht in Vers 12, dass eine Frau nicht lehren soll, dass sie der Herr über den Mann wäre. Es geht also nicht um ein generelles Lehrverbot, sondern vielmehr darum, dass dieser falsche Lehrinhalt nicht gelehrt werden dürfe. Auf der anderen Seite sehen eine ganze Reihe von Auslegern auf Grund von 1Tim 2,12 im Lehramt der Gemeinde ein Amt, das Gott speziell den Männern gegeben hat. Auch in anderen Bereichen der Gemeinde und des Lebens haben Männer und Frauen oft unterschiedliche Aufgaben. Unterschiedliche Ansätze gibt es jedoch dabei, wie das Lehramt zu verstehen sei. Geht es um die Predigt am Sonntag? Hat Paulus vielmehr eine geistliche Leitungsaufgabe im Blick oder spricht Paulus sogar von jeglicher Lehrtätigkeit, von der Jungschar bis hin zum Seniorenkreis?
kritische Rückfragen zur Auslegung:
- Wenn einige Passagen der Bibel, die nicht in unsere moderne Gesellschafft passen, einfach kulturell ausgelegt werden, woher weiß ich dann, dass andere Abschnitte, die in mein Bibelverständnis passen nicht auch kulturell ausgelegt werden müssten? Öffnet sich da nicht in gewisser Weise eine Art von Bibelkritik, die mich entscheiden lässt, was heute noch gilt und was nicht?
- Wenn Paulus speziell die Situation in Ephesus im Blick hatte, warum argumentiert er dann nicht anhand der Situation in Ephesus, sondern mit der allgemein gültigen Schöpfungsordnung?
- Wenn die Übersetzung von Clark-Kroeger offensichtlich wäre, warum wird sie dann von den wenigsten Auslegern unterstützt? Auch wenn sie in sich sehr schlüssig klingt.
- Zum Schluss die wichtigste Frage: Was leitet mich bei der Auslegung der Bibel? Mein gewünschtes Ergebnis? (Egal ob in die eine oder die andere Richtung) Oder eine ernsthafte Suche nach dem Willen Gottes?
Fazit: Ich komme an dieser Stelle nicht daran vorbei, das Lehrverbot für Frauen stehen zu lassen. Allerdings muss dann im nächsten Schritt auch geklärt werden, was dieses Lehrverbot tatsächlich beinhaltet.
Vers 13f: Die Begründung mit der Schöpfungsordnung und Evas Sünde
1Tim 2,13f begründet das Lehrverbot der Frau damit, dass einerseits Adam derjenige ist, der zuerst geschaffen wurde und andrerseits Eva diejenige war, die zuerst gesündigt hat. Ohne zunächst ins Detail zu gehen, zeigt diese Begründung, dass es sich hierbei um eine generelle Begründung handelt, die zu jeder Zeit gilt. Man könnte an dieser Stelle anfangen zu spekulieren: „Hätte Gott Eva als erstes gemacht,…“ oder „Hätte Adam als erstes in den Apfel gebissen,…“ Was wäre dann? Diese Art der Spekulation ergibt meiner Meinung nach keinen Sinn. Gott hat es in seiner Weisheit eingerichtet, dass Männer und Frauen unterschiedliche Rollen in der Gemeinde, in der Familie und auch in der Ehe wahrnehmen sollen und das ist gut so.
Vers 15: Die Frau wird durch das Kindergebären selig
Das Verständnis, dass die Frau durch das Gebären von Kindern gerettet wird, ist im gesamtbiblischen Zusammenhang nicht haltbar, weshalb man überlegen muss, was Paulus an dieser Stelle meint. Neudorfer schreibt, dass das Wort „selig“ in diesem Zusammenhang nicht soteriologisch (in Bezug auf das Heil) verstanden werden sollte. Auch liegt die Intention auf der Erziehung der Kinder und nicht auf dem Gebären. Wenn eine Frau Kinder zur Welt bringt, dann ist es ihre Aufgabe diese Kinder im Glauben, in der Liebe und in der Heiligung zu erziehen. Insgesamt wird hier auch der positive Aspekt des Kinderkriegens betont im Gegensatz zu manchen frühchristlichen gnostisch angehauchten Strömungen, welche die Geburt als etwas weltlich-fleischliches angesehen haben.
2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen
Der erste Abschnitt des Textes behandelt die Haltung von Männer und Frauen beim Gebet, während der zweite Abschnitt das Einordnen der Frauen in die von Gott eingesetzten Ordnungen behandelt. Auffällig dabei ist, dass in erster Linie die Frauen angesprochen sind. Die Verarbeitung des Textes für die Predigt stellt in diesem Fall eine gewisse Herausforderung dar. Wie kann ich biblisch klar und dennoch sensibel mit der Thematik umgehen? Wie finde ich die richtige Ausgewogenheit bei der Fülle an unterschiedlichen Aspekten in diesem Predigttext? Und wie kann ich die vielen Fragen und Unklarheiten, die dieser Text aufwirft in guter Art und Weise in der Predigt erörtern?
Die Predigt sollte also die Fragen, die der Text aufwirft nicht einfach übergehen, aber andererseits geht es auch nicht darum die verschiedensten Positionen zu den unterschiedlichen Fragestellungen darzustellen. Es ist die Aufgabe des Verkündigers anhand der Schrift und der unterschiedlichen Positionen zu einer biblisch fundierten Erkenntnis zu kommen, welche dann in der Predigt auch in aller Demut und Sensibilität dargestellt werden soll. Prinzipiell ist es wichtig, dass bei all der Diskussion um die Rolle der Frau in der Gemeinde nicht das vermeintlich Negative (das, was die Frauen alles nicht dürfen) im Zentrum steht, sondern vielmehr das Positive. Welche Chancen und Freiheiten ergeben sich aus der von Gott vorgesehenen Rolle für die Frau?
Seelsorgerlich berücksichtigt werden sollte bei der Betrachtung von Vers 15 auf jeden Fall, dass auch in unseren Gemeinden viele alleinstehende Frauen und auch Ehepaare sitzen, die keine Kinder bekommen können. Man sollte dieses Thema also auch nicht unbedacht übergehen.
- Sagen, wo es hingeht
Zur Predigtvorbereitung kann das Anhören einer Predigt sehr hilfreich sein. Unter www.sermon-online.de finden sich Predigten zu den unterschiedlichsten Bibeltexten. So kann man dort z.B. verschiedene Predigten zu 1Tim 2,8-15 von Jürg Birnstiel finden.
3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?
Die Predigt soll zum einen dazu ermahnen mit der richtigen Haltung ins Gebet vor Gott zu treten. Andererseits soll sie auch die unterschiedlichen Aufgaben von Mann und Frau in der Gemeinde thematisieren. Das hat zum einen ermahnenden Charakter an den Stellen wo die Gemeindepraxis der biblischen Lehre widerspricht, aber auch tröstenden und ermutigenden Charakter. Nämlich genau dann, wenn die Chancen wahrgenommen werden, die der göttliche Ratschluss in Bezug auf Mann und Frau, vor allem auch für die Frauen bietet.
3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?
Männer und Frauen Gottes – Unterschiedliche Aufgaben und Ämter, aber Gleichwertigkeit in Christus!
3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?
- Unsere Haltung beim Gebet
- Die Rolle der Frau in der Gemeinde
(Dominik Cramer)