1.Johannes

Predigthilfe vom 1. März 2015 – 1. Johannes 1, 1-4

Monatsthema: Ganzes Christsein
Predigttext: 1.Johannes 1,1-4

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

1. Sehen, was dasteht

Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).

1.1 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes
Hilfen zur Auslegung finden sich in den Kommentaren von Heiko Krimmer (Edition C Bd. 21) und von Werner de Boor (Wuppertaler Studienbibel).

1.2. Wichtige Themen in unserem Abschnitt

Johannes, der Augenzeuge:
Johannes stellt sich ganz betont als Augenzeuge (oder Ohrenzeuge, oder Handzeuge,…) vor. Er benutzt eine ganze Reihe von sinnlichen Wahrnehmungen um zu beschreiben, wie er Jesus Christus begegnet ist. Dabei betont er, dass nicht nur er sondern auch andere Jesus Christus so begegnet sind. Johannes scheint es wichtig zu sein, der jüngeren Generation der Christen noch einmal zu verdeutlichen, dass es sich bei der Botschaft des Evangeliums um eine historische Botschaft handelt. Wer diese Botschaft aus ihrer historischen Verankerung löst und vergeistigt, ist ein Feind des Evangeliums (vgl. 1.Joh 4,2f).

Das Grundlage des Briefes: Die Botschaft von Jesus Christus, dem ewigen Leben
Die ersten Verse des 1.Johannesbriefes erinnern stark an die Einleitung des Johannesevangeliums und doch sind unterschiedliche Schwerpunkte zu erkennen. Dennoch wird in beiden Büchern des Johannes deutlich, dass Jesus Christus das Zentrum ist. Von diesem Zentrum her denkt und argumentiert Johannes in seinem Brief. In den ersten Versen zeigt uns Johannes vier Dinge, die Jesus Christus so einzigartig machen: 1. Jesus ist von Anfang an da; 2. Jesus ist das Zentrum des Evangeliums, von ihm handelt das Wort Gottes; 3. Jesus wurde Mensch (das Leben ist offenbart worden) und 4. Jesus Christus ermöglicht die Gemeinschaft mit Gott.

Das Ziel des Briefes – wahre ewige Gemeinschaft und tiefe Freude
Johannes schreibt seinen Brief, weil er sich von Herzen nach der Gemeinschaft mit seinen geistlichen Kindern sehnt. Wir sehen hier und im ganzen Brief, wie der alte Apostel voller Leidenschaft um die Gemeinde ringt, und wir sehen wie Johannes genau weiß, dass diese tiefe geistliche Gemeinschaft zwischen den Geschwistern nur dann möglich ist, wenn die Nachfolger Jesus sich mit allen Konsequenzen auf ihren Herrn ausrichten.
Johannes ist zutiefst überzeugt, dass das Evangelium wirklich Freudenbotschaft ist und er rechnet damit, dass sein Brief, auch wenn er sehr ernst Passagen enthält zur Freude der Geschwister beiträgt.
2. Verstehen, worum es geht
2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen
Unser Predigttext ist die Einleitung des 1.Johannesbriefes. Johannes liefert uns in diesem kurzen Abschnitt zentrale Begründungen, warum er diesen Brief geschrieben hat (Gemeinschaft; Freude) und erklärt uns auch die Basis, von die Argumentation in seinem Brief ausgeht. Jesus Christus (das wahre Leben) ist offenbar geworden und Johannes und die anderen Jünger haben dieses Leben kennengelernt und verkündigen jetzt die Botschaft von Jesus. Um zu verstehen, warum für den Brief diese Grundlage so wichtig ist, sollte in der Vorbereitung auf jeden Fall der ganze Brief gelesen werden.
2.2 Hinweise für homiletische Überlegungen
Wir beginnen mit unserem Abschnitt eine Reihe über die ersten 3 Kapitel des 1.Johannesbriefes. Da wir neu in diesen Brief einsteigen, ist es wichtig, einige Punkte über den Brief im Allgemeinen aufzugreifen. Geschrieben wurde der Brief vom Jünger Johannes, der ja eine ganz besondere Beziehung zu Jesus seinem Herrn hatte. Johannes hat diesen Brief wohl in den 90er Jahren des ersten Jahrhunderts geschrieben. Das bedeutet, dass Johannes diesen Brief als alter Mann geschrieben hat, der der jungen Generation wichtige Hinweise zum Leben in der Nachfolge Jesu geben will. Dies sehen wir auch daran, dass Johannes seine Leser immer wieder als Kinder anredet. Johannes schreibt diesen Brief als alter Mann, der weiß, dass er einer der letzten der ersten Generation ist. Er ist wohl der letzte der Apostel und so ist es ihm wichtig, der jüngeren Gemeinde noch einmal ganz klar die Grundlinien des christlichen Glaubens mit auf den Weg zu geben. Johannes weiß, dass die Gemeinde durch falsche Lehren immer wieder gefährdet ist, und so ist seine Botschaft ein dringender Appell, den Kern des christlichen Glaubens festzuhalten und so eben ganz Christ zu sein.

Im Blick auf die Herausforderungen, den Kern der christlichen Botschaft festzuhalten, unterscheidet sich unsere heute Situation nicht grundsätzlich von der der Christen am Ende des 1.Jahrhunderts. Auch in unserer Zeit wird vieles unternommen um die Botschaft von Jesus Christus zu relativieren, um sie mit anderen Botschaften zu harmonisieren oder um sie als bloße Legende abzulehnen. Und auch heute steht und fällt unsere Botschaft mit der historischen Basis. Wenn Jesus Christus nicht auferstanden ist, sind wir die ärmsten Menschen (1.Kor 15,17-19).

Weiter zeigt uns Johannes, dass Gott die Botschaft des Evangeliums so angelegt hat, dass sie in Treue von Generation zu Generation weitergegeben werden soll. Auch unser Predigen muss sich daran messen lassen, ob wir die Botschaft, die unser Herr uns anvertraut hat, treu weitergeben, um unsere Geschwister im Glauben zu stärken.

3. Sagen, wo es hingeht

Zur Predigtvorbereitung können die Predigten bzw. Bibelarbeiten von Winrich Scheffbuch und Heiko Krimmer hilfreich sein, die sich bei Sermon Online finden (www.sermon-online.de).

3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?
Die Hörer sollen ermutigt werden, ihr Vertrauen ganz auf Jesus Christus zu setzen, den Sohn Gottes, der wirklich Mensch wurde und uns durch seinen Tod am Kreuz Gemeinschaft mit Gott ermöglicht hat.

3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?

Das wahre Wort des Lebens

oder (nach Heiko Krimmer) Das Leben ist erschienen

3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

a) Johannes ist der Augenzeuge
b) Jesus Christus ist das Zentrum
c) Wahre Freude ist das Ziel

oder nach Heiko Krimmer:
a) Gott ist bei uns
b) Wir können ihn erleben
c) So haben wir das Leben

3.4 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?

• In idea 9/2014 findet sich eine interessante Diskussion zwischen Helge Stadelmann und Wilhelm Gräb, die deutlich macht, wie aktuell die historische Frage auch heute ist.
• Der herrliche Vorwurf
Zwei Männer standen am Straßenrand, offenbar Bergleute, wie man an den blauen Narben in ihren Gesichtern sehen konnte. Als ich vorbeiging, grüßte der eine: »‘n Tag, Herr Pastor!« Ich trat auf ihn zu: »Kennen wir uns?« Er lachte: »Na klar! Habe Sie oft sprechen hören. « Und nun wandte er sich an den anderen: »Das ist also der Jugendpfarrer! Ein ganz ordentlicher Mann! Nur – er hat leider einen Vogel!« Ich denke, meine Leser kennen diesen Ausdruck. Die Engländer sagen »Spleen«; die Schwaben erklären: »Der hat einen Sparren!«; die Berliner nennen‘s einen »Tick« – und im Ruhrgebiet und in anderen Gegenden nennt man‘s einen »Vogel«, wenn jemand an einer Stelle nicht ganz zurechnungsfähig ist. Als der Mann das nun so gelassen erklärte, ging’s mir doch gegen die Ehre, obwohl man als Pfarrer im Ruhrgebiet »hart im Nehmen« wird. Also fuhr ich empört auf: »Was habe ich? Einen Vogel?« Aber der Bergmann beachtete meinen Einspruch gar nicht, sondern wiederholte ganz gemächlich: »Also – ein ordentlicher Mann – nur eben – er hat‘nen Vogel. Er spricht immer von Jesus.« »Mann!«, rief ich erfreut. »Was Sie da sagen, das ist für mich, als wenn Sie mir einen Orden verliehen hätten! Ja, den Ruhm möchte ich haben: Er spricht immer von Jesus! Nur – leider –habe ich diesen Orden gar nicht verdient. Wie oft habe ich dummes Zeug geschwatzt. Aber – wissen Sie! Jesus ist es tatsächlich wert, dass man immer von ihm spricht. Sagen Sie mir: Kennen Sie Jesus?« Da wandte sich der Bergmann lachend an den anderen: »Siehst du, nun fängt er schon wieder an!« … Wenn man von Jesus spricht, erlebt man allerlei. Und man trifft dann andere, die auch von Jesus sprechen und dabei ihre Geschichten erleben.
Aus: Wilhelm Busch: Variationen über ein Thema
(Tobias Schurr)