Monatsthema: Nach dem Willen des Herrn leben
Predigtthema: Leben nach dem Willen Gottes
Bibelstelle: Lukas 18, 18-30
Verfasser: Eckhard Löffler
Vorbemerkung
Jahreslosungen (1) werden überwiegend am Jahresanfang und oft mit der Frage bedacht: Was bringt´s?
Sie könnten die Aufgabe eines „Passworts“ übernehmen, das den Zugang zum Eigentlichen erleichtert.
Texterklärungen
V 18-23 Matthäus nennt ihn den „Jüngling“ (Mt 19, 20). Für alle drei Evangelisten war er ein „Reicher“.
Nach Lukas war es hier ein „Oberer“, ein Vorsteher, vielleicht aus der Synagoge. Die sieben Ältesten der Synagoge wurden „die Guten“ genannt.
Der Mann suchte bei Jesus nicht Gnade, sondern Lohn. Er wollte das ewige Leben (die Pharisäer glaubten daran) durch eigene Tugenden und Verdienste erwerben, voll von gutem Willen, aber ohne Selbsterkenntnis.
Das „ewige Leben“ kommt im AT nur in Dan 12, 2 buchstäblich vor, was aber von der Lehre Israels übernommen wurde und z. Zt. Jesu ein gebräuchlicher Ausdruck war,
An Jesus scheitern fromme Sprüche. Er begrüßt den Gast nicht begeistert als neuen Anhänger, sondern fragt nach. Damit bezeichnet er sich nicht als „nicht gut“ (Jo 10, 12). Aber weil Gott allein wirklich GUT ist, muss der, der Jesus gut nennt, dessen Einssein mit Gott erkennen.
Jesus stellt keine neuen Gebote auf, zitiert nur aus der zweiten Tafel der Gebote, die von der Nächstenliebe handeln. Wer hier seine Unvollkommenheit feststellt wird einsehen, dass er so vor Gott nicht bestehen kann, und ihm die Liebe zu Gott erst recht fehlt.
Markus berichtet davon, dass Jesus ihn lieb hatte (Mk 10, 20), ihm also helfen, nicht verurteilen wollte.
Woran hing das Herz des Reichen? (2)
Wenn der Reichtum, das HABEN wollen/müssen, zum Gottesersatz, zum Abgott wird, bleibt der Wunsch nach ewigem Leben ein Wunschtraum.
Was Jesus vom Reichen äußerlich erbat, vollzog er selbst innerlich im höchsten Maß (Phil 2, 6ff).
Den Weg zum „Reich sein in Gott“ hatte er öfter deutlich vorgeschlagen (Lk 9, 23; 14, 33; 12, 33f).
Der Reiche erkennt, dass seinen eingebildeten Sicherheiten das Fundament fehlte, nachdem er seine Verdienste nur noch vervollkommnen wollte.
V 24f Der Eintritt ins Himmelreich wird sehr schwer, wenn das HABEN vor dem SEIN rangiert. Das Beispiel unterstreicht die Unmöglichkeit.
„Nadelöhr“ nannte man einen sehr kleinen Toreingang in Jerusalem, den beladene Kamele („kamelos“) nicht passieren konnten. (3) (4)
Ganz ähnlich heißt das Schiffstau („kamilos“), dass durch kein Nadelöhr passt.
Praktisch: Menschen können sich drehen, vorwärts, seitwärts, rückwärts, aber von sich aus nicht die Tür zum ewigen Leben passieren. Erst das Ablegen der Selbstzufriedenheit und -gerechtigkeit und das Akzeptieren der einzigen Tür (Jo 10, 9) bringt das Leben.
V 26 Wer kann dann überhaupt noch…? (5) NIEMAND, wenn er sich auf seine Verdienste, sein Tun und Lassen beruft. JEDER, der sich dem Sohn Gottes anvertraut.
V 27 Gedanken zu Jahreslosung:
„Das Kleid -, dieser Typ -, das Geschäftsjahr -, dieses Verhalten -, die Rettung dieser Ehe -, eine lebensrettende Operation: UNMÖGLICH!“ Solche Ausdrücke sind nicht ungewöhnlich. (6)
Dagegen eine großmäulige Werbung: „NICHTS ist unmöglich!“ (7)
Das letzte Jahr brachte den Absturz hoher Wachstumserwartungen und Wertzuwachspläne. (8) Rentner sehen sich um ihre Zukunftssicherungen betrogen, weltbekannte Firmen haben Absatzprobleme und viele ihrer Zuliefererfirmen melden Insolvenz an.
Jesus führt das menschliche „Nichts ist unmöglich!“ erst einmal ad absurdum, ebenso das „Kenne ich alles schon seit dem Kindergottesdienst.“ Und das “Mach ich doch alles schon!“.
Der Rat Jesu: Löse dich von deinen selbst geschaffenen oder erarbeiteten Sicherheiten. Vertrau nicht auf deine Versicherungen und schon gar nicht auf dich selbst.
Teile das was du hast mit denen, die es nötiger haben. Verschenke dich! Dann musst du nicht mehr auf die Stunde deiner persönlichen Insolvenz warten sondern hast einen ewigen Wohnplatz im Himmel.
Beispiele genug: Vom armen(!) Kornbauern (Lk 12, 16ff) bis zum reichen(!) Lazarus (Lk 16, 19ff).
Auch wenn alle menschlichen Ressourcen am Ende sind, macht Gott möglich, was keinem Menschen gelingt.
Für den Menschen gilt nur: Loslassen – und sich Gottes Führung anvertrauen.
V 28-30 Der Reiche verzichtet auf seinen „Schatz im Himmel“, weil ihm seine persönlichen Schätze wichtiger waren. „Was habe ich davon?“, „Was bringt´s?“
Die Jünger hatten dagegen „alles verlassen“ (Beruf, Besitz, Angehörige) (Mt 19, 27) und sind Jesus nachgefolgt. Anstelle der Furcht des Reichen, nicht errettet zu werden, beherrscht auch sie der Wunsch, besonders BELOHNT zu werden. Jesus hatte ja die Trennung von irdischen Gütern verbunden mit der Verheißung unverrottbarer himmlischer Werte (Lk 12, 33).
Es geht bei Jesus nicht um den VERDIENST, sondern um den DIENST für den höchsten Herrn aller Zeiten (Mt 20). Jünger Jesu werden nicht erst belohnt, wenn sie das Irdische verlassen, sondern haben schon hier und jetzt einen Herrn, der sie zuverlässig betreut und belohnt. Und diese vielfältige „Vergeltung“ wird im ewigen Leben bei Jesus dann noch offensichtlicher werden.
Gliederungsvorschlag 1 (nach Dr, Gerhard Maier)
1. Endlich mal ein Vorbild?
2. Echter Gewinn ist die Fürsorge Gottes
3. Ein noch höherer Gewinn ist das ewige Leben
Gliederungsvorschlag 2
1. Ein neues Gebot?
2. Ein Angebot!
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Fußnoten
(1) Alle Jahreslosungen seit 1930 unter: www.jahreslosung.net/archiv.htm
1852 kam ein Pfarrer auf die Idee, seinen Konfirmanden lesegerechte Tagesabschnitte aus der Bibel vorzuschlagen. Daraus entwickelten sich die Herrnhuter Losungen, Jahres- und Monatslosungen, schließlich auch die Wochensprüche. Man wusste: „Des Herrn Wort bleibt in Ewigkeit.“ (1. Petr 1, 25)
(2) Luther: „Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott!“
(3) Pfr. Ralf Krust (Hardheim + Höpfingen) in einer Predigt für Konfirmanden: „Eines Tages kommt ein Kamel an dieses Tor. Kein normales Kamel. Es ist ein besonderes Kamel. Es hat einen wunderschönen Sattel mit feuerroten Quasten. Und es hat einen Diener bei sich, der von ihm die Fliegen vertreiben soll. Das Kamel ist hoch beladen mit kostbaren Teppichen, die auf dem Markt verkauft werden sollen.
Der Junge ruft: „Platz da, jetzt gehen wir durch das Tor.“ Aber es klappt nicht. Das Kamel passt nicht hindurch. Es ist zu groß.
„Versuch doch, dich rückwärts durchzuschlängeln“, sagt der Junge. Und er macht dem Kamel vor, wie er das meint.
„Kamele schlängeln sich nicht“, denkt das Kamel. Aber egal, es dreht sich um und zwängt sein Hinterteil in das Tor.
Es drängt sich und zwängt. Ja es schlängelt sich sogar! Aber es klappt nicht. Das Kamel passt nicht hindurch.
„Ich werde deine kostbaren Teppiche abladen“, sagt der Junge. Er bindet alle Sachen los und nimmt alle Teppiche herunter. „Nun versuch es noch einmal,“ ermuntert der Junge das Kamel.
Es hat keinen Zweck. Das Kamel kann sich immer noch nicht durch das Tor quetschen. „Der Sattel ist im Weg“, sagt der Junge, „ich werde ihn dir abnehmen müssen.“
Ohne seinen wunderschönen Sattel sieht das Kamel ganz anders aus. Nicht mehr stolz und wichtig, sondern eben ein ganz normales Kamel.
Noch einmal versucht es das Kamel. Runter auf die Knie, vorwärts gerutscht, Zentimeter für Zentimeter, bis es schließlich … durch ist. „Hurra! Es ist durch, die Mühen haben sich gelohnt.“
(4) Kamelen helfen dabei auch Diätkuren nicht.
(5) Clemens von Alexandrien schrieb ein Büchlein „Welcher Reiche kann selig werden?“, aber die eigentliche Frage heißt: „Wer überhaupt kann noch gerettet und selig werden?“.
Antwort: NIEMAND, der nicht den einzig möglichen Zugang ins Reich Gottes akzeptiert (Jo 10, 9; 1, 12).
(6) Die Wörter der „Mögen“-Familie haben im Deutschen ihren Ursprung im althochdeutschen Verb „mugan“: = können, vermögen, imstande sein und hängen mit dem englischen „may“ und dem schwedischen „må“ zusammen. Vermögend gilt jemand, der wohlhabend und reich ist. VerMÖGenden Menschen ist aus menschlicher Sicht eben alles MÖGlich…
(7) Wörterbücher gerade der deutschen Sprache beschreiben die Situation: „Nichts geht mehr! Nicht durchführbar! Nicht zu bewerkstelligen! – Nicht zu verwirklichen!“ Eines der verbreitetsten Handbücher zählt fast 3 Seiten deutsche Wörter auf, die mit „un-“ beginnen. Typisch für Deutsche oder einfach unmöglich?
(8) Beispiele täglich in jeder Zeitung: Vom ehemaligen Multimillionär und Post-Chef Klaus Zumwinkel bis zu den „vertrauenswürdigen“ Bankern der Wall-Street, von der Ohnmacht der Politiker bis zum Steuerbetrug des „kleinen Mannes“: Auch alles Schlimme ist möglich.