Jahresthema: Neue Menschen
Predigtthema: Jesus, der wahre König
Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!
1. Sehen, was dasteht
Verschiedene Bibelübersetzungen, um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).
1.1 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes
Hilfen zur Auslegung bieten z.B.
* Maier, Gerhard. Johannes Evangelium (Edition C Bibelkommentar)
* Lüthi, Walter. Johannes – das vierte Evangelium.
* De Boor, Werner. Das Evangelium des Johannes (Wuppertaler Studienbibel)
* Köstenberger, Andreas: John (Baker Exegetical Commentary)
1.2 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes
Vers 28:
Nach dem Verhör durch die Hohepriester wird Jesus zum römischen Statthalter gebracht. Die Statthalter residierten normalerweise in Cäsarea am Meer. An hohen jüdischen Festtagen waren sie aber oft in Jerusalem, um bei etwaigen Unruhen sofort eingreifen zu können.
Es ist nicht sicher, welches Gebäude mit dem Prätorium gemeint ist. Entweder ist hier die Burg Antonia an der Nordwestecke des Tempels gemeint, oder es handelt sich um den Herodespalast. Wahrscheinlich wurde Jesus gegen 6 Uhr morgens zu Pilatus gebracht und so an die Römer ausgeliefert.
Die jüdischen Verantwortlichen schickten wohl ihre Diener mit Jesus in den Palast von Pilatus. Sie selbst blieben draußen, um ihre kultische Reinheit im Blick auf die anstehenden Feierlichkeiten nicht zu gefährden. Wie so oft in den Evangelien wird die Spannung zwischen einer äußerlichen, oberflächlichen Reinheit und der inneren Unreinheit deutlich.
Während die geistlichen Führer Israels gerade dabei sind, das größte Unrecht zu begehen, indem sie den unschuldigen Messias ablehnen und verurteilen, achten sie gleichzeitig peinlich genau auf die äußere religiöse Reinheit.
Vers 29-32:
Pontius Pilatus war 10 Jahre (26-36 n.Chr.) lang römischer Prokurator über die Provinz Judäa. Judäa war als Provinz direkt dem Kaiser unterstellt, nicht dem römischen Senat.
Philo, der jüdische Schriftsteller, beschreibt Pilatus als unbeugsam und rücksichtslos, aber auch als bestechlich.
Das Gespräch zwischen Pilatus und den jüdischen Führern klingt etwas merkwürdig, hat aber durchaus einen juristischen Sinn. Pilatus geht es mit seiner Frage nicht darum, den Fall zu klären. Er möchte zunächst feststellen, ob er als römischer Prokurator für diesen Fall überhaupt zuständig ist, oder ob es sich um innerjüdische Streitigkeiten handelt. Die Antwort in Vers 30 soll genau diese Zuständigkeit unterstreichen. Die jüdischen Ankläger betonen, dass es sich im Fall von Jesus um ein Verbrechen handelt, das über ihre juristische Zuständigkeit hinausgeht und deshalb von Pilatus gerichtet werden muss.
Nachdem Pilatus zunächst ablehnt, den Prozess zu übernehmen, erklären die jüdischen Verantwortlichen, dass Jesus, ihrer Überzeugung nach, die Todesstrafe verdient hat. Solche Bestrafungen durften sie nicht durchführen, sie waren der römischen Obrigkeit vorbehalten.
Johannes gibt uns zum Abschluss dieses Dialogs in Vers 32 eine geistliche Deutung und erinnert an die Worte, mit denen Jesus in Joh 12,32f seinen eigenen Tod und auch die Art seines Sterbens vorhergesagt hat. Diese Vorhersage machte schon deutlich, dass die Verurteilung und Tötung Jesu durch die Römer geschehen würde.
Vers 33-35:
Pilatus nimmt den Fall Jesus an und beginnt mit dem Verhör. Die Frage, die Pilatus stellt, zeigt, dass er über den Vorwurf, der gegen Jesus im Raum stand, informiert worden war. In Lukas 23,2 können wir nachlesen, was die Anklage war:
Lukas 23,2 Sie fingen aber an, ihn zu verklagen, und sagten: Diesen haben wir befunden als einen, der unsere Nation verführt und sie davon abbringt, dem Kaiser Steuer zu geben, indem er sagt, dass er selbst Christus, ein König, sei.
Natürlich konnten die Ankläger auf den auffälligen Einzug von Jesus nach Jerusalem verweisen, den man im Sinne ihrer Anklage deuten konnte.
Der Vorwurf, Jesus würde sich „König der Juden“ nennen, war sehr ernst. Seitdem die Römer im Jahr 64 v.Chr. die Herrschaft über Judäa übernommen hatten, hatten nur diejenigen das Recht sich König der Juden zu nennen, die von den Römern in diese Aufgabe eingesetzt waren. Alle anderen, die diesen Anspruch erhoben, wurden als Aufrührer gegen Rom mit dem Tod bestraft.
Vers 36:
Jesus antwortet auf die Frage von Pilatus, indem er erwähnt, was seine Ankläger offensichtlich verschwiegen hatten. Jesus hat den Anspruch erhoben, ein König zu sein, aber gleichzeitig hat er immer wieder deutlich gemacht, dass dieser Anspruch nicht politisch, oder gegen Rom gerichtet ist. Das erklärt Jesus auch Pilatus. Er ist König in einer anderen Dimension, was eben auch erklärt, warum niemand für Jesus kämpfte, als er verhaftet wurde. Jesus hat seinen Jüngern sogar verboten für ihn zu kämpfen. Er forderte Petrus auf, sein Schwert wieder in die Scheide zu stecken.
Vers 37:
Die Reaktion von Pilatus in Vers 37 wirkt beinahe verwirrt. Hatte er damit gerechnet, dass Jesus angesichts der drohenden Verurteilung sagen würde, dass er natürlich kein König sei? Spürte Pilatus etwas von der Vollmacht Jesu in dessen Worten? Merkte er, dass dieser Angeklagte wirklich Macht besitzt? Nur eben eine Macht, die ganz anders ist als die Macht der irdischen Könige.
Jesus bejaht die erstaunte Rückfrage von Pilatus und spricht im gleichen Atemzug von seinem Auftrag. Er ist als Zeuge der Wahrheit auf die Welt gekommen. In Jesus wurde Gottes Wahrheit sichtbar (vgl. Joh 1,14). Auch in seinem Prozess wird diese Wahrheit offenbar. Jesus bekennt sich vor Pilatus als König, genauso wie er sich vor dem Hohen Rat als Sohn Gottes bekennt.
Jesus geht hier aber noch einen Schritt weiter. Er dreht gewissermaßen das Verhör um und zeigt Pilatus, dass sein Leben auf dem Prüfstand ist. Gehört Pilatus auf die Seite der Wahrheit, der Wahrheit Gottes, und erkennt deshalb, dass Jesus die Wahrheit sagt und ist? Oder steht er in der Reihe mit so vielen, die Jesus ablehnen und damit auch Gottes Wahrheit ablehnen?
Vers 38:
Die Antwort von Pilatus auf die Worte von Jesus ist sehr bekannt geworden. Und wir werden nicht mehr auflösen können, was in den Worten von Pilatus alles mitgeschwungen hat. Bringt Pilatus hier seine Skepsis zum Ausdruck, dass ein Mensch wirklich die Wahrheit erkennen oder gar besitzen kann? Sind es resignierte oder sogar zynische Worte, die deutlich machen: Bei diesem Prozess geht es doch nicht um die Wahrheit, sondern darum, dass die Feinde Jesu ihren Willen bekommen?
Vielleicht merkte Pilatus auch, dass in Jesu Worten wirklich eine tiefe Wahrheit da war. Aber er war nicht bereit sich auf diese Wahrheit einzulassen. Matthäus berichtet uns in diesem Zusammenhang von einer Nachricht, die Pilatus von seiner Frau erhalten hatte.
Matthäus 27,19 […] Habe du nichts zu schaffen mit jenem Gerechten! Denn im Traum habe ich heute um seinetwillen viel gelitten.
Erkannte Pilatus, dass Jesus viel mehr war? Wir wissen es schlussendlich nicht. Auf jeden Fall wird deutlich, dass Pilatus nicht bereit ist, sich von Jesus und seiner Wahrheit persönlich hinterfragen zu lassen.
Die Aussage von Pilatus beendet die Befragung und Pilatus hat erkannt, dass er bei Jesus nichts findet, wofür er ihn verurteilen könnte. Dies teilt er den Anklägern und der Menschenmenge mit, die vor seinem Palast warten.
Vers 39-40:
Eigentlich hätte Pilatus Jesus einfach freilassen müssen, nachdem er keine Schuld an ihm gefunden hatte. Es scheint so, als ob Pilatus sein Ansehen im jüdischen Volk und seine Beziehung zu den jüdischen Verantwortlichen für wichtiger hielt als die Wahrheit.
Jesus war für eine Begnadigung eigentlich gar nicht passend, weil es zumindest nach den Worten von Pilatus keinen Grund gab, Jesus überhaupt zu verurteilen.
Dennoch bot Pilatus dem Volk an, dass er seinen Brauch, einen Gefangenen freizulassen, an Jesus ausführen wollte. Diesen Brauch pflegte Pilatus wohl, um sich beim Volk ein besseres Ansehen zu verschaffen.
Pilatus nennt Jesus den „König der Juden“. Auch hier ist wieder nicht ganz klar, was er mit dieser Bezeichnung bezwecken wollte. Wollte er mit dieser Bezeichnung die jüdischen Autoritäten verärgern? Benutzte er die Bezeichnung, um die Menschenmenge dazu zu bewegen, für Jesu Freilassung zu stimmen? Oder wollte er damit zeigen, wie unsinnig die Anklage gegen Jesus war?
Die Reaktion der versammelten Menge ist jedenfalls eindeutig. Sie wollen lieber Barabbas, der ein Widerstandskämpfer gegen Rom war. In Mk 15,7 können wir eine etwas ausführlichere Beschreibung über Barabbas lesen. Wahrscheinlich war Barabbas‘ ganzer Name Jesus Barabbas. Barabbas bedeutet Sohn des Vaters. Dieser Barabbas wird Jesus, der wirklich der Sohn des Vaters ist, vorgezogen.
Für die Hohepriester und ihren Anhang war es so wichtig, dass Jesus verurteilt wurde, dass sie sogar bereit waren für einen Kämpfer gegen die römische Besatzung einzutreten und seine Freilassung zu fordern.
2. Verstehen, worum es geht
Die Begegnung zwischen Jesus und Pilatus macht einmal mehr deutlich, wie stark sich das Reich Jesu vom Reich dieser Welt unterscheidet. Pilatus, der in Jerusalem der Vertreter der römischen Macht war, trifft auf einen König, der so viel mächtiger ist als er. Aber er erkennt es nicht. Jesus ist viel mehr als ein irdischer König der Juden. Jesus ist der König aller Könige.
Die Passionszeit nimmt uns mit hinein in die wunderbare Botschaft, dass Jesus, der wahre König, bereit war auf seine Macht zu verzichten und für uns das Leiden auf sich zu nehmen. Jesus erträgt bereitwillig Unrecht und Schmerzen. In der Passionszeit begegnen wir einem König, der äußerlich überhaupt nicht königlich wirkt. Und doch hat Jesus seinen Anspruch immer wieder sehr deutlich zum Ausdruck gebracht, auch als er vor Pilatus stand.
In der Predigt sollte deutlich werden, wie klar sich Jesus von allen Königen dieser Welt unterscheidet, und dass er gerade durch seine Hingabe und Dienstbereitschaft unterstreicht, wie groß und herrlich er doch ist (vgl. Phil 2,5-11).
Auf der anderen Seite müssen wir betonen, wie tief die Welt in der Sünde versunken ist und diesen Retter so dringend braucht. Dies zeigt sich auf der einen Seite am Hass der Hohenpriester und ihrer Anhänger gegen Jesus aber auch in der Gleichgültigkeit und Ablehnung gegen Jesus, die wir bei Pilatus sehen.
Auch in der Begegnung mit Pilatus unterstreicht Jesus, dass er es ist, an dem sich zeigt, ob ein Mensch auf der Seite von Gottes Wahrheit steht oder nicht.
3. Sagen, wo es hingeht
3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?
Die Predigt soll den Blick auf die Königsherrschaft Jesu lenken. Er ist der ganz andere König, der ein ganz anderes Reich regiert, in dem völlig andere Maßstäbe gelten als in unserer Welt. Jesus ist der wahre König, der Gottes Wahrheit auf unvergleichliche Weise bezeugt hat.
Wir wollen dazu einladen, diesem König zu vertrauen und ihm mit ganzem Herzen nachzufolgen.
3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?
Jesus, der wahre König
3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?
1. Der wahre König vor den Herren der Welt (V.28-35)
2. Der wahre König ist nicht von dieser Welt (V.35-36)
3. Der wahre König bringt die Wahrheit (V.37)
4. Der wahre König wird von der Welt abgelehnt (V.38-40)