Richter

Predigthilfe vom 15. September 2024 – Richter 15

Jahresthema:         Von der Schönheit der Gemeinde – biblische Bilder der Gemeinde
Monatsthema:       Kontrast leben – Im Chaos sich von Gott gebrauchen lassen
Predigtthema:       Glaubenszeuge Simson: Ein Schwacher wird stark durch Gott

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

1. Sehen, was dasteht

Verschiedene Bibelübersetzungen, um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 2017 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).

Unter Umständen kann sich auch mal der Blick in eine englische Übersetzung lohnen, weil auch in modernen deutschen Übersetzungen manchmal „fromm-deutsche“ Begriffe benutzt werden, die im Englischen viel direkter und „normaler“ übersetzt sind.

1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext

Wir haben mit dem Buch Richter tatsächlich kein ganz einfaches Buch. Hier empfiehlt sich das Video vom Bibel Projekt unter https://bibleproject.visiomedia.org/videos/richter/

Dann bekommt man einen Überblick und behält auch das große Ganze im Blick. Zum Video ist aber noch hinzuzufügen, dass wir einige der Richter in der „Hall of Fame“ des Glaubens haben in Hebr 11,32.

Das Buch ist ein sehr finsteres Buch und wir sehen ständig, dass das Volk Israel Gott untreu ist. Der letzte Vers im Buch ist zugleich auch der Schlüsselvers! Ri 21,25: In jenen Tagen war kein König in Israel. Jeder tat, was recht war in seinen Augen.“

Auch das Volk Gottes, liegt unter dem Fluch der Sünde und wir sehen, dass sie es aus eigener Kraft nicht schaffen Gott gehorsam zu sein. Hier sehen wir in Röm 3,23, dass alle Sünder sind. Sogar diejenigen, die es besser wissen, die Gottesoffenbarungen und Gotteserlebnisse hatten. Es spielt keine Rolle. Der Mensch braucht eine Neugeburt, wenn er nach dem Willen Gottes leben will.

Wir sehen eben auch in Israel das alte Problem, dass wir in 1Mo 3 beim Sündenfall lesen: „Selber Gott sein“. „Tun, was recht ist in meinen Augen.“

Was macht Gott? Er sendet immer wieder Richter, die den Auftrag haben zu retten (Ri 2,15). Rettung und Gericht hängen bei Gott sehr nahe zusammen und in Jesus Christus treffen sie sich sogar! Jesus nimmt das Gericht Gottes auf sich und rettet damit alle, die an ihn glauben. Im Buch Richter finden wir viele Vorschattungen/Bilder auf Jesus. Männer, die Gott gebrauchte, um sein Volk zu befreien. Allerdings sehen wir, dass diese Richter nicht perfekt waren, sondern selbst Sünder waren. Und doch entdecken wir das Prinzip: Gott muss einen Retter/Richter senden, um die Not des Volkes zu lösen. Die Einführung in das Buch haben wir in Ri 2. Es ist ja interessant, dass wir in Ri 2,15-17 lesen: „Da ließ der HERR Richter aufstehen, die retteten sie aus der Hand ihrer Plünderer.

17 Aber auch auf ihre Richter hörten sie nicht, sondern hurten anderen Göttern nach und warfen sich vor ihnen nieder. Sie wichen schnell ab von dem Weg, den ihre Väter, um den Geboten des HERRN zu gehorchen, gegangen waren; sie handelten nicht so.

18 Und wenn der HERR ihnen Richter erstehen ließ, war der HERR mit dem Richter, und er rettete sie aus der Hand ihrer Feinde alle Tage des Richters. Denn der HERR hatte Mitleid wegen ihres Ächzens über die, die sie quälten und sie bedrängten.“

Der Richter kommt, um zu retten. Alle Tage des Richters ist das Volk gut unterwegs. Aber wenn der Richter gestorben ist, dann kehren sie sich wieder von Gott ab.

Wer war Simson?

Das Kind von Manoach und seiner Frau, die eigentlich unfruchtbar war. Es war ein Wunder Gottes, angekündigt durch den Engel des HERRN. Simson, ein Nasiräer (Geweihter), dessen Name mit kleiner Sonne übersetzt werden kann, durch den Gott Israel von den Philistern retten wollte (Ri 13,5). Interessant, dass die kleine Sonne ein Hinweis auf die große Sonne, das wahre Licht (Jesus, Joh 8,12) ist.

Ich werde immer wieder auf Pastor Wilhelm Busch hinweisen, der ein Büchlein zum Leben von Simson geschrieben hat. Er schafft es auch diese Geschichten für uns heute fruchtbar zu machen.

Wie verstehen wir die Geschichten von Simson heute?

Hier möchte ich tatsächlich auf die 4 Möglichkeiten von Pastor Busch verweisen aus seinem Buch über Simson. (Busch, Wilhelm. Bileam, Josaphat, Simson. Wilhelm Busch Bibliothek, Band 5. Seite 224-226. Aussaat Verlag, 1. Auflage 2006.)

In Ri 15, unserem Predigttext, geht es darum, dass Simson nun doch zu seiner Frau eingehen möchte. Von der Hochzeit wird uns in Ri 14 berichtet, die aber kein Happy End hat, weil Simson seine Wette wegen seiner Frau (sie verrät das Rätsel) verliert.  Letztlich möchte Simons nun die Ehe auch vollziehen (hier ist sicherlich auch der sexuelle Aspekt wichtig). Was im Leben von Simson wichtig ist: Es ist die Spannung zwischen getrieben sein vom Heiligen Geist und eigenem, sündigem Verhalten. Es war ganz klar im Gesetz geschrieben, dass niemand aus Israel sich eine Frau von den fremden Nationen holen soll (5Mo 7,1-4).

Doch wir lesen auch, dass Gott bewusst diese Annährung an die Philister gebraucht, um das Gericht durch Simson an ihnen zu vollziehen (Ri 14,4).

Diese nicht gegebene Frau ärgert Simson und er wird zornig und fackelt die Felder der Philister ab! 300 Füchse fangen grenzt tatsächlich an ein Wunder. Die Reaktion: Der Hass der Philister lädt sich auf der Ex-Frau Simsons und deren Familie ab. Simsons Reaktion ist eine Tracht Prügel. Die Reaktion der Philister ist ein Zug mit der Heeresmacht gegen Juda. Es bahnt sich nun ein Konflikt wegen Simson an. Die Israeliten liefern ihn um des Friedens willen an die Philister aus, die er dann mit einem Kinnbacken erschlägt (1000 von ihnen).

Was machen wir mit der Geschichte – wie verstehen wir sie?

Meiner Ansicht nach lässt sich die Geschichte einfach in 4 Blöcke teilen.

  1. Das Feuer wird entzündet (V1-8)
  2. Die Fesseln – die unfreien Freien (V9-13)
  3. Kraft in Schwachheit (V14-15)
  4. In der Schule Gottes (V16-20)

Wilhelm Busch schreibt: Ein Feuer wird entzündet! (V1-8) (Busch, Wilhelm. Bileam, Josaphat, Simson. Wilhelm Busch Bibliothek, Band 5. Seite 257. Aussaat Verlag)

Simson, der Streiter Gottes, der im Kampf mit der gottlosen Welt und ihren Irrungen und Wirrungen ist. Die Philister stehen für die Welt, für die Sünde in der Welt (man sieht das an ihrer Moral – gottlos). Das ist wahrlich unsere Ausgangslage als Christen. Wir sind fremde in dieser Welt und sind angefeindet von der Welt und ihren Mächten der Finsternis (Eph 6,12). Wie streitet nun der Christ, welche Waffen hat er? Es ist schon interessant, dass Simson ein Feuer legt, indem er Füchse zu zweit aneinanderbindet. Busch schreib (A.a.O., Seite 259), dass es in der Kirchengeschichte immer wieder gab, dass einzelne Menschen in Bedrängnis aufstanden, und das Evangelium verkündeten durch die Kraft des Heiligen Geistes und damit ein Feuer der Erweckung entzündeten. Mose in Ägypten, Luther und Calvin in der Zeit einer sterbenden Kirche. Simson entzündet ein Feuer. Wie können heute Gottesmänner und Gottesfrauen gegen die Welt streiten? Nicht mit menschlichen Waffen. Wir kämpfen ja nicht gegen Fleisch und Blut, so Eph 6,12. Nein, in dem wir hingehen und das Feuer des Evangeliums entzünden. Hier passt die Stelle aus Jer 23,29, wo es heißt: „Ist mein Wort nicht wie ein Feuer, spricht der HERR, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt?“ – Wir legen heute nicht sprichwörtlich ein Feuer in der Welt, unter unserem Mitmenschen sowie es Simson tat. Wir müssen das geistlich verstehen. Wir setzen uns der Welt und der Macht zur Finsternis zur Wehr, indem wir das Feuer des Evangeliums entzünden. Toll wäre es, wenn sich dadurch so manches in der Welt entzünden lässt, oder? Und zwar nicht, um wie bei Simson vernichtet zu werden (Felder), sondern um selbst erleuchtet und letztlich gerettet zu werden. Es ist ein super Bild – Simson, der die Füchse zu zweit losschickt. Genau dasselbe macht Jesus auch in Mk 6,7-13. Er sendet seine Jünger zu zweit hinaus, um die Botschaft des Evangeliums zu verkünden. Hier muss man sich fragen: Entzünde ich noch ein Feuer in meiner Umgebung? Entzünden wir als Gemeinde noch ein Feuer in unserem Ort? Oder sind wir lau geworden, nur noch so ein glimmender Docht! Auch hier haben wir eine tolle Nachricht. Es heiß in Jes 42,3: „Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen.“

Simson ist hier aber auch ein gewaltiges Bild auf Jesus. Hatte Jesus nicht ähnliches gesagt in Lk 12,49:

„Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen, und wie wünschte ich, es wäre schon angezündet!“

Mit dem Kommen von Jesus kommt die endgültige große Scheidung aller Menschen in Licht (hierfür steht Simson, die „kleine Sonne“) und Finsternis (dafür stehen die Philister). Wohl den Menschen, die sich entzünden lassen durch Jesus Christus und das Licht des Lebens haben (Joh 8,12). Die christliche Vereinigung der Fackelträger, gegründet von Major Ian Thomas, hat genau dieses Bild verwendet. Sie sehen sich als Fackelträger, die das Feuer des Evangeliums in die Welt tragen, damit noch viele Menschen entzündet werden.

Die Fesseln – die unfreien Freien (V9-13)

Es ist schon spannend an der Simson Geschichte, dass Gott mit Simson ist. Das musste auch dem Volk klar gewesen sein. Jetzt scheint die Geschichte zu zeigen, dass der HERR durch Simson befreien will, den Feind besiegen will – Aber das Volk Gottes will das gar nicht. Sie haben sich mit der Unterdrückung abgefunden. V11: „Weißt du nicht, dass die Philister über uns herrschen? Was hast du uns da angetan?“. Es ist schon tief bedrückend wahrzunehmen, dass sich hier das Volk Gottes mit der Versklavung zufriedengibt und keine Hoffnung auf Freiheit mehr hat und den bremst, der im Auftrag Gottes Siege erringt. Die Berufung für das Volk Gottes ist eine andere: Freiheit für den HERRN zu leben, Kopf sein und nicht Schwanz (siehe 5Mo 28,13ff).

Wir haben als Gemeinde eine ähnliche Berufung. Gal 5,1: „Für die Freiheit hat Christus uns frei gemacht. Steht nun fest und lasst euch nicht wieder durch ein Joch der Sklaverei belasten!“ Leider kann es uns auch passieren, dass wir zwar eigentlich frei sind durch Christus, uns aber wieder zu Sklaven machen lassen. Natürlich geht es hier um die Sklaverei der Sünde. In Röm 6,11ff lesen wir das wie folgt: „So auch ihr: Haltet euch für Menschen, die der Sünde gestorben sind und für Gott leben in Christus Jesus. 12 So lasst nun die Sünde nicht herrschen in eurem sterblichen Leibe, und leistet seinen Begierden keinen Gehorsam. 13 Auch gebt nicht der Sünde eure Glieder hin als Waffen der Ungerechtigkeit, sondern gebt euch selbst Gott hin als solche, die tot waren und nun lebendig sind, und eure Glieder Gott als Waffen der Gerechtigkeit.“ Das Volk Israel hat den Kampf aufgegeben. Sie hatten resigniert. Sie haben sich selbst die Fesseln angelegt und sich damit abgefunden. Genau das machen sie nun mit Simson, denjenigen, der für Freiheit steht. Blanker Hohn ist die Aussage: Wir wollen dich nicht töten, nur den Philistern übergeben! Genau das werden dann die Philister tun, oder! Da besiegt einer den Feind und das Volk sagt: „Nein, das darf nicht sein“, anstatt dass sie jubeln, Gott loben und sich Simson anschließen. Wie frustriert muss Simson an dieser Stelle sein?

Busch schreibt hierzu (A.a.O., Seite 264): „Deutlicher können diese Leute aus dem Volk Gottes gar nicht sagen, dass sie sich mit der Herrschaft der Philister abgefunden haben. Wie ist das schrecklich, wenn Christen sich damit abgefunden haben, dass die Welt in die Kirche hineingegiert, dass der Geist der Welt in der Christenheit den Geist Gottes verdrängt. Diese Leute haben Frieden gemacht mit dem Heidentum.“

Gottes Wort fordert uns auf, den Kampf gegenüber der Sünde und der Welt aufzunehmen. Es ist ein geistlicher Kampf (Eph 6,10ff). Das Ziel ist formuliert Röm 12,2: „Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung des Sinnes, dass ihr prüft, was der Wille Gottes ist: das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene“. Verwandlung/Veränderung! Ein Christ, ja die ganze Gemeinde sollte sich von der Welt, von der Sünde unterscheiden und Christus ähnlich sein, ihn widerspiegeln.

Hier muss auch eine Warnung ausgesprochen werden an die Christenheit, die zu resignieren droht. Gott kann immer. Gott ist niemals am Ende, deswegen sollten wir es auch nicht sein. Gleichgültigkeit gegenüber Sünde ist eine ganz gefährliche Sache.

Auch an dieser Stelle sieht man die Parallelen von Simson und Jesus. Auch Jesus war dem Volk Israel damals ein Dorn im Auge. Auch bei Jesus stand das Volk gegen den auf, den Gott sandte, aber sie wollten ihn nicht selbst töten, sondern übergaben in die die Hand der Heiden – den Römern. (A.a.O., Seite 265) Und ja, Simson ließ sich freiwillig binden und Jesus tat es auch.

Kraft in Schwachheit (V14-15)

Simson, der eigentliche Held Gottes, gibt ein schwaches Bild ab. Gefesselt und dem Anschein nach besiegt wird er den Philistern übergeben. Die Reaktion – Siegessicherheit bei den Philistern. Wir lesen in V14, dass sie bei seinem Anblick jauchzten. Aber die Rechnung der Philister geht nicht auf, denn sie übersehen die eigentliche Stärke des Simson. Sie hat ihren Ursprung nicht in ihm selbst, sondern im Geist Gottes. Die zweite Hälfte von V14 schildert uns das: „Aber der Geist des HERRN kam über ihn.“ Christen haben zu jederzeit eine Übermacht, ja eine Allmacht dabei – den Heiligen Geist, der nichts anders als Jesus selbst in dem Gläubigen ist (Gal 2,20, Kol 1,27). Und dieser Jesus kann immer und zu jeder Zeit. Nichts ist ihm zu schwer oder zu groß. In Eph 3,20 heißt es von Gott mal so, dass er „über alles hinaus zu tun vermag, über die Maßen mehr, als wir erbitten oder erdenken“. Kraft liegt in Jesus und in seinem Wort und nicht in uns selbst. Sind wir uns unserer Schwachheit bewusst und kommen damit zu unserem großen HERRN, dann ist gerade die Schwachheit in Abhängigkeit von Jesus unsere Stärke. So heißt es mal in 2Kor 12,9f:Und er hat zu mir gesagt: Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft kommt in Schwachheit zur Vollendung. Sehr gerne will ich mich nun vielmehr meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft Christi bei mir wohnt. 10 Deshalb habe ich Wohlgefallen an Schwachheiten, an Misshandlungen, an Nöten, an Verfolgungen, an Ängsten um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.“ Gott gebraucht Simson, um durch ihn einen großen Sieg zu erringen. Genauso kann Gott durch jeden Gläubigen wirken und geistliche Erfolge erringen.

In der Schule Gottes (V16-20)

Doch interessanterweise ist die Wahrnehmung Simsons eine andere. V16: „Mit dem Unterkiefer des Esels schlug ich einen Haufen, zwei Haufen[2]! Mit dem Unterkiefer des Esels erschlug ich tausend Mann!“ Ich war es – Ich, Simson, habe den großen Sieg errungen. Welche Hybris des großen Gottesmannes. War es nicht der Geist Gottes er ihm die Kraft verlieh, der ihn antrieb die Feinde zu besiegen? Ja natürlich war Simson dabei. Es ist ja niemals so im Leben eines Christen, dass Jesus unsere Fähigkeiten, oder gar unser ganzes Ich „ausschaltet“ und dann Dinge vollbringt und wir quasi so eine leere Hülle waren. Nein, Jesus nimmt unsere Fähigkeiten, auch unsere Schwächen, und gebraucht sie und lässt uns auch geistliche Erfolge erleben. Vielleicht das Gelingen eines Dienstes in der Gemeinde. Ich nehme ein Beispiel aus meinem Alltag – Die Sonntagspredigt. Ja, jede Predigt muss ich selbst vorbereiten. Jesus nimmt mir das nicht ab. Ich muss sie auch halten. Auch das nimmt Jesus mir nicht ab. Wenn dann eine Predigt gelingt und Menschen sich bei mir bedanken und vielleicht Worte sagen wie: „Heute hat der HERR mir durch deine Predigt was gezeigt.“, dann sind wir in Versuchung zu sagen: ich habe heute die Predigt so gehalten, dass Menschen Gott hören konnten. Natürlich habe ich die Predigt gehalten, aber es ist doch klar, dass Jesus durch die Predigt (auch schon bei der Vorbereitung) die Herzen der Zuhörer erreicht hat. Das ist nicht mein Verdienst, sondern Gnade Gottes, sein Wirken, dass ich nicht erzwingen kann, sondern dass er in seiner Gnade gibt. Welche Selbstüberschätzung, welcher Hochmut zu meinen, wir wären das gewesen.

Gott sieht diese Hybris und reagiert. Großer Durst tritt plötzlich ein und kein Wasser in der Nähe. Jetzt hat der große Simson so eine Heldentat vollbracht und muss wegen Durst sterben. Gott lässt seinen Knecht die extreme Abhängigkeit von ihm erleben. „Wenn ich dich nicht versorge, dann kannst du gar nichts“ – beinahe so hört man Gott reden durch dieses Geschehnis. Elihu, einer der Freunde Hiobs sagt es so in Hi 34,14f: Wenn er sein Herz nur auf sich selbst richtete, seinen Geist und seinen Atem zu sich zurückzöge, 15 so würde alles Fleisch insgesamt verscheiden, und der Mensch zum Staub zurückkehren“. In Ps 104,27ff lesen wir ähnliches. Alles hängt letztlich an Gott. Simson muss zu dieser Erkenntnis kommen. Und Gott bringt ihn dazu, dass er ihm klar macht. „Nicht mal für das alltägliche wie Wasser kannst du garantieren – wenn ich es nicht gebe, dann stirbst du“. Diese Selbsterkenntnis und Gotteserkenntnis, die Simson zwischen V16-18 durch diese Erfahrung des Durstes und das eigene Unvermögen diesen zu stillen macht, ist extrem wichtig und heilsam für den Mann Gottes. In V18 kommt er ins Gebet und bekennt: Du hast durch die Hand deines Knechtes diese große Rettung gegeben“. Herr du warst es durch mich“ – welche wichtige Erkenntnis. Ich selber könnte so was niemals, aber Gott kann es und er hat mich gebraucht, diese große Rettung zu vollbringen. Jak 4,6: „Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade.“ Simson lernt das an dieser Stelle. Gottes Schule zeigt ihm diese Erkenntnis und er macht sich abhängig von seinem HERRN! Du warst es HERR, aber jetzt komme ich um vor Durst, denn nicht mal dafür kann ich sorgen, sondern ich bin abhängig von dir. So könnte man diese Stelle lesen. Gott greift ein und tut ein Wunder und versorgt seinen Knecht an dieser Stelle. Diese Erfahrung und die Erkenntnis, dass es Gott ist, der mächtig wirken kann, haben die Basis dafür gelegt, dass Simson 20 Jahre lang Richter in Israel war.

Das Lied „Nur durch Christus in mir“ bringt genau diese wichtige Erkenntnis zum Ausdruck. Männer und Frauen Gottes brauchen das, damit sie nicht hochmütig werden und ja, manchmal nimmt Gott auch uns in seine Schule, um uns wie Simson den Blick weg von uns selbst hin zu Jesus zu lenken. Als Fazit aus der Simson Geschichte bietet sich das an, was in Phil 4,13 steht: „Alles vermag ich in dem, der mich kräftigt.“

1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes

Am besten, du liest den Text einmal in der Luther-/Elberfelderübersetzung und danach in einer neueren Übersetzung (Ich empfehle Neue Genfer Übersetzung (NGÜ), oder Neue evangelistische Übersetzung (NeÜ)). Ich persönlich mache es meistens so, dass ich den Text ausdrucke und beim Lesen schon ein paar Anmerkungen, Unterstreichungen oder Fragezeichen mache. Das hilft mir dann, den Text besser zu verstehen und ich bin fokussierter auf den Gedankengang des Textes.

Gute Hilfen in der Vorbereitung leisten folgende Dinge:

  • MacArthur Studienbibel -> ist sehr zu empfehlen, da sie sehr bibeltreu ist und sogar gratis (www.sermononline.de) als pdf zur Verfügung steht.
  • Die Ryrie-Studienbibel -> nicht ganz so umfangreiche Textkommentierung wie die von MacArthur, aber kann ergänzend mit hinzugezogen werden.
  • https://dasbibelprojekt.visiomedia.org/ hier findest du kurze Videoclips über das Matthäusevanglium. Diese helfen einen Gesamtüberblick über den Brief zu bekommen.

1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes

Wir kommen nicht herum, Geschichten wie die von Simson im Licht des Evangeliums und unserer heutigen Gemeindesituation zu verstehen. Und ja, manche Dinge kann und sollte man auch bildhaft übertragen. So hat es Wilhelm Busch in seiner Auslegung gemacht. Wir wollen das AT sowieso christologisch lesen und verstehen. Wo leuchtet das Evangelium von Jesus auf. Tatsächlich ist Simson ein Bild auf Jesus. Simson erhebt sich gegen den Feind. Ein Feuer breitet sich aus. Simson lässt sich ausliefern, um dann einen großen Sieg zu erringen. Es geht um die Befreiung aus der Sklaverei, aus der Herrschaft der Welt. Jesus tut genau das, aber natürlich in vollumfänglichen Maß. Sein Kampf war gegen Satan und die Macht der Sünde. Er ließ sich binden, ausliefern, ja er starb tatsächlich an unserer Stelle, an der Stelle seines Volkes. Aber genau das war der größte Sieg. Es ist meiner Ansicht zu wenig, wenn wir einfach über Simson und das, was er erlebt hat predigen. Wir müssen Jesus und uns selbst in der Geschichte sehen.

1.4 Struktur des Abschnittes:

Ich schlage die Struktur vor, die ich oben bereits aufgelistet habe!

  1. Das Feuer wird entzündet (V1-8)
  2. Die Fesseln – die unfreien Freien (V9-13)
  3. Kraft in Schwachheit (V14-15)
  4. In der Schule Gottes (V16-20)

2. Verstehen, worum es geht

2.1 Hinweise für situative Überlegungen

Die Predigt setzt die Richterreihe fort, die wir aktuell im Christusbund haben. Herausfordern ist die Tatsache, dass wir nicht davon ausgehen können, dass alle immer alles zuvor gehört haben und dass wir immer auch Menschen in den Gottesdiensten sitzen haben, die einmalig kommen oder Gäste sind. Die sollten wir auch nicht aus dem Blick verlieren. Hier liegt die Herausforderung, sich nicht in den Details zu verlieren.

2.2 Hinweise für hermeneutische Überlegungen

Wie schon erwähnt finde ich es extrem wichtig, dass die das große Ganze nicht aus dem Blick verlieren. Die Richter sind Retter, die ein Schatten, ein Vorbild des einen großen Retters Jesus Christus sind. Gleichzeitig sind sie sündige Menschen wie wir alle und stehen für Menschen, die in Beziehung mit Gott leben und damit auch gläubige Menschen repräsentieren. Was es einfach macht, ist die Tatsache, dass wir in den Texten einfache Erzählstrukturen haben. Es handelt sich nicht um ein Gleichnis, oder um Prosa.

2.3 Hinweise für homiletische Überlegungen

Richtertexte sind eher unbekannt und mitunter sind die Inhalte sehr verstörend. Im Buch Richter finden wir auch viele „blutige“ Geschichten und manches ist in der Tat für uns heute schwer zu verstehen und bei vielem bleibt die Frage: Was machen wir damit! Hier möchte ich nochmals auf den Ansatz von Wilhelm Busch verweisen und seine Auslegung, die mir sehr gewinnbringend scheint.

3. Sagen, wo es hingeht

3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?

(Vorschlag)

Wir wollen in dieser Predigt anhand des Lebens von Simson auf verschiedene Glaubensinhalte hinweisen. Simson ist und bleibt ein Glaubenszeuge. Er taucht ja auch im Hebräerbrief im 11. Kapitel auf. Zusätzlich wollen wir an der einen oder anderen Stelle das Evangelium von Jesus aufblitzen lassen.

3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?

Glaubenszeuge Simson: Ein Schwacher wird stark durch Gott (Vorschlag vom Verband)

  • Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

Wir gehen auf 4 Punkte (siehe Gliederung oben) ein! Das Thema „ein Schwacher wird stark durch Gott“ kann wie folgt entfaltet werden

  1. Der Auftrag – Ein Feuer entzünden (V1-8)
  2. Die Not – Fesseln, die uns unfrei machen (V9-13)
  3. Die entscheidende Stärke – Kraft in Schwachheit (V14-15)
  4. Die Schule Gottes – von Hochmut zur Demut (V16-20)

Zu 1.
Es ist wichtig noch einmal zu betonen, dass wir die Simson Geschichte geistlich verstehen und übertragen wollen. Wir stehen in keinem wörtlichen Kampf gegen andere Menschen wie damals das Volk Israel gegen die Philister. Nein, unser Kampf ist ein geistlicher Kampf. Wie führt man diesen Kampf? Dazu finden wir Hinweise in Eph 6,10ff. Wir gehen darauf ein, dass Simson ein Feuer entzündet. Es entsteht ein Flächenbrand und das Feuer breitet sich aus. Das ist ein super Bild dafür, was durch Männer und Frauen Gottes in ihrem Umfeld eigentlich passieren sollte. Ein Feuer sollte sich ausbreiten. Allerdings ist das ein Feuer des Evangeliums, ein Feuer, dass der Heilige Geist durch uns mit der Hilfe des Wortes Gottes entzündet. Hier wäre der Hinweis auf Jer 23,29, wo das Wort Gottes als Feuer bezeichnet wird. Oft begannen Erweckungen und geistliche Neuanfänge durch einzelne Männer und Frauen Gottes wie Simson einer war. Durch ihr Zeugnis breitete sich das Evangelium, die gute Nachricht von Jesus Christus aus. Wir sind dazu berufen, Fackelträger zu sein und das Licht des Evangeliums in die Welt zu tragen. So sagt es Jesus in Mt 5,13f. So wird die Finsternis zurückgedrängt, in dem Menschen zum Glauben an Jesus finden. Nehmen wir diesen Auftrag wahr? Sind wir solche „Entzünder“? Augustinus hat mal gesagt: In dir muss brennen womit du andere entzünden willst.“ Auch wenn ich gerade nur so ein Glimmstengel bin, macht der HERR mit mir weiter. Jes 42,3 ist eine total ermutigende Stelle.

Zu 2.
Warum ist die Verkündigung des Evangeliums so wichtig? Weil nur die Botschaft vom Kreuz und der Glaube an Jesus frei macht! Wenn wir von Freiheit reden, dann müssen wir aber auch das „Gebundensein“ bzw. die Sklaverei erwähnen. Damals war Israel versklavt unter die Philister. Die Philister herrschten über sie. Die Bibel redet auch davon, dass jeder Mensch unter so einer Sklaverei steht. Es ist die Sklaverei der Sünde. (vgl. Röm 6). Nur der Sohn Jesus Christus macht frei! So lesen wir das in Joh 8,36. Auch Gal 5,1 redet von dieser Freiheit. Aber nicht nur jeder Mensch ist zunächst einmal ein Sklave der Sünde. Wir kann der Mensch frei werden? Nur indem sich der Mann Gottes binden lässt und sich den Feinden ausliefert -> das tat Simons. Aber wie viel mehr tat das Jesus! Er ließ sich binden und tatsächlich die Hände der Feinde ausliefern, die ihn töteten. Aber sein Tod brachte uns das Leben. Er ließ sich binden und verurteilen, damit wir unsere Fesseln loswerden und leben (2Kor 5,21) Frei werden wir Menschen nur durch den einen Retter Jesus.

Es kann sogar beim Gottesvolk passieren, dass es sich wieder versklaven lässt, sie wie damals Israel. Sünde in unserem persönlichen Leben, die wir akzeptieren, hinnehmen und uns geschlagen geben. So etwas lähmt unser geistliches Leben. Die Bibel fordert uns auf uns nicht wieder zu unterjochen (Gal 5,1). Und wenn es doch passiert? Dann machen wir uns auf zu Jesus und bekennen ihm diese Unterjochung, kehren um und nehmen das Geschenk der Vergebung neu an.

Zu 3.
Woher kommt die entscheidende Stärke im Glaubenskampf? Von uns? Nein! Aber das müssen wir kapieren. Wir hören in der Welt ständig, dass es nur auf uns ankommt, unsere Leistung, unseren Willen etc. Wer aber an Jesus glaubt, der macht sich bewusst: Meine Stärke ist der HERR! (Eph 6,10) Von ihm kommt die entscheidende Hilfe (Ps 121,2). Simsons Stärke kommt vom Geist Gottes und dann gibt es kein Halten mehr. Der Schwache wird stark durch Gott. Können wir schwach sein? Können wir unserem HERRN bekennen: Jesus, ich kann das nicht. Ich bin so begrenzt. Aber du kannst. Ich vertraue mich deiner Stärke an. Paulus erkennt das und lebt fröhlich in seiner Schwachheit, denn er hat verstanden: Dann ist der HERR mächtig durch mich (2Kor 12,9f). Gott schenkt Sieg in der Simsongeschichte, obwohl die Ausgangslage schlecht war und überhaupt nicht „stark“ oder siegessicher aussah. Die Abhängigkeit vom HERRN ist die Kraft! Neh 8,10 redet von der Freude am HERRN. Wer in der Beziehung zu Jesus lebt, der erfährt durch Jesus Kraft für den Alltag, Kraft um auch in geistlichen Kämpfen zu bestehen.

Zu 4.
Hier ist ein Wort der Wahrung angebracht. Wir sollten uns nicht mit fremden Federn schmücken. Simsons Kraft kam von je her durch den Geist Gottes. Es ist tatsächlich gefährlich, wenn wir uns geistliche Siege zurechnen. „Ich erschlug….“! Ja, Simson war dabei. Aber der entscheidende Faktor war nicht er, sondern der Geist Gottes. Es ist im Prinzip so, wie wenn wir hochmütig sagen: „Letzten Sommer bin ich nach Mallorca geflogen.“ Nein, das Flugzeug ist geflogen und du saßt drin. 1Kor 1,31: „Wer sich rühmt, rühme sich des HERRN“ Gott öffnet dem Simson die Augen für die Abhängigkeit von ihm, in dem er Durst hat, aber kein Wasser da ist. Unser Gott versorgt und mit den alltäglichen Dingen, ja mit der Luft, die wir zum Atmen brauchen. Wieso meinen wir, es läge an uns? Wenn Gott sich raushält, sich zurückzieht, dann stirbt der Mensch (Ps 104,29). Kommen wir lieber gleich zur Erkenntnis und sagen: „Du hast durch deinen Knecht….“ So wie es Simson nach seiner Lehreinheit durch Gott tat. Alle Ehre gebührt unserem HERRN Jesus. Er hat uns gerettet und aus der Macht der Finsternis befreit und er ist es auch, der uns wachsen lässt im Glauben, der uns überwinden lässt.

3.4 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?

Flugzeug – Wir fliegen nicht, sondern das Flugzeug. Wir sitzen nur drin und es befördert uns. Genauso ist es Jesus, der Dinge in unserem Leben tut und uns auch geistliche Siege erfahren lässt.

(Manuel Nowak)