Philipper

Predigthilfe vom 28. Mai 2017 – Philipper 3, 7-16

Jahresthema: Persönliche Reformation

Predigtthema: Solus Christus: Ergriffen – allein von Jesus

Predigttext:  Phil 3,7-16

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

  1. Sehen, was dasteht

Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).

1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext

Mit unserem heutigen Predigttext schließen wir die Reihe der reformatorischen Kernaussagen ab. Mit dem Bekenntnis „solus christus“ nehmen wir heute in den Blick, was Jesus Christus, der Sohn Gottes, für unser Leben bedeutet. In Phil 3 lesen wir ein großes Bekenntnis des Apostels Paulus, was Jesus Christus für ihn bedeutet, dieser Jesus, dessen Nachfolger er erbarmungslos verfolgt hat und dem er selbst vor Damaskus begegnet ist. Diese Begegnung mit dem Auferstandenen hat das Leben und Denken von Paulus von Grund auf verändert. Auch 30 Jahre nach der Begegnung vor Damaskus ist Jesus Christus das eine große Thema für Paulus. Er schreibt diese Verse an eine Gemeinde, zu der er ein enges Verhältnis hat und die er auch sehr positiv beschreibt (vgl. Phil 2,12). Paulus redet in diesem Brief immer wieder über Freude und auch das dritte Kapitel beginnt er mit der Aufforderung zur Freude. Aber Paulus weiß, dass auch die Gemeinde in Philippi immer wieder Anfechtungen erleben wird und so spricht er im dritten Kapitel ein Thema an, das die ersten Christen immer wieder beschäftigt hat. Paulus warnt die Gemeinde vor falschen Lehrern, die die Gemeinde dazu verführen außer auf Christus noch auf besondere geistliche Werke (wie z.B. die Beschneidung) oder auf eine besondere Abstammung zu vertrauen. Paulus begegnet diesen falschen Forderungen, indem er selbst aufzählt, auf was er selbst sein Vertrauen setzen könnte. Paulus zählt seine reine, jüdische Abstammung auf, verweist aber auch auf seine religiöse Bildung und seinen frommen Eifer, den er an den Tag gelegt hat.

Aber neben der Begegnung mit dem auferstandenen Christus verblassen all diese vermeintlichen menschlichen Vorteile zu nichts. Paulus möchte seine geliebte Gemeinde in Philippi davor bewahren, durch irgendwelchen frommen Leistung Christus an den Rand zu drängen und so bezeugt er ab Phil 3,7 welche Bedeutung Jesus Christus für sein Leben ganz persönlich hat.

1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes

Hilfen zur Auslegung bieten z.B.

* Paul Murdoch: Philipperbrief (Edition C Band 15)

* Fritz Rienecker: Der Brief des Paulus an die Philipper (Wuppertaler Studienbibel)

* Detlef Häußer: Der Brief des Paulus an die Philipper (HTA)

1.3 Anmerkungen zum Verständnis des Predigttextes

V.7: Paulus unterstreicht in Vers 7 wie grundsätzlich seine Umkehr vor Damaskus war. Die Begegnung mit Jesus Christus bewirkte mehr als eine Kurskorrektur, sie bewirkte eine komplette Umkehr. Natürlich hat sich Paulus nicht von dem Gott Israels losgesagt, aber Paulus hat erkannt, dass die Art und Weise, wie er Gott dienen wollte, dass die Art, wie er auf seine eigenen Werke vertraute, nichts mit echter Nachfolge zu tun hatte. Paulus musste erkennen, dass sein Vorgehen gegen die Botschaft von Christus, Gottes Willen völlig widersprach.

Wir merken schon in Vers 7 wie Christus nun das Denken von Paulus dominiert und wie alles andere nach dem bewertet wird, ob es Christus und seiner guten Nachricht dient. Paulus hat gemerkt, wie ihn all seine guten Voraussetzungen eben nicht in die vertrauensvolle Abhängigkeit von Gott geführt haben, sondern in einen selbstgerechten religiösen Eifer.

V.8: In Vers 8 führt Paulus diesen Kontrast noch weiter aus und zeigt wie das Erkennen Jesu für ihn alles verändert hat. Paulus war vor seiner Bekehrung davon überzeugt, dass Jesus ein Irrlehrer war, dessen Botschaft man mit allen Mitteln bekämpfen musste. Aber er durfte erkennen, wer Jesus Christus wirklich ist, dass er der ewige Sohn Gottes ist, der durch seinen Tod und seine Auferstehung zum Retter für uns Menschen wird, dass Jesus der einzige Weg zu Gott ist. Und so hat Paulus erkannt: Um das Ziel meines Lebens zu erreichen brauche ich nur Jesus Christus. Und es gibt nichts Größeres, als Christus zu erkennen, als seinen persönlichen Herrn. Es ist hier die einzige Stelle in der Paulus Jesus mit „mein Herr“ bezeichnet. Ganz oft in seinen Briefen spricht er von „unserem Herrn“, aber hier benutzt er die Einzahl und betont damit auch, wie persönlich und wichtig dieses Bekenntnis für ihn ist.

Paulus hat all die Vorzüge seines vorherigen Lebens aufgegeben, vor allem hat er seine Hoffnung auf diese Vorzüge aufgegeben und betrachtet sie im Blick auf das, was er in Christus gewonnen hat, als wertlos, mehr noch er betrachtet es als schädlich für sein geistliches Leben, weil er sich genau erinnert, wie dies alles ihn von Gott weggeführt hat, hin zu einem sehr schädlichen „Selbstvertrauen“. Davor will er die Philipper bewahren, indem er ihnen die Größe und Einzigartigkeit Jesu Christi vor Augen stellt.

V.9: Paulus beschreibt ganz kompakt, was Rechtfertigung bedeutet. Paulus musste erkennen, dass er durch seine vermeintliche, selbst erworbene Gerechtigkeit, niemals vor Gott bestehen kann. Und so ist es der große Wunsch von Paulus, in Christus gefunden zu werden. In Christus, im Vertrauen auf Jesus Christus, wird Paulus die vollkommene Gerechtigkeit Jesu angerechnet. Wieder wird deutlich, wie entscheidend Jesus Christus ist. Auf ihn allein kommt es an.

V.10: Paulus führt aus, was das Alles für unser Leben in der Nachfolge Jesu, in der Heiligung bedeutet. Wir erkennen die Sehnsucht von Paulus mehr und mehr so zu werden, wie es dem Vorbild seines Herrn entspricht. Was bedeutet es für Paulus also Christus zu erkennen? Zunächst nennt Paulus die Kraft seiner Auferstehung. Diese Kraft wird im Leben eines Menschen wirksam, wenn er zum Glauben kommt. In Eph 2,1ff beschreibt Paulus diesen Schritt, von geistlichen Tod hin zum wahren geistlichen Leben durch Gottes Wirken. Diese Kraft der Auferstehung verändert das Leben der Nachfolger Christi. Für sie gilt, dass sie ewiges Leben haben, neues Leben durch Gottes Gnade im Glauben an Jesus Christus.

Aber dieses neue Leben äußert sie nicht dadurch, dass Christen nur noch von Sieg zu Sieg in ihrem geistlichen Leben eilen. Paulus nimmt uns in Vers 10 mit hinein in die Spannung eines Lebens in der Kraft der Auferstehung Jesus und gleichzeitig in der Gemeinschaft seiner Leiden. Paulus hat das in seinem Leben als Christ zur Genüge erfahren. Immer wieder musste er für seinen Glauben leiden. Er erfuhr Ablehnung, Verfolgung, Folter. Aber Paulus wusste, das gehört zu meinem Leben als Apostel dazu. So wie mein Herr leiden musste, so gehört das Leid auch zu meinem Leben. So wie ich Anteil an seiner Auferstehung habe, habe ich auch Anteil an seinem Leiden (vgl. 2.Kor 4,8ff).

V.11: Das Leben von Paulus hat ein großes Ziel, dem er nachjagt. Paulus sehnt sich nach der Auferstehung. Paulus drückt hier in Vers 11 keine Ungewissheit über die Auferstehung aus. Paulus betont an verschiedenen Stellen, wie gewiss die Auferstehung in Christus ist und dass Gott treu ist (z.B. Röm 8,30-31; 2.Tim 1,12). Aber Paulus möchte hier dem falschen Gedanken vorbeugen, den Weg der Nachfolge auf die leichte Schulter zu nehmen. In den folgenden Versen unterstreicht er ja dann auch, dass ein Leben in der Kraft der Auferstehung Jesu nicht bedeutet die Hände in den Schoß zu legen, oder nach seinen eigenen Wünschen zu leben. Vielmehr bedeutet ein Leben in Christus, leidenschaftlich dem Ziel der Auferstehung nachzujagen und dieses Ziel im Fokus zu behalten. Schon in Phil 2,12f hat Paulus die Philipper in Spannung hineingenommen, auf der einen Seite mit ganzer Kraft nach dem Heil zu streben, in dem gleichzeitigen Bewusstsein, dass Gott der ist, der alles tun muss.

V.12-14: In den Versen 12-14 beschreibt Paulus, wie sein eigenes Leben aussieht, in dem sich alles um Christus dreht. Er lässt sich eben nicht durch irgendwelche besonderen frommen Sonderregeln oder Forderung verwirren, sondern geht fokussiert auf das Ziel der ewigen Herrlichkeit zu. Und dieses Ziel ist allein in Christus zu finden. Durch dieses Beispiel ermutigt Paulus die Philipper es ihm nachzumachen und so im Glauben voranzugehen. Er warnt sie damit vor falscher Selbstzufriedenheit und zeigt an seinem eigenen Beispiel, dass auch er, der große Apostel, immer noch auf dem Weg ist, auf dem Weg mit dem Ziel ganz fest im Blick.

V.15-16: Paulus weiß, dass er noch geistlich unterwegs ist, dass er das Ziel noch nicht erreicht hat. Und er wünscht sich, dass auch die Philipper dies für ihr geistliches Leben erkennen. Gerade für die, die schon lange im Glauben stehen, ist es immer wieder wichtig zu verstehen, dass sie immer noch in einem geistlichen Wachstumsprozess stehen, der  auf der Erde nicht aufhört. Paulus warnt hier vor geistlicher Bequemlichkeit und falscher Selbstzufriedenheit. Außerdem vertraut Paulus auf das gnädige Wirken Gottes auch im geistlichen Wachstum. Gott wirkt durch seinen Heiligen Geist in seinen Kindern und schenkt, dass sie ihn mehr und mehr erkennen. Dieses Wachsen in der Erkenntnis ist ein großes Gebetsanliegen von Paulus, wenn er die Gemeinden vor Gott bringt (vgl. Eph 1,15ff; 3,14ff; Kol 1,9ff)

  1. Verstehen, worum es geht

2.1 Hinweise für hermeneutische Überlegungen (Auslegung)

Auch mit diesem Bibelabschnitt befinden wir uns wieder ganz im Zentrum der biblischen Botschaft. Paulus gibt uns einen Einblick, wie christuszentrierte Nachfolge aussieht. Er lädt uns hier ein, über die Herrlichkeit Christi zu staunen, über das Vorrecht zu jubeln, dass wir ihn kennen dürfen. Er lädt uns weiter ein zu verstehen, dass die wahre Erkenntnis Christi für das Heil unabdingbar ist. Jesus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Nur durch ihn können wir zum Vater kommen.

Wir sehen in Paulus einen Menschen, der von Christus gepackt ist und sein Denken und Tun radikal auf Christus hin ausrichtet.

2.2 Predigtanlass und Anwendung

Auch dieser Abschnitt steht in unserer Predigtreihe unter der Überschrift persönliche Evangelisation. Und wie in den letzten Einheiten soll es in erster Linie darum gehen, die reformatorischen Kernsätze für unser geistliches Leben greifbar zu machen. Gerade in unserer Zeit, wo man sich vor religiöser Vielfalt kaum noch retten kann, stößt die Aussage „Christus allein“ vielen Menschen auf. Aber die Botschaft des Evangeliums hängt untrennbar mit Christus zusammen. Nur durch ihn ist das Heil möglich. Und hier sind für uns als Christen keine Kompromisse möglich.

Aber nicht nur in der Vielfalt der Religionen ist „Christus allein“ eine Herausforderung. Als Christen müssen wir uns immer wieder fragen: Worauf baue ich denn meine Hoffnung? Vertraue ich auf mein geistliches Tun, vertraue ich auf meinen Glauben, oder setze ich meine Hoffnung ganz schlicht auf Jesus Christus, meinen Retter? Hier ist es immer wieder wichtig zu betonen, dass nur er allein der Grund unserer Hoffnung sein kann, wenn es wahre Hoffnung sein soll.

Wir sind außerdem durch diesen Abschnitt herausgefordert, wieder neu die Schwerpunkte unseres geistlichen Lebens zu überprüfen, sowohl persönlich, wie auch als ganze Gemeinde. Dreht sich unser Denken und Tun wirklich um Christus? Streben wir danach, ihn immer besser und tiefer zu erkennen? Haben wir wirklich das Ziel im Blick, auf das wir in Christus zugehen? Und wie können wir uns gegenseitig helfen Christus mehr zu erkennen und das Ziel im Blick zu behalten?

Und schließlich noch ein letzter Gedanke. Paulus fragt uns in diesem Abschnitt, ob wir bereit sind die Konsequenzen unseres Glaubens zu tragen. Sind wir bereit in der Kraft seiner Auferstehung auch in die schweren Situationen hineinzugehen, sind wir bereit auch die Herausforderungen auf uns zu nehmen, die ein klares Bekenntnis mit sich bringt? Jesus Christus nachzufolgen heißt auch mit ihm durch die schweren Wege gehen, die er uns führt.

  1. Sagen, wo es hingeht

3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?

In dieser Predigt soll deutlich werden, dass unser Glaube allein an Jesus Christus hängt und ganz von dieser Abhängigkeit lebt. Es soll bezeugt werden, wie unvergleichlich und herrlich es ist, Jesus Christus zu erkennen und zu ihm zu gehören.

Die Hörer sollen ermutigt werden, ihren Glauben wieder neu und konsequent an Christus auszurichten.

3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?

Solus Christus: Ergriffen – allein von Jesus

3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

  1. Verglichen mit Jesus Christus ist alles andere nichts
  2. Auferstehung und Leiden gehören zusammen
  3. Leben als Christ ist leben mit Ziel.

3.4 Predigtveranschaulichungen – wie verdeutliche ich es in dieser Predigt?

  • Im Buch: ‚Kleine Erzählungen‘ schreibt Wilhelm Busch eine passende Geschichte unter dem Titel: ‚Der Name JESUS‘ (S.65ff). Das Buch kann unter: http://clv-server.de/pdf/255665.pdf heruntergeladen werden.
  • Im Buch: ‚Variationen über ein Thema‘ ist die Geschichte: ‚Der herrliche Vorwurf‘ (S.6ff) passend zu unserem Thema. Das Buch kann unter: http://clv-server.de/pdf/255667.pdf heruntergeladen werden.

(Tobias Schurr)