Hebräer

Predigthilfe vom 15. April 2012 – Hebräer 1, 1-14

Monatsthema: Kraft zum Leben

Predigtthema: Jesus – der Ewige

Bibelstelle: Hebräerbrief 1,1-14

Verfasser: Thomas Richter

Eine Predigthilfe enthält Hinweise für die Verkündigung und ersetzt deshalb nicht das eigenständige Erarbeiten des Bibeltextes und das Weitergeben der vom Herrn aus dem Predigttext persönlich gehörten Beauftragung zur Botschaft. Unsere Predigt folgt dabei dem Grundsatz Jesu: „Aus der Fülle des Herzens redet der Mund“ (Mt 12,34b). Nur wo der Herr selbst uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)! „So sind wir nun Gesandte an Christi Statt“ (2Kor 5,20a). Deshalb suchen wir in der Predigtvorbereitung nach dem, was der Herr uns durch das Wort des Predigttextes sagen will. Es geht um seine Botschaft und wir sind seine Botschafter. Deshalb hören wir zwar auch auf andere Botschafter, z.B. durch die Hinweise der Predigthilfe, verkündigen aber die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufgetragen wird! „Redet jemand im Auftrag Gottes, dann soll er sich bewusst sein, dass es Gottes Worte sind, die er weitergibt“ (1Petr 4,11a – NGÜ).

1. TEXT- UND PREDIGTHILFSMITTEL

Verschiedene Bibelübersetzungen um mit dem Predigttext vertraut zu werden findet man z.B. unter www.bibleserver.com (Luther 1984 / Revidierte Elberfelder Bibel / Hoffnung für alle / Schlachter 2000 / Neue Genfer Übersetzung / Gute Nachricht Bibel / Einheitsübersetzung / Neues Leben Bibel / Neue Evangelistische Übersetzung).

Hilfen zur Auslegung und Anwendung des Predigttextes bieten z.B.

* Arnold G. Fruchtenbaum. Der Hebräerbrief: Eine Auslegung aus messianisch-jüdischer Perspektive. Hünfeld: Christlicher Mediendienst (S. 25-38 – ISBN: 978-3-939833-50-2).

* Fritz Laubach. Der Brief an die Hebräer. Wuppertaler Studienbibel NT. R. Brockhaus (S. 33-54).

* Sören Ruager. Hebräerbrief. Edition C-Bibelkommentar Bd. 22. Hänssler (S. 17-32).

* Jim M. Flanigan. Was die Bibel lehrt: Hebräerbrief. Kommentarreihe NT Bd. 13. Christliche Verlagsgesellschaft (S. 26-58).

Beachtenswerte Textanmerkungen und Parallelstellen zum Predigttext bietet die MacArthur Studienbibel (http://bitflow.dyndns.org/german/JohnMacArthurStudienbibel/58-Der_Brief_An_Die_Hebraeer.pdf; S. 1819f).

Zur Beschäftigung mit dem Predigttext hilft das Anhören (im Sinne von Apg 17,11b) der Predigten von Winrich Scheffbuch vom 26.12.1985 mit dem Titel „Ich sehe dich mit Freuden an“ (Hebr 1,1-6) und vom 31.12.1993 mit dem Titel „Du aber bleibst“ (Hebr 1,10-12). Diese Predigten findet ihr unter www.sermon-online.de, wenn ihr unter „erweiterte Suche“ die Felder „Bibelstelle“ [z.B. Hebräer 1] und „Autor“ [z.B. Scheffbuch, Winrich] ausfüllt.

Für die Textlesung bietet die „Neue Genfer Übersetzung“ eine gut verständliche, lesbare und zuverlässige Übersetzung unseres Predigttextes (http://www.ngue.info/online/lesen).

2. TEXT- UND PREDIGTZUSAMMENHANG

Auch wenn nun die Passionszeit beendet ist, so bleibt unsere Botschaft gleich: „Was sucht ihr den Lebendigen bei den Toten? Er ist nicht hier; er ist auferstanden. Erinnert euch an das, was er euch gesagt hat“ (Lk 24,5f). Der auferstandene Christus ist unser Leben (vgl. Joh 14,6 mit Gal 2,20) und aus diesem Grund entfalten wir im April weiterhin, wer Christus ist, denn nur er ist die „Kraft zum Leben“ (= Monatsthema). Somit führen wir unsere Reihe weiter, um zu entdecken dass der überraschende, gekreuzigte und auferstandene Christus auch der ewige Christus ist (= Predigtthema: Jesus – der Ewige). In Christus ist nicht nur unser Heil offenbart, sondern mit der gleichen Ausschließlichkeit, mit der nur in Christus das Heil ist (Apg 4,12), wird in diesem Zeitalter nun das Reden Gottes offenbar: Der Vater redet durch den Sohn und zwar nur durch den Sohn: „Viele Male und auf verschiedenste Weise sprach Gott in der Vergangenheit durch die Propheten zu unseren Vorfahren. Jetzt aber, am Ende der Zeit, hat er durch seinen eigenen Sohn zu uns gesprochen.“ (Hebr 1,1f). Deshalb gilt für heute: Wo wir nicht bereit sind auf Jesus zu hören, da hat uns der Vater jetzt nichts mehr zu sagen! Das Reden Gottes erfolgt jetzt ausschließlich „im“ bzw. „durch“ den Sohn. Das gilt auch für unsere Verkündigung und somit stellen wir in besonderer Weise auch durch diesen Predigttext (Hebr 1,1-14) die Einzigartigkeit Jesu heraus. Hilfreich ist, wenn wir unsere Verkündigung in Hebr 2,1 einmünden lassen: „Das alles macht deutlich, dass wir uns nicht entschieden genug an die Botschaft halten können, die wir gehört haben, weil wir sonst in der Gefahr sind, vom Weg abzukommen“.

„Gott schickt nicht mehr seine Boten, sondern er kommt selbst in Gestalt seines Sohnes. Gott redet nicht mehr durch seine Geschöpfe, sondern ein für allemal als der Schöpfer selbst – und als Schöpfer wird er selbst Geschöpf“ (Dr. Sabine Schröder).

3. TEXT- UND PREDIGTANMERKUNGEN

Bischoff Theo Sorg macht zu unserem Predigttext folgende Anmerkungen: „Als unsere Kinder […] mit flinken Fingern ihre Geschenke auspackten, da warfen sie das viele Papier, das drum herum war, einfach auf die Seite. Es war ihnen nicht wichtig. Sie wollten nur wissen, was aus der Verpackung herauskommt. So möchte uns dieser nüchterne und kahle Hebräertext behilflich sein beim Auspacken des großen […G]eschenkes Gottes an die Menschheit aller Zeiten und Zonen.

* Gott hat geredet

Es gibt eine reiche und tiefe Geschichte der Religionen auf unserer Erde. In dieser Religionsgeschichte ist das Sehnen und Suchen der Menschen nach dem Größeren, dem Unfassbaren, nach Gott zusammengefasst. Sie weiß. zu berichten von hohen Anschauungen und tiefen Gedankengängen, in denen die Menschheit zu allen Zeiten versucht hat, sich Gott zu nähern. Sie weiß von kultischen Formen der Gottesverehrung, von Opfern vielfältiger Art, von mystischer Versenkung und ekstatischer Verzückung. Die Religionsgeschichte ist nichts anderes als die Geschichte des frommen Menschen, der sich seine Gedanken über Gott macht und der seine Wünsche und Sehnsüchte an den Himmel projiziert. Die Bibel redet anders. Sie hält nichts, aber auch gar nichts von dem Weg, den der Mensch sich mit eigener Kraftanstrengung zu Gott hin bahnt. Aber sie quillt über an Beredsamkeit, wenn sie davon erzählt, dass Gott sich auf den Weg gemacht hat zu uns Menschen. ‚Nachdem vorzeiten Gott manchmal und auf mancherlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten …‘. Gott hat also geredet. Das erste, was uns im Alten Testament von Gott berichtet wird, ist, dass er geredet hat. ‚Und Gott sprach: Es werde Licht‘ (1Mose 1,3)! So hat Gottes Reden in dieser Welt begonnen. Aber nicht nur die dingliche Kreatur ist entstanden durch sein schaffendes Wort. Auch die Menschenwelt lebt von Gottes Reden. ‚Adam – Mensch – wo bist du?‘ – so hat er das erste Menschenpaar gesucht, nachdem es den Einflüsterungen des Bösen erlegen war. Und Gott hat weitergeredet, von .Abraham über Mose und die Propheten bis zu Johannes dem Täufer. In vielen Stimmen hat er geredet durch die Stafettenkette seiner Boten, zu verschiedenen Zeiten und auf verschiedene Weise, durch Propheten und Richter, durch Könige und Hirten. Die ganze Geschichte des Volkes Israel ist eine einzige Geschichte des Redens Gottes. Er hat geredet in Güte und Barmherzigkeit und er hat geredet im Feuer seines lodernden Zornes. Gericht und Gnade sind die Modulationsweisen seiner Rede. Und manchesmal in der Geschichte seines Volkes war Gottes zorniges Schweigen beredter als viele Worte. Gott hat geredet. Unser Gott ist kein schweigender Götze. Er hat eine Stimme. Und zwar eine Stimme, die man hören kann, sofern man nicht andern Stimmen sein Ohr leiht und Gottes Stimme übertönen lässt durch das Stimmengewirr der mancherlei Einflussmächte, die uns ja so unendlich viel angenehmer und sympathischer sind als Gottes Stimme, weil sie uns lassen, wie wir sind, weil sie uns bestätigen, weil man diese Stimmen hören kann, ohne Konsequenzen ziehen zu müssen. Gott hat geredet. Das ist die Grundtatsache biblischer Gotteserkenntnis. Was alles Suchen und Sehnen des menschlichen Herzens niemals hätte erreichen können, hat Gott aus eigenem Antrieb getan: er hat geredet. Und das heißt: Er hat sich offenbart. Denn im Reden enthüllt der Redende sein Innerstes, sein Wesen. Unsere Worte sind der Spiegel unseres Innenlebens. Gott hat sich bekannt gemacht. Er ist nicht der große Unbekannte, das nicht näher zu beschreibende X in unserer Lebensrechnung. Wir wissen, wer er ist. Und das wissen wir endgültig, seit Gott seine umfassende Schlussrede gehalten hat, das große Resümee alles dessen, was er je einmal gesprochen hatte, sein letztes, gültiges Wort. Dieses letzte Wort Gottes heißt Jesus Christus.

* Gott hat geredet durch seinen Sohn

Im Grunde ist dieser Satz die Zusammenfassung der ganzen Weihnachtsbotschaft. Sie begegnet uns im Neuen Testament in vielfältigen Variationen, diese Botschaft von der Menschwerdung Gottes. Lukas: ‚Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids‘. Johannes: ‚Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit‘. Paulus: „Als die Zeit erfüllet war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einem Weibe und unter das Gesetz getan.“ Und der Hebräerbrief: ‚Gott hat in diesen letzten Tagen geredet durch seinen Sohn‘. Sie drücken es verschieden aus, aber sie meinen alle dasselbe […]. Gott hat geredet durch seinen Sohn. Jesus Christus ist Gottes vollgültiges und Gottes endgültiges Wort. In ihm hat Gott den Menschen alles gesagt und gezeigt, was er uns sagen und zeigen wollte. Seit Jesus kam, wissen wir ein für alle Mal, wer Gott ist, wie Gott handelt, was Gott will. Und weil wir Menschen gegen Worte so schrecklich misstrauisch sind, weil wir von Reden schon so oft enttäuscht wurden, hat Gott in Jesus Christus nicht nur geredet, er hat an ihm und durch ihn gehandelt. Gottes Reden ist ja nicht einfach ein Zusammenfügen von Worten und Sätzen, Gottes Reden ist nicht nur das Schwingen von Tönen. Sein Reden ist immer ein Tun. Gottes Wort ist Energie. Es schafft, was es sagt. Denn, es ist ein von göttlichen Kräften geladenes, ein mit göttlichen Energien befrachtetes Wort. Und nun wird dieser Sohn, durch den Gott abschließend zu uns Menschen geredet hat, ausgewiesen als der Eine, der ganz auf Gottes Seite gehört und doch ganz Mensch wurde. Er kommt von Gott und ist selbst Gott, das Ebenbild seines Wesens und der Abglanz seiner Herrlichkeit. Jesus steht nicht mit andern Religionsstiftern kollegial auf einer Stufe. Er ist nicht einzuordnen in die Reihe der Unsterblichen des Geistes, deren Büsten die Walhalla schmücken, hoch über dem Donauufer bei Regensburg. Nicht einmal mit Gottes Engeln ist er zu vergleichen. Er ist das Ebenbild Gottes und der Abglanz seiner Herrlichkeit. Das griechische Wort, das hier gebraucht wird, ist uns allen geläufig. Es meint ursprünglich den Abdruck eines Prägestempels, mit dem Münzen oder Medaillen geprägt wurden. Wir gebrauchen heute genau dieses griechische Wort, wenn wir vom Charakter eines Menschen sprechen, also von dem, was ihm eingeprägt ist. Jesus Christus ist Gottes Stempelabdruck – das heißt nämlich das griechische Wort ‚Charakter‘. Gottes Stempelabdruck, Gott von Art und Wesen, von ihm herkommend, mit ihm bleibend verbunden. Wir bekommen das Wesen Gottes zu Gesicht, wenn wir Jesus Christus begegnen und uns mit ihm einlässen. Wie er mit uns spricht und handelt, so spricht und handelt Gott. […] Gott ist da. Er redet, er handelt durch seinen Sohn. Er sucht uns und will nicht, dass auch nur einer von uns ohne ihn seinen Weg gehe.

* Gott hat geredet durch seinen Sohn zu unsrem Heil

‚Er hat vollbracht die Reinigung von unsern Sünden und hat sich gesetzt zur Rechten der Majestät in der Höhe‘. Diese Worte schlagen die Brücke vom Christfest zum Karfreitag, zu Ostern und Himmelfahrt. Der Herr, der uns in der Christnacht begegnet, ist nicht nur das Kind in der Krippe. Es ist der Mann am Kreuz, der seinem Vater mit den letzten Worten, deren er mächtig war, den ihm befohlenen Auftrag zurückgab: Es ist vollbracht. Er ist der Auferstandene, der seinen Jüngern die Angst aus dem Herzen genommen hat mit seinem Gruß: Friede sei mit euch. Und er ist der in der Himmelfahrt erhöhte Herrscher, der von sich sagen kann: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. ‚Er hat vollbracht die Reinigung von unsern Sünden‘. […]. Der Sohn Gottes ist ein Kind geworden, damit wir Kinder Gottes würden. Er ist zu uns gekommen, damit wir zu Gott kommen können. Er hat sich auf den Weg gemacht zu uns, damit wir den Heimweg finden zu unserem Vater. Denn der Weg ist jetzt frei, der verschüttet war durch unsere Sünde. Auf seinem Gang von der Krippe zum Kreuz hat Jesus uns eine Bahn gespurt, auf der wir nun gehen können. Diesen neuen Weg zu gehen, den Rückweg zu Gott, sind wir alle eingeladen. Und diesen Weg gehen heißt, gerettet sein für Zeit und Ewigkeit. Gott hat geredet durch seinen Sohn zu unsrem Heil. Er redet noch immer. Wir haben vieles gehört in diesen [… T]agen. Wenn wir doch nur die eine Stimme nicht überhören, die durch den festlichen Trubel hindurch zu uns dringen will, die Stimme Jesu Christi, des Sohnes Gottes: Kommet her zu mir!“ (entnommen aus Theo Sorg. Dein Wort bewegt des Herzens Grund: Predigten aus der Stuttgarter Stiftskirche. Aussaat: Wuppertal, 1968. S. 171-174).

4. PREDIGTGLIEDERUNGEN

Jesus – der Ewige:

a) Wort Gottes (V. 1f)

b) Bild Gottes (V. 3f)

c) Sohn Gottes (V. 5-14)

 

oder nach Eberhard Hahn:

a) Der einzigartige Sohn

b) Das einzigartige Wort

c) Heute – eine einzigartige Zeit