Monatsthema: Innehalten – Gottesdienst
Predigtthema: Wenn man kurz vorm Abgrund steht!
Bibelstelle: Psalmen 61
Verfasser: Thomas Richter
Ein Predigttipp enthält Hilfestellungen für die Verkündigung und ersetzt deshalb nicht das eigenständige Erarbeiten des Bibeltextes und Studieren von Bibelkommentaren.
1. TEXT- UND PREDIGTSCHWERPUNKT
Der Predigtanlass ist ein „Innehalten-Gottesdienst“. Der Schwerpunkt in diesem Gottesdienst liegt auf dem gemeinsamen „zur Ruhe kommen und Hören“. Innehalten heißt, dass wir nicht einfach weitereilen, sondern bewusst anhalten – Atemholen und uns dabei fragen: Wie soll es nun weitergehen? Die „Sommerpause“ ist nun vorüber. Von daher hat in diesem Gottesdienst auch der Rückblick seinen Raum, denn wir wollen bewusst weitergehen und von daher überlegen, was wir aus der „Sommerpause“ mitnehmen und was wir bewusst zurück- bzw. loslassen. Wir wollen miteinander in diesem Gottesdienst bewegen und erkennen, dass auch, wenn wir vorm ‚Abgrund‘ stehen bzw. hineinblicken (= Predigtthema), dies nicht heißt, dass wir hineinstürzen. Unsere augenblickliche Situation ist immer umgeben und gehalten vom Herrn. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns die Hilfe des Herrn im Rückblick vergegenwärtigen und darüber zu einem vertrauenden Ausblick kommen. Unser Augenblick ist immer vom Rück- und Ausblick Gottes geschützt.
2. TEXT- UND PREDIGTANMERKUNGEN
Hilfen zur Auslegung und Anwendung bieten z.B.
* Dieter Schneider. Das Buch der Psalmen – 2.Teil: Psalm 51-100. Wuppertaler Studienbibel. S. 60-63.
* Benedikt Peters. Das Buch der Psalmen – Teil 2: Psalm 42-72. Dillenburg: Christliche Verlagsgesellschaft, 2006. S. 223-230 (sehr empfehlenswert).
* C.H. Spurgeon. Die Schatzkammer Davids – 2. Band: Psalm 42-89 (Download unter http://bitflow.dyndns.org/german/CharlesHaddonSpurgeon/Die_Schatzkammer_Davids_2004.pdf ; S. 818-823 der Internetausgabe – sehr empfehlenswert – bitte lest und bewegt die Ausführungen von Charles H. Spurgeon zu Psalm 61, sie enthalten eine Fülle von hilfreichen Text- und Predigtanmerkungen – deshalb erfolgen nachfolgend nur einige wenige Text- und Predigtanmerkungen).
Weitere hilfreiche Anmerkungen zum Predigttext enthält auch der „Aidlinger Bibellesezettel“ – Zeit mit Gott 1/2008 S. 19-26 und Charles H. Spurgeon. Heilig dem Herrn. 2. Aufl. Bielefeld: CLV, 1998. S. 115-127 (kostenloser Download unter http://www.clv-server.de/pdf/255387.pdf).
Psalm 61 ist durchzogen vom Grundton des „Bittens“ (V.2.3.5.8). Der Hintergrund dieser Bitte variiert allerdings, denn die Bitten entspringen aus der Situation der Bedrängnis in der Gegenwart (V. 2f), der Begründung aufgrund der Vergangenheit (V. 4-6) und dem in die Zukunft gerichteten Bekenntnis (V. 7-9).
A) Augenblick: Die bedrängende Bitte (V. 1-3)
V.1f: David war ein Mensch nach dem Herzen Gottes. Nicht weil ihm alles gelang und er alles recht machte, sondern weil er alles dem Herrn hinlegte und ihn suchte. So konnte ihn der Herr in seine Schule nehmen und formen.
* Grenzsituation – ‚Hilf mir zu recht‘: „Vom Rand der Erde rufe ich zu dir“ (V. 3a: Übersetzung ‚Rand‘ statt ‚Ende‘ in Anlehnung an 2Mose 16,35). Für David scheint es nicht mehr weiter zu gehen, er hat eine bzw. seine Grenze erreicht!
* Grenzerfahrung – ‚Hilf mir auf‘: „Weil mein Herz matt / verzagt ist“ (V. 3b). Manches scheint zu ‚schwer / groß / hoch‘ zu sein. Aber von David können wir lernen ‚Ja‘ zu sagen! Ja zum Herrn und seiner Führung, auch wenn Seele und Herz erst einmal noch nicht mit kommen.
* Grenzüberschreitung – ‚Hilf mir hoch‘: „Führe du mich auf den Felsen, der mir zu hoch ist“ (V. 3c). Auf diesem Hintergrund kommt es nun bei David zu einer Einwilligung, nämlich dass sein (= Gottes) Wille auch sein (= Davids) Wille wird. Wo aus dem „dein“ Wille ein „mein“ Wille wird, da kann man auch in schwerer Situation wieder froh werden. Was ich (noch) nicht kann, kann ich lernen, auch wenn es momentan noch zu ‚schwer / groß / hoch‘ erscheint.
B) Rückblick: Die begründende Bitte (V. 4-6)
Wo wir wieder beten – hilf mir zu recht / hilf mir auf / hilf mir hoch – da können wir wie David die Erfahrung machen, die aus dem Rückblick entspringt und den Augenblick prägen kann: „Denn du bist mir eine Zuflucht geworden, ein starker Turm vor dem Feind“ (V. 4).
V. 4+6 umrahmen als Begründung („denn“) die Bitte in V. 5.
Der Rückblick auf das was der Herr schon getan hat, wappnet für den Augenblick und gibt dem Gebet die richtige Richtung.
C) Ausblick: Die bekennende Bitte (V. 7-9)
Von dem Geborgenheit gebenden und Vertrauen weckenden Rückblick kommt David nun zu einem am Herrn orientierten Ausblick. Wieder ist die Bitte (V. 8) umrahmt, diesmal vom Lob und von Dank dem Herrn gegenüber. So wird hier ein Lebensschema verdeutlicht: Unser Leben ist umrahmt und damit gehalten vom Herrn, er umgibt uns, deshalb braucht uns nicht bange zu sein.
3. PREDIGTGLIEDERUNG
a) Die bedrängende Bitte (V. 1-3)
b) Die begründende Bitte (V. 4-6)
c) Die bekennende Bitte (V. 7-9)
oder nach Benedikt Peters:
a) David betet, dass Gott ihn in sein Zelt führe (V. 1-5)
b) David betet, dass Gott den König auf ewig befestige (V. 6-8)
c) David will Gottes Namen auf ewig besingen (V. 9)