2.Petrus

Predigthilfe vom 21.12.2008 – 2.Petrus 3,11-18

Monatsthema: Leben im Advent des Herrn
Predigtthema: Für die Ankunft bereit halten

Bibelstelle: 2.Petrus 3,11-18

Verfasser: Eckhard Löffler

Vorbemerkungen
Das Kapitel beschreibt die Zukunftserwartung der Christen. Typisch für das NT ist, dass die Fragen der letzten Zeit praktischer Natur sind.

Erklärungen und Tipps:

V 11 Die Überwachung der „reinen Lehre“ und der daraus folgenden Lehrfragen bringt keine Erweckung. Menschen kommen selten zum Glauben, weil sie gedanklich-theologisch exakt überzeugt wurden. Das tatsächliche Leben rangiert vor Lehrstreitigkeiten.
Wer weiss, wie die Zukunft aussieht, (praktisch: wo er auch hin will) orientiert seine Wege danach.
Deshalb ist Heiligung nicht einfach Zwangsarbeit sondern Vorbereitung auf das, was kommen wird.

V 12 Wer tatsächlich eine Neuschaffung durch Gott erwartet, stellt sich beizeiten darauf ein.
Dabei werden aber nicht unsere sittlich-religiöse Anstrengungen den allerletzten Stichtag schneller herbeiführen. (1) Deshalb kann die Übersetzung „beschleunigen“ (Elberf.) aktivistisch missverstanden werden, das Wort kann ebenso „erstreben, herbeisehnen“ bedeuten.
Aber die Gebete und Wünsche der Gemeinde „Amen, ja, komm, Herr Jesus!“ (Offb 21, 20), überhört Gott nicht. Gerade die bedrängte Gemeinde hat viele Gründe, den wiederkommenden Herrn „herbeizubeten“. (2)

Aber Ungeduld ist nicht gefragt, sondern ein Nützen, „Auskaufen“ der Zeit (Eph 5, 16; Kol 4, 5).

V 13 Die Endkatastrophe (Mt 24, 35) ist nicht das Ziel, sondern die Neuschaffung von Himmel und Erde (Jes 65, 17; Offb 21, 1. 27). Gott ist der Heiland, der nach dem Sündenfall der Menschen schon so viel Kaputtes in Ordnung brachte und der auch den furchtbarsten Schaden, den der Teufel je anrichten konnte, heil machen wird.
Die vollkommene Gerechtigkeit ist die „Endlösung“ (3), das Endziel Gottes.
Viele Christen erhoffen „nur“ ihre eigene Seligkeit, aber Gott will mehr. Gerechtigkeit für jeden. (4)

V 14 Eine normale Folge für Christen, die auf den Herrn warten, ein Rat, kein neues Gesetz.
Wichtig ist, dass der Glaube und die Hoffnung der Christen nicht im exakten, bloßen Bibelwissen stecken bleiben. (5) Weder das Wissen allein noch das Erträumen einer himmlischen Zukunft reichen aus.
Die Gemeinde wusste aus apostolischem Unterricht, wie „Reinigen“ und Reinhalten gestaltet werden kann (1. Jo 1, 7.9; 3, 3). Ein Bestrebtsein gehört dazu, und dazu das feste „Bleiben an Jesus“ (1. Jo 3, 6), ein Gehorsam gegenüber dem heiligen Geist und ein Absage an die Welt (1. Petr 4, 4).
Die gnostischen Freiheitsschwärmer verkündigten das Gegenteil.

V 15f Langmut und Geduld finden in dieser Welt oft ein schmerzliches, absehbares Ende. Die Geduld Gottes und die seiner Kinder bedeuten für viele Menschen Rettung.
Praktisch: Wenn der Herr MICH so geduldig ertragen hat, wird das mein Verhältnis zum Nächsten bestimmen.

Für Petrus ist es kein Problem, dass in den Briefen des Paulus nicht alles leicht verständlich ist. Bibelleser müssen nicht an ihrem Glauben zweifeln, wenn sie nicht gleich alles verstehen. (6) Auch ein Paulus hat nur „nach der Weisheit, die ihm gegeben ist“ geschrieben.
Gleichzeitig hat er sich gegen Missverständnisse verwahrt (1. Ko 5, 1-5; 6, 12-20), aber die Grenze durch die Liebe aufgezeigt (1. Ko 8; Rö 14, 14; 15, 7).
Schriftstellen lassen sich missbrauchen.
Es bleibt dabei: Aber der Herr ist immer noch größer!

V 17 Wer im voraus Bescheid weiß, ist für zu Erwartendes vorbereitet.
„Stützen“ meint das griech. Wort. Wie bei jedem Bauwerk zuerst Stützen (Streben, Verschalungen) nötig sind, um die Festigkeit des Baustoffs zu erreichen.

V 18 Nicht nur negativ: Nicht nur Bewahren und Stehenbleiben!
Wachsen braucht Ruhe und Stille, wenn Gott was bewirken will. Zu viele Irr- und Sonderlehren hielten die Zustände in ihrer Gemeinde für rückständig und falsch. Sie waren interessant, blieben aber irgendwann stecken.
Gnade ist Gottes Angebot. Seine Sache.
Das alte „Wort vom Kreuz“ ist nicht überholt.
Und wer dem Mann vom Kreuz entschieden folgt, wird Jesus schon jetzt ehren und ihm begegnen.
Das ist keine Tagespolitik. Es geht um die Ewigkeit.

Gliederungsvorschlag
1. Auf Jesus warten
2. Mit Jesus leben
3. Durch Jesus wachsen
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Fußnoten
(1) Jüdische Theologen gingen davon aus, dass ein absolut schriftgemäßes Verhalten des Gottesvolks die Wiederkunft des Messias beschleunigen würde. Und wenn heute orthodoxe Juden z. B. aus dem Jerusalemer Stadtteil Mea Shearim am Sabbat Autofahrern die Steine in die Scheiben werfen, geht es ihnen dabei allein um Gottes Wort.
(2) Wirklich? Siehe Manfred Siebald-Lied: Wir haben es uns gut hier eingerichtet… Refrain: „Und beten laut: Herr, komm doch wieder! Und denken leise: Jetzt noch nicht!
(3) Für „Endlösungen“ haben schon viele Napoleons, Hitlers und Milosevics verbürgt. Aber Gott lässt sich nicht spotten (Gal 6, 7).
(4) Gerechtigkeit basiert in unseren Verhältnissen auf Ausgleich. Bürgermeister müssen vermitteln können.
Gerechtigkeit vor Gott basiert auf der Vergebung.
Recht muss nicht mehr Recht bleiben. Gnade kommt VOR dem Recht.
(5) Der Schaden, den „frömmste und überzeugteste Bibelverteidiger“ durch eine aggressive Verteidigung IHRES exklusiven Wortverständnisses angerichtet haben, geht in Millionenhöhe.
Der Streit um den akkurat-ursprünglichen Bibeltext und das richtige Verständnis ist wichtig(!), aber dadurch wird kaum jemand für Jesus gewonnen.
(6) Das Verständnis verschiedener, eben schwierig zu verstehender Bibelstellen kann zum Glück nicht in jedem Fall gleich von sachkundigen Experten restlos geklärt werden. Gottes Wort ist größer (Jes 55, 9).