Monatsthema: Leben im Advent des Herrn
Predigtthema: An Christus festhalten
Bibelstelle: 1.Petrus 2, 21-25
Verfasser: Eckhard Löffler
Vorbemerkungen
Im engeren Textzusammenhang (V18-25) geht es um ein ermutigendes und ermahnendes Wort an wiedergeborene Sklaven (Hausdiener), allgemeiner aber auch um das rechte Verhalten gegenüber Vorgesetzten, bzw. um den Gehorsam des Glaubens.
Das Christfest soll daran erinnern, welchen Weg das Christuskind von Bethlehem bis Golgatha, von der Krippe bis zum Kreuz gehorsam ging, um Menschen zu retten. Unter armseligen Verhältnissen wurde Jesus geboren, unter noch armseligeren erlitt er Leiden bis zur Hinrichtung am Kreuz.
„Deutlich wird, was Weihnachten bedeutet: Der Retter kommt, aber was heißt das? Jesus ist eben nicht nur das kleine niedliche Kind in der Krippe und blieb auch nicht als kleines Kind in der Krippe. Er
wuchs und nahm Gestalt an. Dies gilt auch für unser Leben, dass Jesus auch bei uns groß wird und Gestalt annehmen kann. Weihnachten ist nicht nur die Geburtsstunde Jesu, sondern von nun an soll Christus auch in uns wachsen. Was es bedeutet, dass Jesus der Retter ist veranschaulicht der vorgeschlagene Predigttext.“ (Thomas Richter)
Erklärungen und Tipps:
V 21Berufen nicht zum Leiden, sondern dazu, Gutes zu tun, auch im Leiden.
Aber auch schwere Lebenswege können Gottes Berufung nicht zerstören (Phil 4, 13; 1. Ko 10, 13; Jak 1, 12). Gegen alle Schuld und Not der Welt ist nun eine neue Gesinnung gesetzt, die alles überwinden kann.
Diese Gesinnung trägt, wenn der Glaube von der neuen Existenz begründet ist.
Deshalb ist Christus das beste Beispiel (Jo 13, 15; Phil 2, 5ff; 1. Ko 11, 1).
Vorbild (griech. hypogrammos = Schriftvorlage als Muster zum Nachschreiben). (1)
Fußtapfen folgen, bedeutet, jeden Schritt am Vorbild orientieren (z. B. Schneewanderung). Fußtapfen sind in den Boden eingegrabene „hypogrammos“, die „nachgezeichnet“ werden sollen.
V 22 Seelsorge besteht nicht zuerst aus der Verkündigung theologischer Richtigkeiten, die bei rezeptgemäßer Anwendung von sich aus wirkt. Sie erinnert in der Regel zuerst an Wahrheiten, die den Hörern bekannt sind.
Petrus zitiert Jes 53, 9. Aber das Wort „Gesetzlosigkeit“ ersetzt er hier durch „Sünde“ [d.h. Gott nicht (ganz) folgen; das Ziel verfehlen].
Das Jesuskind ist das einzige Baby, das im Verlauf seines Lebens nicht durch Sünde vereinnahmt wurde (Jo 8, 46).
Die Ursünde bestand darin, dass der Mensch GROSS sein wollte wie Gott (1. Mo 3, 5). Jesus ordnete sich seinem Vater bis zum Tod unter (Phil 2, 8). Und wegen seiner Sündlosigkeit konnte Gott sich ganz zu ihm stellen. Und als Sündloser darf er vor Gott erscheinen und kann stellvertretend die Sünden anderer Menschen auf sich nehmen.
Sündiges Tun, Arglist und verschlagene Rede gehören zusammen und dürfen kein Heimatrecht in der Gemeinde haben.
Wenn Jesusnachfolger einfältig (ohne versteckte, hinterlistige Gedanken) und transparent sind wie Kinder (Mt 18, 3), wird diese Aufrichtigkeit von der Welt bemerkt.
Das Jesuskind von Bethlehem hat die Reinheit in Gedanken, Worten und Werken bewahrt.
V 23 Spott und Leiden bringen den natürlichen Menschen (1. Ko 2, 14) auf Gedanken der Rache und der Vergeltung. (2) Und die Stellung des „Dieners“ kann dazu verleiten, äußerlich still zu bleiben gegenüber ungerechten Herren, aber „hinter dem Rücken“ Anderer zu agieren. Offen oder versteckt: Die Wirkung bleibt dieselbe: Andere Herzen werden angesteckt und vergiftet.
Jesus hat seine Rechte in dieser Welt nicht durchgesetzt, sondern Ungerechtigkeiten erduldet.
Lernstoff für jeden Jesusnachfolger. Der ist vordergründig oft eher begeistert von Jesu Gang „unten durch“. (3)
Alles, was verletzt hat, behielt Jesus nicht im Herzen.
ABLADEN, an eine zuständige Instanz ÜBERGEBEN können, befreit vom Zwang zur Selbstverteidigung.
Nebenbei: Das Jesuskind hätte im Blick auf seine irdische Zukunft aus weltlicher Sicht unbedingt Rechtsanwälte gebraucht…
Guten Verteidigern vor Gerichten überlässt man zeitig alles.
V 24 Petrus zitiert wieder frei Jes 53. Die Gemeinde sieht darin prophetisch das Leiden des Messias Jesus. Sein Leiden ist stellvertretend für alle und unvergleichlich. Aber auch als Vorbild kann es dienen.
„Hinauftragen“ meint in der Opfersprache „ein Opfer darbringen“.
Ebenso (vor-)bildlich: Wie Sklaven Schweres tragen und darunter über ihre Kräfte hinaus belastet werden, trug Jesus die Schuld der Welt.
„Wer unter den Sünden der Welt leidet, kann sie sich nicht vom Leibe halten.“ (Uwe Holmer)
„Holz“ war damals ein Ausdruck für grauenvolle Hinrichtungsgeräte: Galgen, Pfahl, Kreuz, u.a. Wer am Kreuz endete, war von den Menschen ausgestoßen und der Aburteilung Gottes überlassen (5. Mo 21, 23; Gal 3, 13). (4)
Und von da an ist bis heute keine Not zu groß, als dass Jesus sie nicht durchlitten hätte und mehr als ausreichend Bescheid darüber wüsste (Hebr 2, 18; 4, 15).
Er hat den Fluch auf sich genommen, um ihn uns zu ersparen. Und dieser Weg begann in Bethlehem.
Wer das begriffen hat, für den ist das Kreuz ein Zeichen des SIEGES und des TROSTES.
„Den Sünden abgestorben“ (Plural) ist ein radikaler Ausdruck. Verstorbene sind nicht mehr ansprechbar.
Der griechische Ausdruck kann auch „abwesend sein“ oder „losgeworden sein“ bedeuten. Jedenfalls bedeutet die Lösung von Sünde eine neue Freiheit für das Verhältnis zu Gott und den Menschen.
Der Gegensatz von Sünde ist Gerechtigkeit. Sie schließen einander aus.
So ist Sünde das Grundprinzip einer von Gott gelösten Welt, Gerechtigkeit dagegen das Grundprinzip Gottes (Jo 17, 25). Gerechtigkeit ist eine Grundvoraussetzung für die Erneuerung des Menschen (Römerbrief!), aber auch für Erneuerung von Himmel und Erde (2. Petr 3, 13).
„Der Gerechtigkeit leben“ heißt nun, konsequent umsetzen, was mir durch Gott in Jesus geschenkt wurde – und das ist zuerst die Vergebung am Kreuz (Kol 2, 13f). Der Ausdruck ist sehr praktisch: Der gerecht gewordene Mensch (Röm 5, 1) fragt in jeder Lage und bei allem Tun, was dem neuen Leben entspricht. Er strebt an, wie Jesus zu denken, zu reden, zu handeln (Phil 2, 5). (5)
V 25 Frei nach Jes 53, 6. Verirrte Schafe haben ihren Besitzer und Beschützer verloren und sind damit selbst verloren. Die Hauptnot aller Menschen, die vom lebendigen Gott getrennt sind.
Die positive Aussage ist frei nach Hesekiel formuliert (Hes 34, 11f. 23). Das bedeutet, dass auch Sklaven nicht mehr schutzlos den Herren und Verderbensmächten dieser Welt ausgeliefert sind. Sie werden begleitet vom „Erzhirten“ (= der „erste“ Hirte, 1. Petr 5, 4) und sie haben Brüder und Schwestern zur Seite, die sich ebenfalls im Schutzbereich des Hirten aufhalten (Jo 10, 16).
„Bekehrungen“ wirkt Gott, aber sie setzen Einverständnis und Willen des Menschen voraus, ein Antworten auf Gottes Ruf. Christsein beginnt mit dieser Entscheidung. (6)
Ob der „Hirte“ oder „Aufseher“ nun Gott oder Jesus ist, wurde unter Fachleuten diskutiert, ist aber überflüssig (Jo 10, 30). Gott wird im AT oft als Hirte bezeichnet (1. Mo 48, 15; 49, 24; Ps 23, 1; 80, 2; Jes 40, 11; Hes 34). Dadurch wird die Hilflosigkeit der Menschen und die Fürsorge und Macht Gottes beschrieben.
Hes 34 weist allerdings auf die Hirtentätigkeit des Messias hin (Hes 34, 23) und Jesus bezeichnet sich deshalb selbst als den guten Hirten (Jo 10, 11. 14). Der Hebräerbrief nennt ihn den „großen Hirten der Schafe“ (Hebr 13, 20).
Ein „Bischof“ (abgeleitet vom griechischen „episkopos“; epi = auf, skopein = betrachten) ist Betreuer und Aufseher. Er wacht über das Wohl seiner Herde. Petrus verspricht nicht die Bewahrung des Leibes, aber die Bewahrung der Person. „Seele“ umfasste den ganzen Menschen, nicht nur einen „frommen Bereich“ (Mt 10, 28; auch 1. Petr 2, 11). (7)
Gliederungsvorschläge
A von Wilhelm Wagner:
1. Ganz anders
2. Ganz frei
3. Ganz nahe
B von Wilhelm Wagner:
1. Von Jesus lernen
2. An Jesus abgeben
3. In Jesus ruhen
C:
1. Jesus ging den Weg
2. Jesus ist der Weg
3. Jesus begleitet auf dem Weg
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Fußnoten
(1) Jede Nation hat ihre Schrift. Schüler lernen überall ab Klasse 1, Schriftzüge nachzuahmen und möglichst lesbar wiederzugeben, damit ein gemeinsames Verstehen zwischen Schreiber und Leser möglich ist.
(2) Typisch menschlich… Noch stärker ist dieser Zwang zur Rache, zur Wiederherstellung eigener oder fremder Ehre in orientalischen Völkern und im Islam verwurzelt. Und in Großstädten mit hohen Zuwanderungsquoten aus islamisch orientierten Ländern erniedrigte sich die Schwelle zur Gewaltbereitschaft.
In wie vielen christlichen Gemeinschaften, Gemeinden und Familien (ohne die weltlichen Völker einzubeziehen) regier(t)en Despoten, sogar fromme…
(3) … bis er SELBST Angriffe und Leiden zu erdulden hat.
(4) Das Kreuz wurde „Fluchholz“ genannt, weil es jede menschliche Würde vor Gott und der Welt zerstörte. Am Kreuz wurde nicht einfach gestorben, sondern „verreckt“.
Zeichen sind kürzeste Fassungen wichtiger Mitteilungen. Keines wurde jemals so verehrt und so gehasst wie das Kreuz. Von Halskettenherstellern und –trägern bis zur Geschichte der Kreuzzüge.
Jesus starb am Kreuz. Deshalb sollte das Kreuz nicht als „Schmuck“ getragen werden sondern als Erinnerung an und Bekenntnis zu Jesus dem Gekreuzigten.
(5) Zur verbreiteten Gewohnheit junger Christen wurden Armbänder mit den aufgedruckten Buchstaben „WWJD“ = „What would Jesus do“ (deutsch: „Was würde Jesus tun?“). Hinter dem Slogan steht die Idee, durch solche Armbändchen daran erinnert zu werden, sich bei allem, was man tut, zu fragen, wie Jesus Christus in dieser Situation reagieren, handeln oder denken würde.
Die Geschäftsfrau Jamie Tinklenberg entdeckte die Frage „Was würde Jesus tun?“ in einem mehr als hundert Jahre zuvor geschriebenen Buch von Charles Sheldon. Diese Frage und die damit verbundenen Armbänder verbreiteten sich rasch unter amerikanischen jugendlichen Christen. Laut Tinklenberg wurden bisher weltweit über 52 Millionen Armbänder verkauft (nach WIKIPEDIA).
(6) Würden heutige Gemeindeleiter auf die Petrusfrage „Seid ihr bekehrt?“ zurückhaltend antworten und zuerst an die Probleme in ihrer Gemeinde/Herde denken?
„Für die Christen des NT war die Sache klar. Glaubensgewissheit und Zeugnisfreude entstehen immer da, wo ein Mensch erkannt hat: Ich ging in der Irre – und nun weiß: Ich bin bekehrt zu Jesus.“ (Uwe Holmer)
(7) Griechisch-römische Gelehrte haben behauptet: Sklaven haben keine Seele. Varro (röm. Historiker, 116-27 vChr.) unterteilt landwirtschaftliches Inventar in drei Gruppen, in die Gruppe des artikuliert sprechenden, des unartikuliert sprechenden und des stummen Inventars: „Zur ersten Gruppe gehören die Sklaven, zur zweiten das Vieh, zur dritten die Fuhrwerke.“ Solche Gedanken haben die Zeiten der Sklaverei eher verlängert. Befreiende Botschaft für die Sklaven war auch deshalb die Botschaft vom Erlöser und von der versprochenen himmlischen Heimat bei ihm. Fast alle Spirituals behandeln dieses Thema.