Monatsthema: Leben aus der Abhängigkeit vom Herrn
Predigtthema: SOS – deshalb konsequent das Bekenntnis leben
Bibelstelle: Matthäus 16, 13-20
Verfasser: Eckhard Löffler
Vorbemerkungen
Der Abschnitt gehört zu den Geschehnissen „zwischen den Zeiten“, d. h. nach Jesu öffentlicher Tätigkeit in Galiläa und seinem Einzug in Jerusalem. Von Mt 13, 53 bis 17, 1 wird zehnmal vom „Weggehen“ berichtet. (1) und (2). Jesus bemühte sich, in die Stille zu kommen, um seine Jünger vorzubereiten auf sein Leiden und Sterben in Jerusalem, aber auch, um ihnen Grundordnungen der Gemeinde Jesu zu erklären.
Erklärungen und Tipps:
V 13 In der Umgebung der Stadt Cäsarea Philippi (3) war Jesus vor Herodes Antipas sicherer.
Es gibt echte und unechte Fragen (1. Tim 6, 4). (4) Jesus kennt die Antwort, fragt aber aus Liebe
Die Stimmung im Volk war gut. Jesus hätte sich zum Befreier und „Brotkönig“ machen lassen können.
Seine Jünger waren noch der Meinung, seine Karriere ginge steil bergauf, – mit ihnen zusammen. Aber Jesus muss ihnen erklären, dass das Gegenteil der Fall ist.
Die Gesprächseinstiege von Jesus sind nachdenkens- und nachahmenswert. Seine Liebe lässt kein „Mit der Tür ins Haus fallen“ zu.
Menschensohn (siehe Konkordanz + Bibellexikon) nennt Jesus sich, um seine ganze Zugehörigkeit zur Menschheit zu erklären (Phil 2, 6ff).
V 14 Die Tage, in denen das Volk in Jesus den Messias (= griech. Christos: Gesalbter) sahen, waren vorbei.
Auch Herodes sorgte sich, in Jesus den wieder auferstandenen Johannes den Täufer erkannt zu haben (Jo 14, 1-12), den er kurze Zeit vorher enthaupten ließ.
An Mal 3, 23 dachten andere: Elias ist endlich wieder da und der Tag des Herrn kommt bald.
Eine andere Gruppe rechnete mit Jeremia (2. Makk 2, 4ff) oder allgemein mit einem Propheten.
Keiner denkt an den „Sohn Gottes“, den sogar schon der Teufel erkannt hatte (Mt 4, 3.6), als den Jesus sich vorgestellt hatte (Mt 27, 43.57). Dieser Anspruch galt als Gotteslästerung (Mt 26, 63)
V 15f Das Wort Jesu und seine Seelsorge treffen Herzen. Niemand kann sich hinter der Meinung Anderer verschanzen. Keine Zugehörigkeit zu Gemeinden oder Kirchen schützt vor der direkten Ansprache des Gotteswortes: Du! (2. Sam 12, 7; Lk 19, 5; Jo 4, 25f).
Die drei Evangelisten geben die Antwort leicht unterschiedlich wieder, aber ihre Feststellungen sind identisch. (5) „DER Sohn des lebendigen Gottes“ (Elb-Übers.) beschreibt Unerhörtes (siehe oben) und galt in Israel als todeswürdig (3. Mo 24, 16; Mt 9, 3; Mk 2, 7). Sören Kierkegaard: „Der Sohn des lebendigen Gottes … beschreibt etwas ganz Außergewöhnliches, den unendlich qualitativen Unterschied des Christus zu allen Geschöpfen“.
DER Messias, DER Gesalbte, DER Sohn: Nur in EINEM ist Heil (Apg 4, 12)!
Petrus stellt die Weiche seines Lebens. Die Wende: „Sei ganz sein oder lass es ganz sein!“
Hier beginnt GEMEINDE, nicht erst nach Pfingsten. Hier wird neutestamentliche Gemeinde im Keim gegründet.
V 17 „Glückselig“ (griech: Makàrios), dasselbe Wort wie in den SELIGPREISUNGEN (Mt 5). Im Altertum nannte man die Insel Zypern im Volksmund „Makarios“ = glückselig. In den griechischen Sagen ist Zypern die „Insel, wo die Götter Urlaub machen.“ Makarios nannten sich zahlreiche Herrscher bis zum Erzbischof Makarios III., der seinen ursprünglichen Namen änderte und Zypern ab 1960 regierte.
Simon, des „Jonas Sohn“, könnte eine Kurzfassung des Namens “Johannes“ sein (Jo 1, 42; 21, 15ff). Gerhard Maier: „Ganz sicher ist das allerdings nicht.“ (6)
„Fleisch und Blut“ bezeichnet natürliche Menschen.
V 18 „Du BIST!“, nicht „Du wirst“. (7) Fels kann Petrus nur soweit sein, wie er auf Christus, dem Grundstein steht (Ps 118, 22; Jes 28, 16; Mt 21, 42; Eph 2, 20; 1. Petr 2, 4f).
Die Korinther hatten das später nicht ausreichend begriffen (1. Ko 1, 12): Nur durch Christus erhält Petrus seine einzigartige Felsenstellung, siehe V16 „DU bist der Christus!“. (8)
Wie kann Jesus sein Werk einem unvollkommenen Menschen anvertrauen? Nur SEIN Vertrauen auf seinen Vater im Himmel lässt ihn den späteren Versager und Verleugner (Jo 18, 18ff) berufen.
Von einer Vorrangstellung des Petrus vor allen anderen Jüngern, von einem Rechtsanspruch des Papsttums auf Unfehlbarkeit und göttliche Herrschaft über die Kirche(n) steht nichts in der Bibel.
Christus bleibt ALLEIN der einzige Weg zum Leben und das Oberhaupt seiner Kirche, wie gerade auch Petrus bezeugt (Apg 4, 12-20).
Jesus nennt das Gebilde, das er bauen wird, die GEMEINDE (griech. ekklesia = die Herausgerufene; ek = heraus; kaléo = ich rufe). Der Ausdruck bezeichnet die „zum Vollzug von Rechtsakten zusammentretende Versammlung der Vollbürger einer Stadt“ (griech. polis). Zur entsprechenden, alttestamentlichen „qahal“ siehe Bibellexikon.
Das Wort Ekklesia findet sich oft in der Apostelgeschichte, im 1. Korintherbrief und in der Offenbarung, dagegen ausgerechnet in den Petrusbriefen nicht. Überraschend, weil Jesus gerade Petrus gegenüber das Wort zum ersten Mal gebraucht (V18).
Wichtiger als sein neues Amt und die damit verbundene Würde, Macht und Einfluss war Petrus die Tatsache, dass nur der ein Bürger in der Gemeinde Jesu sein kann, der von Jesus überwunden wurde (Apg 4, 12) und in einer persönlichen Begegnung seine „Wiedergeburt“ erlebt hat.
Die ganze Gemeinde Jesu trägt das Evangelium (Freudenbotschaft) zu den Menschen mit dem von Jesus formulierten Inhalt: „Also hat Gott die Welt geliebt…“ (Jo 3, 16).
Mit „Hades“ benutzt Jesus einen Begriff aus der griechischen Mythologie, der das Reich der Toten beschreibt. Die Israeliten stellten sich das Totenreich wie eine Festung vor. Verstorbene konnten den Weg durch die Pforten nicht mehr überwinden.
Einzige Ausnahme ist Jesus. (9)
V 19 Jesus sieht den Bau der Gemeinde, ein „Gebäude“, das Türen hat.
Das WORT wird für die Einen ein „Geruch des Lebens zum Leben, für die Anderen ein Geruch des Todes zum Tode“ (2. Ko 2, 16). Wer die Verkündigung des Gotteswortes auf- und annimmt, erlebt die Gnade Gottes, wer das Wort ablehnt, versäumt sie und steht einmal vor verschlossener Tür (Mt 25, 10).
Die Vergebung, die Jesu Nachfolger anbieten, ist Gottes Vergebung und die Warnung vor Gottes Gericht ist Sein Warnen.
Mit dem Pfingsttag trat das Wort Jesu in Kraft, als sich Tausende bekehrten und zur Taufe kamen, – die ersten Steine beim Bau der Gemeinde.
V 20 Jesus will hier zuerst seinen engsten Mitarbeiterkreis vorbereiten. Für Israel bleibt der Messias noch verborgen. Aussagen über das Himmelreich werden in Beispiele verhüllt. Erst wenn die „Decke“ von ihren Augen genommen wird, (Rö 11, 8.25ff) wird Israel das Geheimnis der Gemeinde Jesu erkennen.
Hier geschieht die eigentliche Zeitenwende, nicht im Jahre „Null“. Nach Jahrtausenden der Geduld Gottes mit seinem Volk Israel beginnt die Zeit der Gemeinde. Weltweit steht die Errettung nun allen offen, die das Wort Gottes annehmen und IHN wirken lassen.
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Fußnoten
(1) Mt 13, 53; 14, 13.22.23; 15, 14.21.29; 16, 4.13a; 17,1. Für die jeweiligen Grenzübertritte und Orte ist eine Karte von den Zuständigkeitsbereichen der Tetrachen hilfreich.
(2) siehe auch Predigttipp Mt 14, 13b-21: V13b und Fußnote (1)
(3) Kaiser Augustus hatte die Gegend Herodes dem Großen geschenkt. Paneas (von Pan, dem griech. Hirtengott) oder Banyas bezeichnen einen Quellfluß des Jordan. Philippus baute die Stadt aus, nannte sie zu Ehren des Kaisers „Cäsarea“ und als Unterscheidung zu Cäsarea Marittima (am Mittelmeer) „Philippi“.
Herodes Antipas hatte hier keine „Polizeigewalt“.
(4) Schüler beherrschen oft die hohe Kunst der unechten Fregen, die den Lehrer auf sein Spezialgebiet leiten in der Hoffnung, dass sich sein Monlog bis zur Pause hinzieht.
(5) Mt 16: „Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“; Mk 8, 29: „der Christus“; Lk 9, 20: „der Christus Gottes“.
(6) Denkbar ist allerdings auch ein Abschreibfehler. Weil alle Handschriften von Menschen vervielfältigt wurden, konnten sich kleine Fehler einschleichen, die aber durch den Vergleich mit anderen Handschriften bald widerlegt wurden.
(7) Einer der großen Streitpunkte zwischen katholischen und evangelischen Kirchen, auch zwischen Rom und den griech.-orthodoxen Kirchen, entwickelte sich daraus. Die katholische Kirche behauptet, die Päpste seien die legitimen Nachfolger des Petrus (Mt 16, 18f; Jo 21, 15-17). Selbst, wenn man diese „Nachfolger“ einschließen würde, bleibt zweifelhaft, ob damit nur die Bischöfe oder der Papst gemeint sind und ob ausgerechnet der Bischof von Rom der einzige Nachfolger sei.
Die Orthodoxen tragen bis heute schwer daran, dass sich Rom aus der „synodalen“, gleichberechtigten Gemeinschaft der Kirchen ausgeklinkt hatte und „episkopale“, d. h. von einem Oberhirten (Papst) wahrgenommene Vorrechte beanspruchte, nur römische Päpste seien die legitimen Petrus-Nachkommen, die beanspruchen, den Auftrag Jesu (V18f) vollmächtig weiterführen zu müssen: Ein Auslöser für die Reformation und die Entstehung des Protestantismus.
(8) M. Luther: „Wer nun diese Bibelstelle recht erklären will, der lerne es hier von Christo, dass die Gemeinde nur da ist, wo dieser Fels, d. i. dies Bekenntnis und dieser Glaube ist, welchen Petrus hat und die andern Jünger haben.“
(9) Viele „Weltmenschen“ meinen, wenn sie auf ihre Zukunft angesprochen werden: „Irgenwann ist Schluss. Aus und vorbei. Tot ist tot. Ist noch nie jemand zurückgekommen.“ – Das ist ihr Irrtum.
Sie haben ihre Erkenntnis ohne Ausnahme von klugen Leuten, die alle noch nicht gestorben waren. Nur EINER hat den Weg zurück gefunden.