Apostelgeschichte

Predigthilfe vom 20.5.2007 – Apostelgeschichte 1, 1-8

Monatsthema: Gott schafft Neues, indem er…
Predigtthema: … das Warten auf den Geist zumutet

Bibelstelle: Apostelgeschichte 1, 1-8

Verfasser: Eckhard Löffler

Vorbemerkungen
Der Arzt Lukas schrieb seine beiden Werke, Evangelium und Apostelgeschichte, zuerst für seinen „hochverehrten“ Theophilos (Lk 1, 3), der vorher durch Lukas „unterrichtet“ (Lk 1, 4) worden war. Zum Christwerden und -bleiben gehört biblische Unterweisung.
Theophilos war wahrscheinlich der Verbreiter und „Verleger“ der Lukastexte.
V 1-11 enthalten wichtige Zusammenhänge vor der Himmelfahrt Jesu und weisen auf Pfingsten hin.
Die Apostelgeschichte ist überschrieben: Taten (griech. praxeis) der Apostel. Jesus kam nicht zuerst als Lehrer, sondern als „Tu-er“, als Erretter (Mt 7, 21). Das Evangelium ist nicht eine „Sicht“ für Gottes Taten, sondern eine „Kraft Gottes zur Rettung…“ (Rö 1, 16).

Erklärungen und Tipps
V 1 Sofort bei der Sache. Kein Selbstruhm des Lukas für sein Werk, das bis heute weltweit stärker beachtet wurde, als Schriften der damals bekannten Philosophen.
Theophilus hat wahrscheinlich als Verleger für die kostspielige Verbreitung der Schrift gesorgt.
V 2 Apostel waren Augenzeugen und Gesandte [siehe Predigttipp Jo 20, 19-23, Vers 21 (3), (4)].
Denn: Jesus lebt. (1) Menschliche Würdigungsthemen über „Große“ enden mit deren Begräbnis. Fast allen Religionsstiftern sind Gräber, Gedächtnisstätten am Ort ihres Abscheidens gewidmet.
Der Heilige Geist wirkte also schon, bevor Jesus – genauer: „Weisungen erteilt habend“ – in den Himmel zurückging.
V 3 40 Tage ließ Jesus sich nach Ostern sehen. (2) Die Jünger erhielten dadurch als Augenzeugen Beweise für die Auferstehung Jesu.
Lukas beschreibt die organische Verbindung zwischen Jesu Reden, seinem Tun und der „wahrnehmbaren Realität“.
V 4 Das letzte Zusammensein Jesu mit seinen Jüngern/Aposteln/Gesandten.
Was hielt sie noch in Jerusalem? Das Wort Jesu, seine Ankündigung. Gottes Wort ist maßgeblich.
V 5 Nur ein Ratschlag: Unser Taufverständnis bitte nicht zum Hauptthema machen. Die Taufe war und ist im Judentum nichts Unnormales und hat ihre Geschichte: Reinigungsbäder, die selbst durchgeführt wurden und Unreinheit abwaschen sollten, Proselytentaufen, in denen Heiden zum Judentum übertraten, christliche Taufen nach dem „Taufbefehl“ Jesu (Mt 28, 19). Wenn sich zuerst der Mensch gehorsam reinigte, handelt nun Gott selbst.
Hier geht es aber um die „Geistestaufe“, die im NT nur in Worten Johannes des Täufers vorkommt und zitiert wird (Mk 1, 8; Luk 3, 16; Jo 1, 33; Apg 1, 5).
Taufe als öffentliches Zeugnis kommt im NT nicht vor.
V 6 Die Taufe wird von den Jüngern als endzeitliche Handlung begriffen und mit Jesu Wiederkunft verknüpft.
Weshalb begann das 1000jährige Reich nicht schon Ostern? Und wenn die Ausgießung des Geistes dazu gehörte, warum nicht Pfingsten?
Jesus wird nicht König des „Israel-Reichs“, sondern Herr und Richter der Welt und nun auch Haupt des Leibes (= Gemeinde Jesu, z. B. Eph 4, 15).
V 7 Der Zeitpunkt ist nicht „eure Sache!“ (siehe auch Jo 21, 23b – hier der Rat: „Folge DU mir nach!“ V 21).
Der WANN-Frage erlagen viele Jesus-Nachfolger. (3) Bereitschaft statt Berechnung!
V 8 Für das glaubwürdige Zeugnis ist KRAFT (dynamis) nötig, aber keine menschlich begrenzte.
Zeugen geben nicht ihre Meinungen weiter, sondern was sie mit und von Jesus gehört, gesehen und selbst erlebt haben (Apg 4, 20). Keine geheimnisvollen Reden über Jesus, sondern Tatsachenberichte über ihre Erfahrungen mit Jesus.
Christen MÜSSEN nicht Zeugen sein, sie SIND es. (4)
Zeuge (griech. martys) steht im engen Zusammenhang mit den zu erwartenden LEIDEN der Jesus-Leute. Blutige Christenverfolgungen haben nicht lange auf sich warten lassen. Ablehnung durch die Welt gehört zum Christsein. (5)
Das Evangelium von Jesus trifft Herzen und wirkt „herzdurchbohrend“ (Apg 2, 37; Hebr 4, 12).
Die zielorientierte, regionale Ausbreitung (6) deutet eine christliche Missionsstrategie an und wurde Praxis des Paulus. Länder erreichte er zuerst über deren Hauptstädte und Rom galt als Weltmacht.
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Fußnoten
(1) „Jesus lebt“ war ein kleines, rotes Abzeichen der 60er und 70er-Jahre (ursprünglich von Pfr. Paul Deitenbeck), das nach „Kreuz“ und „Fisch“ in Deutschland am zweit meisten getragen wurde.
Nebenbei ein Zitat Deitenbecks: „Lieber `ne kurze Andacht und `ne lange Bratwurst als umgekehrt, sonst wird unser christliches Zeugnis bei Treffen und Freizeiten unglaubwürdig.“
(2) 40 in der Bibel, s. Konkordanz: Mose auf dem Sinai, Israel in der Wüste, Kundschafter in Kanaan, Bußfrist für Ninive, Elia und Jesus in Fastenzeiten, u. a.
(3) Bis zum Prälaten J.A.Bengel, der zeitweilig meinte, 1836 als Zeitpunkt der Wiederkunft festlegen zu können. Er schränkte allerdings schon vorher ein: „Sollte das Jahr 1836 ohne merkliche Änderung verstreichen, so wäre freilich ein Hauptfehler in meinem System und man müsset eine Überlegung anstellen, wo er stecke“ (Brockhaus Gemeindelexikon, 1986).
(4) Praktisches Beispiel: Direkt vor evangelistischen Aktionen treffen sich Mitarbeiter zum Gebet. Einer betet: „Und nun, Herr, geh´ du selbst durch die Straßen unserer Stadt und erinnere die Leute, lade sie ein, dass sie kommen…“. NEIN! Jesus beauftragt damit seine Leute/Zeugen.
(5) Mit der religiös motivierten Ermordung christlicher Zeugen in der Osttürkei (Malatya, April 2007) ist die Verfolgung nicht beendet, im Gegenteil! Auch wenn die Welt sich heute mit Grausen von solchen Bluttaten abwendet, bleibt die Ablehnung des Gottessohnes.
Der Islam zeigt immer deutlicher seinen abgrundtiefen Hass gegen Jesus und dessen Leute. Er hat sich längst als eine weltliche Macht Satans gegen Juden und Christen etabliert. Die wachsende Duldung staatlicher Organe gegenüber Repressalien islamistischer Anhänger nimmt zu, „um des Friedens willen!“
(6) „Bis ans Ende der Erde“ und „Vom Aufgang der Sonne“ unterstützt nicht ein mittelalterliches Verständnis der Erde als Scheibe statt als Erdkugel. Man benutzt diese Ausdrücke bis heute.
„The sun is rising“ und „der Mond ist aufgegangen“ beschreiben keine naturwissenschaftlichen Ergebnisse sondern den jeweiligen Eindruck der Beobachter.