Monatsthema: Gott schafft Neues, indem er…
Predigtthema: … die Notwendigkeit des Geistes erläutert
Bibelstelle: Johannes 16, 7-15
Verfasser: Eckhard Löffler
Vorbemerkungen
Die bevorstehende Trennung von Jesus hat unter seinen Jüngern Unsicherheit und Trauer ausgelöst, auch ein positives Zeichen der Zusammengehörigkeit. V 4b enthält schon die Vergangenheitsform.
Erklärungen und Tipps
V 7 „Gut“ heißt auch „nützlich, förderlich, hilfreich“ und meint hier: Ich gehe VON euch, um dadurch besser BEI euch sein zu können. (1)
Jesus musste erst am Kreuz den Sühnetod stellvertretend sterben, um seine erlösten Leute „aufnahmefähig“
für den Heiligen Geist, die ständige Anwesenheit Gottes, zu machen (7, 39).
Luthers Übersetzung „Tröster“ kann mehr bedeuten: „Beistand, Anwalt, Fürsprecher bezeichnet den Rechtsanwalt, der die Sache eines Beklagten oder Klägers vor Gericht führt, für ihn eintritt und das Wort führt… Allgemeine Bezeichnung eines zugunsten eines anderen redenden, eines Fürsprechers.“ Fritz Rienecker, Sprachlicher Schlüssel zum NT.
V 8 „die Augen auftun“, genauer „überführen“, ein juristischer Fachausdruck: Jemandem eine Schuld nachweisen.
Gerhard Maier (2) versteht unter „überführen“ alle vier Stadien eines Prozesses: „Ans Licht bringen“ = die Entdeckung der Schuld – „nachweisen“ der Schuld – „zurechtweisen“ im Urteilsspruch – und „strafen“.
Diese Aufgaben nimmt zuerst der heilige Geist wahr, nicht wir Menschen! Dabei kann er auch Menschen gebrauchen in ihrer bibeltreuen Verkündigung, aber auch durch das Hören oder Lesen des Bibelworts.
V 9 Die Hauptschuld der Welt ist ihre Weigerung, den Schöpfer und Herrn anzuerkennen.
Der Heilige Geist fungiert also für die Jünger als Rechtsanwalt, für die Welt als Staatsanwalt.
V 10 Gerechtigkeit bedeutet hier 1. anderen Menschen gegenüber „gerecht“ sein, 2. „vor Gott gerecht“ sein, seinen Willen nicht nur weitersagen, sondern tun (Mt 7, 21), 3. „in Gottes Sinn handeln“, Gutes tun, als „Botschafter an Christi Statt“ (2. Ko 5, 20), unterwegs im Namen des Herrn.
V 11 Das Kreuz Jesu, vom Teufel als Ende des Gottessohnes geplant, wurde zum Sieg über ihn selbst (1. Ko 2, 6ff). Der Feind ist gerichtet. Jesus ist Sieger. DAS Mutmacherwort nicht nur für Ängstliche und Verzagte.
Die harte Wirklichkeit: Wer hier keine Buße will, wird sie am Ende zusammen mit dem Teufel im letzten Gericht lernen, allerdings zu spät. (Offb 19, 20; 20, 14f; 21, 8). In der Hölle befinden sich nur Freiwillige.
V 12 In der Bibel steht alles, was wir zum Leben und Sterben brauchen, aber viel Zusätzliches werden wir erst in der Ewigkeit mitbekommen. (3) Schon hier gilt 1. Ko 3, 1: Nicht alle Nahrungsmittel passen zu jeder Zeit für jeden Jesus-Nachfolger, auch nicht alle geistlichen. Gott ist barmherzig.
Wenn jemand an einer Sache schwer trägt (Vorgänge, Mitmenschen, Erlebnisse, (zu) viel Wissen, großer Einblick in schwierigste Verhältnisse innerhalb der Gemeinde!), ist er bei Jesus allerdings an der richtigen Adresse (Mt 11, 28).
V 13 Die Frage, ob Jesus denn nicht die „ganze Wahrheit“ lehrte, ist überflüssig, s. o. zu V 12.
Also keine zusätzlichen „neuen Wahrheiten“ oder „Offenbarungen“, die manchmal sogar mit dem Heiligen Geist begründet werden (Hbr 1, 2).
Die Einheit Vater-Sohn-Geist wird in diesen Versen stark vertreten. Der einzig wahre Gott ist ein dreieiniger Gott. (4)
Der Geist wird Kommendes verkündigen. Tatsächlich wurden schon in der Urgemeinde einzelne Ereignisse vorausgesagt. Urchristliche und alttestamentliche Propheten konnten auch Zukünftiges beschreiben. (Apg 11, 27f). Hungersnot unter Kaiser Claudius (41-54 n. Chr.), die „über die ganze Ökumene“ (damals = bewohnter und zivilisierter Bereich der Welt) kommen soll. Derselbe Agabus hat später mit einer zeichenhaften Handlung die baldige Verhaftung des Paulus vorausgesagt (Apg 21, 10ff).
Auch Frauen konnten prophetisch reden (Apg 21, 9).
V 14 Jesu Worte sind Grundlage für das Wirken des Heiligen Geistes.
V 15 Nach G. Maier ist der Hl. Geist gleichzeitig Person und übt geistlich-geistigen Einfluss aus.
Lied Iwwd 200: O komm, du Geist der Wahrheit und kehre bei uns ein … Er zieht Menschen zu Jesus und ist für die Gemeinde Rechtsanwalt, Helfer, Lehrer, Beistand, eben der beste Jesuszeuge.
Gliederungsvorschlag (nach Dr. G. Maier)
1. Ein neuer Geist zieht in die Menschheit ein
2. Dieser neue Geist ist ein Missionar
3. Dieser neue Geist ist ein Gründer
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Fußnoten
(1) Mehr als Krisenmanagement, wo verdiente Leiter (zu oft?) gebeten werden: Mach du doch weiter!
Wahrscheinlich wären die Jünger zu neuen Treueschwüren bereit gewesen, aber es geht um viel mehr. Gott will ALLEN helfen (1. Tim 2, 4) – auch den „Unangenehmsten“. Jesus schickt seine Jünger bald in alle Welt zu allen Völkern (Mt 28, 18ff). Als menschlicher Begleiter müsste er sich „zerreißen“, um jeweils dort sein zu können, wo seine Jünger hilfsbedürftig sind. Die Übrigen wären in dieser Zeit „verlassen“, schutzlos. Kaum ein Christ hätte heute die Chance, einen Jesus-Besuch zu erleben, weil es in der weltweiten Gemeinde ständig heißere Krisenherde gäbe.
(2) Dr. Gerhard Maier, ehemaliger Landesbischof, studierte vor seinem Theologiestudium Rechtswissenschaften (Jura).
(3) Schülern wird nicht ab der 1. Klasse alles „eingebläut“, was der Mensch wissen muss. Bibelunterricht, sexuelle Aufklärung kommen dran, wenn die Kinder es fassen können.
Beispiel: Mein Vater hatte im 2. Weltkrieg „alle Feldzüge mitgemacht“ und durfte lebendig zurück kommen. Seine Fotos aus dieser Zeit interessierten meinen älteren Bruder brennend, aber wir durften sie erst nach dem Schulabschluss ansehen.
(4) Sehr gute Erläuterungen vom Bengelhaus (www.bengelhaus.de). Unter „Zeitschrift“ die Theologische Orientierung Nr. 146 anklicken. Besonders gut: „Nicht ohne meinen Sohn! – Warum Gott zu dritt sein will“ von Dr. Rolf Hille und „Ist die Dreieinigkeit überhaupt biblisch?“ von Uwe Rechberger.