Lukas

Predigthilfe vom 28.4.2002 – Lukas 4,31-44

Monatsthema: Der bewährte Retter
Predigtthema: Er ist der Christus

Bibelstelle: Lukas 4,31-44

Verfasser: Matthias Köhler

1. Der Zusammenhang
Zeitlich liegt dieses Ereignis in Kapernaum vor dem Ereignis in Nazareth (Lk 4,14-30).
Thematisch folgt auf die Predigt in Nazareth, in der Jesus für sich Messianität in Anspruch nahm, die Bestätigung, dass Jesus wirklich der Christus (= hebr. Messias) ist.

2. Biblische Parallelen
Jes 35, besonders V. 5+6
Andere Parallelen: siehe unter 4. Einzelerklärung

3. Der Aufbau des Textes
I 31-37: Heilung eines Besessenen
31: Lehre Jesu
32: Reaktion des Volkes: Erstaunen über seine Vollmacht
33-34: Der Dämon und sein „Messias-Zeugnis“
35: Vollmächtiges Reden Jesu
36-27: Reaktion des Volkes: Entsetzen über seine Vollmacht. Verbreitung der „Kunde“.

II 38-39: Heilung des Schwiegermutter des Simon
38: „sie baten für sie“
39: Jesus bedrohte das Fieber. „Sie aber stand sogleich auf und diente ihnen“.

III 40-41: Mehrere Heilungen und Dämonenaustreibungen
40: Heilungen
41: Dämonenaustreibung mit „Messias-Zeugnis“

IV 42: Jesus sucht die Stille

V 43-44: Jesu eigentlicher Auftrag

4. Einzelerklärungen
Sie sind im Wesentlichen eine Zusammenfassung des Kommentars zum Lukas-Evangelium von Gerhard Maier, Hänssler Verlag, Holzgerlingen.

V. 31
Kapernaum wird in Mt 9,1 Jesu „eigene Stadt“ genannt. Dort war ein Zentrum seines Wirkens.

V. 32
Interessant, dass das Erstaunen weniger seinen Wundern als seiner Lehre galt! Jesu Wort war und ist immer wichtiger als seine Wunder!

Die Vollmacht Jesu lag darin, dass er die Worte Gottes aussprach. So ist es bis heute geblieben: Nicht der oder jener Prediger ist vollmächtig, sondern das Wort Gottes, das er verkündigt!

V. 33
„Geist eines unreinen Dämons“. Das nehmen wir ganz wörtlich und tun nicht so, als hätte man das heute eine „psychische Erkrankung“ oder eine „Geisteskrankheit“ genannt. Sicher hat man früher zu schnell von Besessenheit geredet, wo tatsächlich nur ein (evtl. organischer) psychischer Defekt vorhanden war. Uns scheint aber, dass man heute eine echte dämonische Besessenheit oft gar nicht mehr in Betracht zieht. Da rechnen wir mit den in der Bibel gezeigten geistlichen Realitäten.
Andererseits finden wir in manchen geistlichen Richtungen eine übertriebene und unnüchterne Sicht über Dämonen, die die Christen u. U. selbst in den Einfluß unguter Geister bringt.

V. 34
„Was haben wir mit Dir zu schaffen“. Wer sind die „wir“? Der Dämon versteht sich offensichtlich als Vertreter all der Dämonen, die durch das Kommen Jesu beunruhigt wurden. Sie wollen mit Jesus nichts zu schaffen haben.

„Nazarener“ meint einmal, dass Jesus aus Nazareth kam. Dann erinnert dieser Ausdruck aber erstens stark an den „Nasiräer“, wie er in 4. Mose 6 beschrieben ist. Solch ein Gottgeweihter war z.B. Simson (Ri 13ff). Zweitens erinnert der Begriff an den Sproß aus der Wurzel Isais (Jes 11,1), der hebr. „Nezer“ hieß.

„…zu verderben“. Der Dämon ahnt genau voraus, was kommen wird! Das ist eine herrliche Botschaft, die da schon durchschimmert: Ja, Jesus kam, um den Teufel und seine Engel zu verderben! (vgl. z.B. 1. Joh 3,8 und Offb. 20)

„Ich kenne dich, wer du bist: der Heilige Gottes.“ Erstaunlich: Die Dämonen sprechen in der Bibel oft das deutlichste Messiaszeugnis aus! Sie wissen, mit wem sie es zu tun haben. Wir Menschen sind oft blind für die unsichtbare Welt, die Dämonen nicht!

„Der Heilige Gottes“ ist Bezeichnung für den Hohenpriester (Ps. 106,16). Der Messias ist der(!) Hohepriester, deshalb ist „Heiliger Gottes“ ein Messiastitel.

V. 35
Ein Wort Jesu genügt, und der Teufel muss gehen, ohne dem geplagten Menschen einen Schaden zu hinterlassen. Wenn man heute manchmal von harten Kämpfen und Exorzismen hört, muss sich das mit den Teufelsaustreibungen Jesu messen lassen. Manche Exorzismen sind vielleicht okkulter als die Belastung selbst. Wo Jesus am Werk ist, muss der Mensch nicht diskutieren oder ringen. Wir müssen uns hinter Jesus bergen und ihn handeln lassen – und ihm genügt ein Wort!

V. 36
„Was ist dies für ein Wort“. Wir hätten vielleicht eher die Frage erwartet: „Was ist das für ein Wunder“. Wieder ein Hinweis, dass das Wunder nicht entscheidend ist. Im Wort liegt die Kraft – im Wort Gottes.
Dieses vollmächtige Wort zeichnet Jesus vom AT her als Messias aus: vgl. 5. Mose 8,15; Jes 11,2; 42,6f; 61,1ff)

V. 38
Im Haus Simons (= Petrus, Mt. 8,14f) lebte Jesus eine ganze Zeit lang. Selbst dort, in der Umgebung Jesu, gab es Krankheit. Darüber dürfen uns die vielen Heilungen Jesu in dieser Zeit nicht hinwegtäuschen. Auch in der Nähe Jesu, in der Gemeinde, gab und gibt es Krankheit.

„sie baten ihn für sie“ = Echte Fürbitte

„hohes Fieber“: Durchaus eine gefährliche, schwer heilbare und u. U. tödliche Krankheit.

V. 39
„Jesus gebot dem Fieber“: Wieder ist es ein Wort, mit dem Jesus heilt!

V. 40
Sonnenuntergang: Bei Sonnenuntergang endet der Sabbat (vgl. V. 31). Einen Kranken tragen war am Sabbat nicht erlaubt.

Da kommen die Kranken zu Jesus wie die Mücken zum Licht. „Ein Elendszug der gefallenen Schöpfung“. Hier wird deutlich, wie kaputt die Welt ist, und wie sie Hilfe bei Jesus findet!

„legte jedem… die Hände auf und heilte sie“. Jesus wendet sich jedem einzelnen persönlich zu. Er hätte auch alle auf einmal mit einem Wort heilen können. Er kommt zu jedem Einzelnen. Welch eine Menschenliebe!

V. 41
„auch Dämonen“: Schon da werden Kranke von Besessenen unterschieden. Müssen wir auch tun!
Auch hier zeigt sich, dass die Dämonen über Jesus ganz genau Bescheid wissen.
Warum befahl ihnen Jesus zu schweigen? Gerhard Maier antwortet: „Weil er keine Verkündigung der guten Nachricht durch die Dämonen wollte. Nur Glaubende sollten sie verkündigen.“

V. 42
Jesus sucht nicht den Triumph und das Gefeiert-Werden. (Warum heißen Liederbücher: „Feiert Jesus“ – und nicht: „Glaubt an Jesus“ o.ä.?? – Jesus verließ oft die Orte und Versammlungen, die ihn feiern wollten! Vgl. Joh 6,14f))
Wir können hier von Jesus lernen: Nach geistlichen „Erfolgen“ ist es umso wichtiger, in der Stille Gott zu suchen, um vor Stolz bewahrt zu werden, die rechte Sicht von ihm zu empfangen und den nächsten Auftrag.

V. 43
„muss“: Das ist das muss des göttlichen Heilsplanes. Er kennt ihn aus der Schrift und aus dem Gebet. Davon, diesen Plan auszuführen, hält Jesus nichts ab: Keine Sympathien, keine Erfolgserlebnisse, keine „offenen Türen“ an einem Ort. Er gehört als Messias ganz Israel.

5. Die Spitze des Textes
Jesus ist der Vollmächtige Christus. Das wird durch seine Worte und Taten belegt. Die Worte Jesu wirken, wozu sie gesandt sind!

6. Der Text heute
6.1. Es gibt viele leere Worte, die nichts bewirken. Das Wort Gottes ist in sich selbst wirksam! Wer daran glaubt, sitzt anders im Gottesdienst und liest anders die Bibel! Wir wollen dem Wort Gottes alles zutrauen, gerade heute!

6.2. Mit Dämonen zu rechnen ist auch in unserer aufgeklärten Zeit realistisch. Andererseits wollen wir keinen unnüchternen Umgang mit bösen Geistern praktizieren. Auch in der Seelsorge nicht. Wir müssen nicht gegen Dämonen ringen oder ihnen gebieten. Wir haben einen Herrn, der auch die Dämonen besiegt hat. Ein Wort von ihm(!) genügt.

7. Material und Gliederung zur Predigt

Man kann viel von sich behaupten. Was man ist, was man kann. Nicht wenige Hochstapler haben großes von sich gedacht. Nicht wenige haben sich selbst als Messias gesehen oder wurden von anderen als ein solcher bejubelt. Aber irgendwann kommt’s zum Schwur: Man muss zeigen, was dahinter steckt.

Die Ereignisse in unserem Text sind dazu da, dass Jesus zeigt – und nicht nur sagt: Ich bin der Christus!

Deshalb die Überschrift: Jesus ist der Christus

1. Bestätigt durch die Kraft seines Wortes.
Das springt in diesen Versen geradezu ins Auge: „Sein Wort war mit Vollmacht“ (V. 32); „Was ist das für ein Wort?“ (V. 36); „er bedrohte das Fieber“ (V. 39); „Ich muss … verkündigen“ (V. 43); „Er predigte…“ (V. 44). Das Wort war offensichtlich die Hauptsache im Dienst Jesu.
Das neue bei Jesus, das allen auffiel, war: Sein Wort hat Vollmacht. D.h. sein Wort bewirkt, was es sagt. Das kennen wir aus der Schöpfung („Es werde Licht, und es ward Licht“). Das kennen wir aus dem alten Testament („Das Wort Gottes geschah zu …“). Wo ein Wort Gottes gesprochen wird, passiert etwas! Da werden Herzen verändert, da weichen Krankheiten und Dämonen, da wird Vergebung Wirklichkeit, da verbreitet sich Heil.

Das ist der Grund, warum wir Bibellesen oder uns im Gottesdienst eine Predigt anhören. Nicht in erster Linie, weil wir hinterher mehr wissen, sondern weil Gottes Wort wirkt. Das ist auch der Grund, warum in allen Versammlungen, egal ob Kinderstunde, Jungschar, Teenkreis, Jugendkreis, Frauenstunde, Mutter-Kind-Kreis usw… das Wort Gottes im Mittelpunkt steht: Weil es wirkt, was es sagt. Dagegen bleiben unsere eigenen Worte leer.

Vor Kurzem saßen wir zusammen und fragten uns, wie man die Christen zu mehr Verbindlichkeit in ihrem christlichen Lebensstil anhalten kann. Uns war klar, daß wir durch unsere Appelle weder uns noch andere verändern können. Soll man deshalb in einer Predigt keine Appelle mehr an die Zuhörer richten, so überlegten wir. Die Antwort kann nur heißen: Doch! Nicht weil unsere Appelle etwas ausrichten, sondern weil Gottes Wort Macht hat, Wirklichkeit zu schaffen!

Warum ist unser Wort heute oft so „vollmachtslos“? Machen wir etwas falsch?
Gerhard Maier gibt folgende Antwort: „Erstens sind Jesu Worte und Taten dazu da, dass sie die Messianität Jesu aufdecken… Die Gemeinde Jesu aber ist dazu da, daß sie die Sündenvergebung in die Welt hinausträgt, und nicht dazu, daß sie den Menschen groß und mächtig erscheint… Zweitens vertrauen wir viel zu sehr auf eigene Anstrengungen statt auf das Wort und die Kraft Jesu… Drittens reden wir oft nicht das, wozu uns Jesus gesandt hat, sondern über irgendwelche Dinge, die uns gerade beschäftigen, ohne daß wir dafür Verheißungen hätten.“

2. Bestätigt durch die Kraft über böse Mächte
Das ist eine frohe Botschaft, die wir weitersagen müssen: Auf Golgatha hat Jesus den Sieg errungen über Tod, Teufel, Sünd und Hölle. Das zeigt sich schon bei den Ereignissen des heutigen Textes.
Auch heute gilt uneingeschränkt: Jesus hat macht über böse Geister und finstere Mächte. Das dürfen wir triumphierend in Anspruch nehmen. Wir warnen vor einer unnüchternen Dämonologie. Nirgends steht in der Bibel, daß Dämonen Territorien in Besitz halten, oder in Häusern wohnen. Schon gleich gar nicht, dass Christen besessen sein können. In den Nachfolgern Jesu lebt Jesus selbst – da bleibt kein Platz für einen Dämon! Das Gegenmittel gegen okkulte Besessenheit bei Nichtchristen ist: Sich aus dem Bereich der Finsternis in den Bereich des Lichtes des Sohnes Gottes zu begeben. Das nennen wir Bekehrung. Das Gegenmittel gegen okkulte Belastung bei Christen ist: Sich gewiss zu machen, dass wir Kinder Gottes sind, im Machtbereich des Lichtes leben, und daher die Finsternis kein Recht auf uns hat.
So begegnen wir finsteren Mächten, nicht, indem wir uns auf einen Kampf mit ihnen einlassen. Jesus hat gekämpft, und hat gesiegt. Diesen Sieg nehmen wir für uns in Anspruch.

3. Bestätigt durch die Kraft über Krankheit V. 38-39
Jesus zeigt sich auf die Fürbitte hin als der mächtige Messias. Er kann auch Krankheiten bedrohen, dass sie weichen. Auch heute.
Echtes Gebet schließt sich aber immer in den Willen Gottes ein und zwängt ihm nicht den eigenen auf.
Trost in Krankheit ist: Jesus kann heilen! Wenn er’s tut, freuen wir uns. Tut er’s nicht, ist es uns Trost, weil wir wissen: Er könnte, wenn er wollte.
Wir wollen eine einfältigen Umgang mit dem Gebet für die Kranken haben: Kranke sollen sich melden, dass die Gemeinde auch davon weiß und beten kann. Kranke sollen auch Verantwortliche aus der Gemeinde rufen, die dann nach gegenseitiger Seelsorge für den/die Kranke(n) beten. Nach Jak. 5 hat das große Verheißung. Gut, dass das bei uns immer mehr so angenommen wird, wie’s da steht – ohne Gott zwingen zu wollen.

4. Seine Kraft kommt aus der Stille
Jesus war wohl der wichtigste Mensch damals – mindestens für die Schwachen und Kranken. Wenn wir heute heilen könnten, müssten wir diese Fähigkeit zum Wohl der Menschen rund um die Uhr einsetzen. Jesus musste das nicht. Die Gemeinschaft mit dem Vater war ihm genauso wichtig (oder wichtiger) wie das Heilen von Menschen. In der Stille bekommt Jesus neue Ausrichtung, neue Beauftragung, Schutz vor Hochmut und Stolz, Schutz davor, sich dort zu heimisch zu fühlen, wo er angenommen ist.
Sein Auftrag ist nicht: Dort zu bleiben, wo man begeistert ist von ihm, sondern auch in den anderen Städten das Evangelium zu verkündigen, damit das Reicht Gottes wächst.

Wo wir die Stille mit Gott suchen,
* wachsen nicht nur Gemeinden, sondern auch das Reich Gottes.
* werden wir bei Erfolgen nicht stolz
* sehen wir den Auftrag Gottes, der uns weiterführt noch, auch wenn uns die schönen Erlebnissen zum bleiben verlocken.
* hören wir Gott die Worte reden, die wir weitersagen sollen. Und nur diese Worte, die von Gott kommen, haben voll macht.