Monatsthema: Gott finden – mit geheiligtem Leben.
Predigtthema: Heilig dem Herrn.
Bibelstelle: 1.Thessalonicher 4,1-12
Verfasser: Dr. Heiko Krimmer
45. Predigthilfe
Heilig dem Herrn 1. Thessalonicher 4,1-12 zum 1.10.2000
1. Zusammenhang
Im zweiten Hauptteil des Briefes übt der Apostel Seelsorge an der Gemeinde und betont die Heiligung: ein Leben, das Gott gefällig ist und vor Menschen ehrbar.
2. Biblische Parallelen
In all seinen Briefen hat Paulus einen ethischen Teil, in dem er seelsorgerlich ganz praktische Anweisungen zu einem Leben in der Heiligung gibt. Vgl. Römer 12-15; 1. Kor. 5-8; 2- Kor. 6-9; Gal. 4-6 etc.
3. Der Aufbau des Textes
V. 1+2: Erinnerung an die mündliche Verkündigung des Apostels zur Heiligung
V. 3-8: Heiligung im Bereich der Geschlechtlichkeit und des Besitzes
V. 9-10: Die brüderliche Liebe
V. 11-12: Der ehrbare Lebenswandel
4. Einzelerklärungen
V. 1: Der Apostel „bittet“ und „ermahnt“. Die Bitte bestimmt den Ton des Ermahnens (wörtl.: ermunternd zurufen). Hier ist keine autoritäre Anordnung, wohl aber eine Bitte „in dem Herrn Jesus“. Das ist die Autorität, die hinter solcher eindringlicher Bitte steht. Die Thessalonicher wissen um die Linie der Heiligung. Paulus hat es ihnen schon mündlich verkündigt. „Empfangen“ bezeichnet hier die Weitergabe und Annahme des Evangeliums. Ein Leben, Gott „zu gefallen“, wörtl.: mit Gott zusammengefügt. Die Gemeinde lebt auch danach, aber sie sollen „immer vollkommener“ werden, wörtl.: „dass ihr mehr Fortschritte macht“.
V. 2: „Ihr wisst“ = Paulus erinnert an seine mündliche Predigt. „Gebot“ (aus dem militärischen Bereich) wörtl.: Befehlsausgabe im positiven Sinn – hier etwa: wie ihr richtig im Kampf gegen die Sünde bestehen könnt. „Durch den Herrn Jesus“, wieder setzt Paulus die Autorität Jesu Christi; nicht die eigene. „Durch“ bedeutet aber auch: der Apostel beruft sich auf die ethischen Anweisungen Jesu selbst (vgl. Mt. 5, 21ff).
V. 3: Eure Heiligung ist es, die Gott will, die darin besteht, dass ihr euch fernhaltet von Unzucht. Heiligung, im Sinn von: Gott zu gefallen = in engster Gemeinschaft mit ihm leben. „Unzucht“ ist biblisch jede Form von Sexualität ausserhalb der Ehe; „meiden“ meint die radikale Abkehr von solchem Tun.
V. 4: Auch in der Ehe steht die sexuelle Gemeinschaft unter dem Vorzeichen der „Heiligkeit“. Zu verstehen als wirkliche Ganz-Gemeinschaft und Ehrerbietung im Sinne von: dass der andere nicht entehrt wird – nur Befriedigung meiner Lust -, sondern dass der eheliche Geschlechtsverkehr den andern „zu gewinnen sucht“, wörtl.: „einander besitzen“, im Sinne von gegenseitiger ganzer liebender Hingabe.
V. 5: „Gierige Lust“ – wörtl.: im Brennen der Begierden.
V. 6: Gerade in der ausufernden Sexualität spielt Geld eine entscheidende Rolle. (So ermöglichte eine große Spende für den Götzentempel etwa eine Nacht mit einer sogenannten „heiligen“ Tempelhure). Sex und Geld als „unheilige“ Allianz. „Zu weit gehen“ – wörtl.: einen Übergriff begehen = Gottes Gebot verlassen; den Bruder übervorteilen im Sinne von, ihn überlisten (vielleicht durch Ehebruch mit dessen Frau), Handel – wörtl.: “Praxis“ = Tun, Handeln etc. Christen leben in ihrem Tun unter dem Horizont der Wiederkunft Jesu und dem dann geschehenden Gericht, so hat es Paulus der Gemeinde schon in seiner mündlichen Verkündigung bezeugt. „Rächer“ = der das Recht herstellt; „bezeugen“, wörtl:: Lebenszeugnis = mit dem ganzen Leben verdeutlichen.
V. 7: „Berufen“ – wörtl.: herausrufen, im Sinne von „auf einen neuen Weg rufen“. Der alte Lebensweg ist die „Unreinheit“ – wörtl.: mit Flecken, auch: verwischt, unecht. Der neue Weg ist die Heiligung = ganz mit Gott leben, nach seinem Willen.
V. 8: „Verachten“ – wörtl.: nicht annehmen, verwerfen. Wer Gottes Gebot verwirft, sündigt gegen Gott selbst; er „betrübt“ den Heiligen Geist, der ihm von Gott doch gegeben ist.
V. 9: Eben dieser Geist befreit zur Bruderliebe. Das ist die erste Geistesfrucht (vgl. Gal. 5, 22). Diese Liebe kann man nicht lehren, sie ist „gottgelehrt“, eben im Sinne von, dass der Geist Gottes sie im Christen wirkt.
V. 10: Der Apostel lobt die Gemeinde: ihre brüderliche Liebe geht über den eigenen „Kirchturm“ hinaus. Gleichzeitig ermutigt er sie im Tun der Liebe „vollkommener“ zu werden – wörtl.: überfließen, zur ganzen Fülle kommen.
V. 11: Ihr Leben soll auch vor der Welt ehrbar sein. Setzt eure Ehre darein – wörtl.: wetteifern, im Sinne von: allen Eifer dafür einsetzen; stilles Leben – wörtl.: Ruhe halten, gemeint ist das bürgerliche Leben; sie sollen „das Eure schaffen“, im Sinne von „für den eigenen Lebensunterhalt sorgen und zwar mit eigenen Händen“, so hat es Paulus ihnen schon als er da war eingeschärft.
V. 12: „Ehrbar leben“ – wörtl.: in guter Haltung, im Sinne von „wohl anständig“. Die „draussen“, das sind alle, die nicht zur Gemeinde gehören, die nicht an Jesus Christus glauben. Christen sollen nicht faul sein und anderen auf der Tasche liegen – etwa die brüderliche Liebe ausnutzen.
5. Die Spitze des Textes
Christen leben in der Heiligung und in brüderlicher Liebe.
6. Der Text heute
a) Hier wird es konkret: Im Bereich der Sexualität und Geschlechtlichkeit. Die Bibel gibt klare Wegweisungen: die Sexualität ist Segensgabe für die Ehe, alles andere ist Unzucht. Scheuen wir uns nicht, hier auch ganz praktisch zu werden.
b) Das ist und bleibt das Kennzeichen der christlichen Gemeinde: die gelebte brüderliche Liebe. Wir sollen darin „überfließend“ werden.
c) Unser Leben wird von der Welt genau beobachtet. Es soll Zeugnis sein. Die drei Stichworte hier für unser bürgerliches Leben bleiben wichtig:
1. Ruhe halten. Wir sind keine Umstürzler – vgl. Römer 13, 1ff.
2. Ehrbar, anständig. Wir achten auch die staatlichen Gesetze.
3. Das Meine arbeiten = dass wir niemand zur Last fallen.
7. Beispiele und Verdeutlichungen
A) Die Gabe der Geschlechtlichkeit
a) Heiligung heißt wörtlich „Ausgesondert sein“, also ganz anders sein; ganz Gott zur Verfügung zu stehen, ganz mit ihm zu leben. Heilig sein ist nicht meine Qualität, sondern meine Beziehung.
b) Die Bibel nennt alle sexuellen Beziehungen ausserhalb (auch vor) der Ehe Unzucht.
d) In der ehelichen Sexualität gilt ein doppeltes: den andern gewinnen = sich ihm ganz hingeben und ihn nicht entehren, dass er nur Objekt ist. Es gilt: willst du glücklich werden, heirate nie, willst du glücklich machen, heirate sobald wie möglich.
B) Die Gabe der Gemeinschaft
a) Joh. 13, 34+35: Das Kennzeichen der Christen: die brüderliche Liebe.
b) Die Liebe lässt sich nicht lernen, nur der Geist Gottes in uns kann sie wirken.
c) Solche Liebe soll überfließen. Wer an der Liebe spart, verliert das ganze Kapital.
C) Die Aufgabe der Ehrbarkeit
a) Ein ruhiges Leben führen, das meint nicht Duckmäuser zu sein, sondern Christen helfen zum Frieden, leben Versöhnung und können auch bei Ungerechtigkeit gegen sich schweigen.
b) Arbeit ist eine Gabe Gottes, dass wir unser eigenes Leben erhalten und gestalten können.
c) Wir wollen niemand durch unsere Faulheit zur Last fallen. Konkret: Blaumachen auf Kosten des Arbeitgebers.
8. Material und Gliederung zur Predigt
Einleitung:
Das durchziehende Stichwort ist Heiligung. Heilig = ausgesondert für…, bezeichnet also die Gemeinschaft (mit Jesus, Gemeinde), in der ich lebe und die mein Leben verändert.
1. Heilig dem Herrn
Gott will unsere Heiligung, dass unser Leben immer mehr in Jesu Art hinein findet. Dazu gibt er uns seinen Geist und sein Gebot: hier V.2 im Sinne von Kampfanweisung gegen die Sünde. Das beginnt im Bereich der Sexualität. Alle sexuellen Beziehungen vor und ausserhalb der ehe nennt die Bibel Unzucht. Gerade hier: heilig dem Herrn, denn unser Leib ist ein Tempel des heiligen Geistes. Wo ich die biblischen Leitlinien zur Geschlechtlichkeit ablehne, trenne ich mich von Gott.
Für die Ehe gilt: Ich will den andern gewinnen, d. h.: mich ihm ganz hingeben. Praktisch: kein Geschlechtsverkehr, wenn einer nicht will. Und: ich will den andern nicht entehren. Praktisch. nicht eigene Lustbefriedigung, sondern gegenseitige Erfüllung.
Was für die Sexualität gilt, betrifft auch unsere Haltung zum Besitz und Geld. Sex und Geld oft als Allianz! Geld weckt Begierde. Wo wir Jesu Linien folgen finden wir Erfüllung. Willst du glücklich werden… (vgl. 7 A, c).
2. Heilig dem Bruder
Das ist das Kennzeichen der Christen: die geistgewirkte Liebe, besonders die brüderliche Liebe. Die kann ich nicht lernen, da muss ich den Geist wirken lassen. Wer Christ wird, wird Glied der Familie Jesu Christi, Glied am Leib; und da bestimmt die Liebe den Umgang miteinander. Diese Liebe ist Gottes-gelehrt: Er hat uns seinen Geist gegeben und dessen erste und bleibende Frucht ist eben diese Liebe.
Heilig dem Bruder, d.h.: ausgesondert zu ihm hin. Wir gehören durch die geistliche Geburt zusammen. Solche Liebe zueinander soll immer mehr zunehmen, überfließend werden. Wer an der Liebe spart, verliert sein ganzes Kapital.
3. Heilig vor der Welt
Es gibt ein „draussen“. Nicht: „alle Menschen werden Brüder“ (Schiller). Wer nicht an Jesus glaubt, lebt „draussen“, eben nicht in der Gemeinschaft mit ihm und so nicht in seiner Familie. Die „draussen“ sind uns nicht egal. Wir wollen sie mit unserem Leben aufmerksam machen und so auch gewinnen. Gerade auch im täglichen, bürgerlichen Leben: Christen sind nicht faul! Wir arbeiten und fallen niemand zur Last; wir nützen auch niemand aus (Bsp.: Krank feiern etc.). Wir helfen zum Frieden, leben Versöhnung, achten die staatlichen Gesetze und können auch Ungerechtigkeit einstecken.
Schluss:
Wir sind Heilige, nicht wegen unserer Qualität, sondern weil der Heilige Gott unser Herr ist.