Monatsthema: Leben aus der Beziehung zum Herrn
Predigtthema: In der richtigen Einstellung voneinenander leben
Bibelstelle: Matthäus 18,1-14
Verfasser: Eckhard Löffler
Vorbemerkungen
Es geht um die GEMEINDE. Schon Mt 16, 18 benutzt Jesus diesen Fachausdruck (1) für die „Herausgerufenen“. In Kap. 18 zweimal in V 17. Kap 18 zeigt die Grundbedingung für den Umgang in der Gemeinde: LIEBE UNTEREINANDER. Der Größte in der Gemeinde ist, wer am bereitwilligsten DIENT.
Erklärungen und Tipps:
V 1-5 Größer, wichtiger, einflussreicher, mächtiger: Das Grundtrieb der damaligen und heutigen Welt.
Das Ziel der „Herausgerufenen“ läuft absolut entgegengesetzt: Hinuntersteigen zu Schwachen und Armen.
Diese Richtung muss allerdings geübt und gepflegt werden.
Ein Kind wird Beispiel für den Typ eines schwachen, unwissenden, armen Geschöpfes. Denen gilt das besondere Interesse Gottes. Wer den Kleinsten aufnimmt, für ihn sorgt, identifiziert sich mit den Kleinen. DER Kleinste war Jesus von Betlehem bis Golgatha (Phil 2, 7ff).
Aber nicht nur Anspruchslosigkeit und Schwachheit! Kinder VERTRAUEN ihren Eltern (bis zu ersten Enttäuschungen…). Sie sorgen sich nicht um Probleme. Aussagen der Eltern sind erst einmal unumstößliche Wahrheit. Eltern kann man „uneingeschränkt beim Wort nehmen“, so wie Bibelleser Gottes Wort ohne Einschränkung für sich übernehmen können.
Kinder sind LIEBEBEDÜRFTIG, können sich „ohne“ nicht frei entwickeln.
Die Liebe der Christusnachfolger beginnt in der Regel beim Verständnis des Kreuzestodes Jesu. Kinder wissen allerdings bald, dass Liebe Gegenliebe hervorruft und leben dabei auf.
Kinder lernen von Älteren, – oft mehr, als diese beabsichtigen. U. a. auch Kälte, Schroffheit, Eingeschnapptsein, Unfreundlichkeit, Hartherzigkeit, detektivische Verfolgung der Schuld Anderer und Nachtragen
Kinder kennen keinen Standesgeist (2)
Und erwachsene Gotteskinder?
V 6 Wichtig ist Jesus nicht das Alter des Kindes, sondern seine innere Haltung.
„Anstoß geben“, s. auch 1. Ko 1, 18. (3)
Mühlsteine waren Schwergewichte. (4) Der Tod durch Ertränken war den Juden allerdings ein Gräuel. (5)
V 7 Unser Leben findet in einer Welt der Irrtümer und Sünden statt.
V 8f Alter und neuer Mensch ringen auch im Wiedergeborenen um die Herrschaft. Jesus weiß allerdings, dass auch die Amputation nicht vor weiterer Sünde schützt. Auch Krüppel und Blinde erleben die Macht der Sünde. (6) Nur die Wiedergeburt (Jo 3, 3ff) und das immer neue Sich-Ausliefern in Gottes Hände bringt neues Leben. Und das steht über jedem Lebensstandard, über Gesundheit und Lebenslänge.
V 10 „Seht zu!“ ruft zur Aufmerksamkeit und Tätigkeit. Jesus-Nachfolger sind „Schirmherren“ der Unbeachteten, Kleinen, Bedrückten. (7) Versorger und Beschützer der Hilfsbedürftigen. (8)
V 11 Die Sorge für die „Kleinen“ überträgt Gott neben seinen Engelscharen (z. B. Begriff „Schutzengel“) auch seiner Gemeinde. (9)
Dieser Vers steht erst in späteren Handschriften (siehe Anmerkungen in Luther und Elberfelder Übersetzungen), passt aber gut in den Zusammenhang.
V 12 Neben der SORGE für die Hilfsbedürftigen hat die Gemeinde den Auftrag, Verlorenen und Verirrten NACHZUGEHEN mit dem Ziel, sie zurückzuholen (Gal 6, 1). Ein blühender Zweig der Gemeindearbeit oder Brachland?
V 13 Anderen Menschen wieder auf den richtigen Lebensweg zurück zu helfen gehört zwar in den unpopulären Bereich der Seelsorge, aber auch zu den ganz großen Freuden im Leben von Jesusleuten. (10)
V 14 Gott will ALLE retten (1. Tim 2, 4), wobei ihm offenbar die Schwachen und Kleinen besonders am Herzen liegen. Christus wurde auch deshalb NOCH kleiner, um jeden zu erreichen (Phil 2, 6ff). Jeder Einzelne ist ihm wertvoll. Gott begegnet seinen Geschöpfen, besonders allen Menschen mit WERTSCHÄTZUNG.
Vorschlag einer Gliederung der Gedanken für eine Predigt:
1. Verachten (V 10): Gegenteil von BEachten. Wer die Kleinen (auch Kids und Teens) nicht beachtet, steht ihnen leicht im Weg. Welche Würde lassen wir den Geringen zukommen? VERachten kann heute sehr verdeckt geschehen: Indem wir sie „wohlwollend“ (?) ihren Trends überlassen, d. h. sie sitzen lassen.
Im letzten Jahrzehnt haben die Jungen wieder neu Zugang zur Gemeinde gefunden. Werden sie nur BEachtet, oder stehen wir in der Gefahr zu VERachten, dass sie bei uns den Vater im Himmel kennen lernen sollen? Eine Ignorierung (MISSachtung) trägt nicht dazu bei, sie offensiv für die Ewigkeit einzuladen.
2. Verführen (V 6f): Zum Abfall verführt! Weh der Welt… – der Verführungen wegen! Ziel aller Verführungen ist der Abfall von Gott, Gott vergessen.
Was stellen wir an, um junge Leute (wieder) für den Herrn zu gewinnen. Verführt sind sie schon.
Ohne glaubwürdige Zeugnisse, ohne Orientierungspunkte und Erklärung von Werten bleiben sie sich überlassen. Und damit tragen Christen Mitschuld an der Verführung.
3. Verloren (V 14): Gott will kein Verlorensein. Auch hier findet sich versteckte Verlorenheit, die sich hinter eingeübter Selbstinszenierung verbirgt. Der Zeitgeist meint: Ich inszeniere mich selbst. Inszenierte Shows wie „Big Brother“ oder „Deutschland sucht den Superstar“ verleiten auch Junge, sich komplett zu outen. Die große Mehrheit der Interessierten erwarten Leere und Sinnlosigkeit.
Bestimmt der Liebeswille Gottes noch unseren Verstand, auch Wille, Gefühl, Kreativität und Einsatzbereitschaft? Vielleicht stimmen unsere Motive noch, aber die Praxis passt nicht dazu?
4. Aufnehmen (V 5): Kinder aufnehmen ist immer ein Risiko. Die einschlägige Musik wird lauter. Der gewohnte Lebensablauf ist gestört. Sie wollen gehört und beachtet werden.
„Wer ein solches Kind aufnimmt, nimmt mich auf!“ Zum Aufnehmen von jungen Menschen gehört das Zeitlassen für Umstellungen. Ihnen „gutgläubig“ Zutritt zu lassen ist ein Christusgeschehen in dieser Welt.
Im Anderen begegnen wir Jesus! Er ist auch als Träger der Nähe Gottes vorgesehen, sein vorgesehenes Kind, Gottes Adoptionskandidat.
Das Geheimnis hinter diesen Sätzen Jesu erfahren wir erst beim Tun.
Gliederungsvorschlag 1 (z. T. nach Gerhard Maier)
1. Jesus kennt keine Rangunterschiede
2. Jesus will den Glauben der Jünger bewahren
3. Jesus will die Würde der Jünger schützen
4. Jesus befiehlt uns, dem irrenden Mitjünger mit Liebe nachzugehen
Gliederungsvorschlag 2 (Ludwig Hofacker, 1798 – 1828)
1. Jede einzelne Menschenseele ist Gott wichtig
2. Was sollen wir daraus lernen?
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Fußnoten
(1) Gemeinde war damals ein weltlicher Ausdruck. Die „Herausgerufenen“ (schon im AT hebr. „kahal“) bezeichnete den Kreis der wehrfähigen Männer auf dem Markt zur Beratung wichtiger Fragen.
Das NT enthält keine ausführliche Lehre von der Gemeinde. Jesus ist Haupt, Hirte, Eckstein u.v.a. mehr. Gemeindebilder sind Christusbekenntnisse, d. h. Gemeinde darf nicht sich selber leben (Mt 5, 13f).
(2) Professorenkinder können unvoreingenommen und gern mit Kindern des Hausmeisters spielen.
(3) Anstoß, griech. „Skandalon“ stammt aus der Jägersprache. Das „Stellholz“ stützte eine hochgestellte Kiste, unter der Lieblingsfutter des erwünschten Beutetiers gestreut war. Das Tier musste nur einen kleinen ANSTOSS geben, um die Kistenfalle zuschnappen zu lassen. Anstoß = Skandal.
(4) Dieser Mühlstein war größer als der Stein normaler Handmühlen. Esel drehten ihn im „Kreisverkehr“ um eine feste Achse.
(5) Tod durch Ertränken war für Juden anstößig, nicht vorstellbar.
(6) „Wenn man den Schrecken der Ewigkeit wegnimmt, so wird eine Nachfolge Christi im Grunde zur Phantasterei. Denn nur dieser Ernst der Ewigkeit kann einen Menschen dazu verpflichten, aber auch dazu bewegen, so entscheidend zu wagen und zu verantworten, dass er es tut. Es soll Himmel und Hölle gelten – und aus DEM Grund ihm nachfolgen wollen, um gerettet zu werden: Das ist ERNST.“ (Sören Kierkegaard)
(7) Schirmherren sind prominente, wichtige Personen (evtl. auch Gotteskinder…), die Personen, Werke oder Veranstaltungen mit dem, was in ihrer Macht steht, positiv begleiten und schützen.
(8) Adolf Schlatter: „Welch weite und große Arbeit hat Jesus in den Versen 5-7 seiner Gemeinde gezeigt, dass er sie zur bescheidenen Niedrigkeit herabgebeugt hat! Er hat ihr die Sorge für die kleinen Menschen anvertraut, hat sie zu ihrem Beschirmer bestellt, dass sie das Böse ihnen erspare, und hat ihr den Kampf gegen das Ärgernis zur Pflicht gemacht, der nie endet, weil es kommen muss und doch nicht kommen kann, ohne dass der, der es bringt, daran verdirbt. Da wird uns der Raum zum unermüdlichen Fleiß und zum heldenhaften Mut gegeben! Es liegt eine große prophetische Kraft in den Worten; denn wir haben oft erlebt, wie die regierende Kirche, die sich groß dünkt vor Gott, das Kleine zertrat und Ärgernis hervorbrachte.“
(9) Adolf Schlatter: „Für dieses Amt ist Gottes Ohr stets wach. Es ist ein wunderbarer Blick in den Himmel, den uns Jesus damit erschließt, indem er uns die hohen, heiligen Engel Gottes, die vor seinem Thron stehen und in seine Herrlichkeit hineinblicken, zugleich mit den kleinen Gliedern unserer menschlichen Gemeinschaft verbunden zeigt. Gottes Auge sieht stets mit hellem Blick der Liebe auch das kleinste Menschenkind. Das sagte Jesus auch den Jüngern zum Trost und zur Erweckung ihres freudigen Glaubens. Sie dürfen auch für sich dessen gewiss sein, dass sie für die Sorgen ihrer Liebe, die sich um die Kleinen müht, stets den offenen Zugang zu Gott haben. Solcher Dienst gibt das Eintrittsrecht zu Gottes Thron. Wir lernen durch dieses Wort auch etwas von der Seligkeit Jesu verstehen! Seine Arbeit auf Erden war ein Dienst am Kleinen. Das hat ihn aber nicht aus der Gemeinschaft mit dem Vater herabgeführt. Vielmehr eben als Diener der Kleinen sieht auch er das Angesicht seines Vaters jederzeit.
(10) Und gehört zu den besonders zarten, schutzbedürftigen „Pflanzen“. Gut gemeinte Sätze wie „Wir haben Sie hier lange nicht gesehen!“ oder „Schön, dass Sie auch wieder mal da sind!“ – oft von Leuten formuliert, die dem Verlorenen eben NICHT aktiv in Liebe nachgegangen sind – können die Neuanfänge leicht wieder zerstören.