Monatsthema: Christus – das Geheimnis Gottes.
Predigtthema: Christus mit uns.
Bibelstelle: Kolosser 2,20-23
Verfasser: Albrecht Wandel
1. Zusammenhang
Der ermahnende Teil des Kolosserbriefes kommt mit diesem Abschnitt zum Ende. Paulus hatte im ersten lehrhaften Teil den Irrlehren, die in Kolossä verbreitet wurden das „Christus“ allein“ und das „alles durch Christus“ vor Augen gestellt. Nun, in Kap. 2, spricht er konkrete Dinge an, bei denen die Gemeinde vorsichtig sein soll, damit sie nicht den gefährlichen Irrlehren verfällt. Paulus stellt sozusagen „Warnschilder“ auf, die durch konkrete Anlässe in Kolossä notwendig wurden.
Im dritten Teil des Briefes wird Paulus konkret nach vorne blicken und den Gläubigen Mut zu einem Leben machen, das in Christus verwurzelt ist. Es beginnt also in Kap. 3 der Praktische Teil des Kol.
2. Biblische Parallelen.
Mt.15,3-9 Jesus im Gespräch mit den Pharisäern über Gottes Gebot und menschliche Satzungen.
Mt.23,27-28 Jesus vergleicht die Pharisäer mit „getünchten Gräbern“, die innen voller Verwesung sind.
Mk.7,19 Speisen können den Menschen nicht verunreinigen. Sie gehen in den Bauch und dann in den Abort.
Röm.7,4-6 Durch Christus Freiheit vom Gesetz.
Gal.4,3.9-12 Warnung vor Rückfall unter die Knechtschaft der Mächte dieser Welt.
3. Der Aufbau des Textes.
2,20 Mit Christus Gestorbene leben frei von den Gesetzlichkeiten die in der Welt gelten (Achtung: damit sind nicht die Gesetze gemeint, die das zwischenmenschliche Zusmmenleben regeln, sondern die Satzungen, die dem Menschen zur Erlangung des Heils dienen sollen).
2,21-22 Die Überbewertung und Versklavung unter vergängliche Dinge und Regeln gefährden unsere Christus-Beziehung und unsere Freiheit, die wir in Christus haben.
2,23 Menschliche Lehren und Regeln im Gewand der Frömmigkeit dienen der Selbstrechtfertigung und der Selbstgerechtigkeit.
4. Einzelerklärungen.
V. 20
„Mächte der Welt“: die bestimmenden Elemente in dieser Welt, das was diese Welt prägt. Die prägenden Elemente dieser Welt sind: a) die Sünde, d.h. die Gottesferne und damit das „sich-selbst-leben“ der Menschen. b) Das Versklavtsein der Menschen unter ihre eigenen Regeln und Zwänge, die sie sich geben müssen, wenn sie in der Gott-losigkeit leben.
„gestorben“: wörtl. „weg von etwas gestorben sein“
=> Wer mit Christus zusammen gestorben ist (Kol.2,11-12), der ist weggestorben von dieser Welt, endgültig getrennt von dem, was diese Welt bestimmt.
Heiko Krimmer benützt ein sehr anschauliches Bild: „Wir sind nicht mehr Risch, dessen Lebenselement das Wasser ist (die Sünde als das Wasser), sondern wir sind Menschen und leben auf dem Lend. Unser Lebenselement ist die Luft (der Heilige Geist).“
Paulus geht so weit, dass er von einer „neuen Schöpfung“ spricht (2.Kor.5,17).
„Satzungen auferlegen“: hier steht im Griech. das Wort „dogmatizo“ = „sich etwas verordnen lassen, sich Satzungen auferlegen lassen bzw. sich solchen zu unterwerfen“. Wir merken, der Gedanke der Last, des Unterwerfens unter diese Last, der Versklavung unter diese Lehren steckt in diesem Wort drin. Der Mensch, der in dieser Welt getrennt von Gott lebt, versucht durch moralische, asketische und philosophische Lehren und Regeln sich und seinen Mitmenschen einen „dogmatischen Selbst-Erlösungsweg“ zu schaffen. Dies führt zur Religion, die den Menschen nicht frei macht, sondern immer mehr knechtet. Die Irrlehrer in Kolossä sind dabei eine christliche Religion, einen christlichen Selbsterlösungsweg zu schaffen, in dem zwar Christus noch vorkommt, aber eben nicht als der alleinige Weg der Erlösung.
Merken wir: Mit Jesus gestorben sein und religiöse Erlösungsregeln befolgen ist ein Widerspruch in sich selber!
V.21
Auch der durch Christi Tod erlöste und von der Sünde befreite Mensch kann wieder nach Regeln „lechzen“ und für sich und andere solche Regeln aufstellen. Allerdings: Christliche „Regel-Wütigkeit“ ist ein Kennzeichen der Entfernung von Christus und dem biblischen Wort und damit ein Warnsignal! Gemeinde, die alles durch „Zusatz-Satzungen und -Ordnungen“ zu regeln versucht, ist auf dem Weg, sich von ihrem Herrn und seinem Wort zu entfernen und sich wieder der Welt gleichzustellen, mögen die Regeln noch so fromm und weise klingen.
„nicht“: Kennzeichen solcher „Zusatzregeln“ ist oft ihr „nicht-Charakter“. Sie formulieren, was ein Christ nicht darf. Solche „nicht-Regeln“ sollten uns zur Überprüfung in Gottes Wort treiben.
Die Frage „Was darf ein Christ nicht?“ ist ein Widerstpruch in sich selbst und kann eigentlich so nicht gestellt werden. 1.Kor.6,12 gibt hier die Richtung vor.
Manche Ausleger sehen unter „anfassen“ und „anrühren“ keinen Unterschied. Es ist jedoch ein Gefälle erkennbar: „Anfassen“ bedeutet ein aktives und entschlossenes Zugreifen, „anrühren“ ein leichteres nur in Berührung kommen. Hier schwingt das „Unreinverständnis“ des Judentums und auch anderer REligionen mit, die von einer „machtbesessenen“ Wirkung der Dinge ausgehen. Dinge besitzen jedoch keine Heil oder Unheil schaffende Kraft. Speisen und Gegenstände sind für die Gläubigen im geistlichen Sinn nicht gefährlich. In den Religionen werden oft Speisen und Gegenstände als „heilig“ verehrt, selbst oder gerade auch in christlichen „Religionen“ ist dies anzutreffen. Mit der „Heiligsprechung“ von Vergänglichem zieht die Angst und damit die Unfreiheit wieder in die Menschen ein. Das Irdische bekommt wieder eine ungeahnte Mächtigkeit über den Gläubigen und Christus wird wieder sehr klein gemacht! Paulus stellt hier klar: Speisen und Gegenstände sind nicht heilig.
V.22
„verbraucht und verzehrt werden“: Das ist fast schockierende Nüchternheit: das für heilig oder unheilig erklärte wird als „verrottbar“, als „potentieller Kompost“ bezeichnet.
Bei Jesus haben wir eine ähnlich drastische Äußerung über den Gebrauch oder die Ablehnung von Speisen: Mk.7,19
„Gebote und Lehren von Menschen“: fast abschätzig redet Paulus von diesen wohlgehüteten menschlichen Gesetzen, die sich auf vergängliche Dinge und Äußerlichkeiten beziehen. Und im Folgenden entlarvt er sie nun noch ihres eigentlichen Charakters.
V.23
„Schein von Weisheit“: Menschliche Lehre wird durch die Bibel entlarvt, ob es sich um „Schein-Weiheit“ oder um „Weisheit Gottes“ handelt. Konkrete Regeln und Satzungen sind gefragt und werden oft als sehr weise angesehen, können sich aber unter Umständen im Licht der Bibel als reine Irrlehren erweisen.
„selbsterwählte Frömmigkeit“: Begriff wurde wahrscheinlich von Paulus selbst als „Kunstwort“ hier geprägt. Es bedeutet soviel wie „eine egoistische und selbstsüchtige Gottesverehrung betreiben“. Nicht Gott ist das Ziel der Askese und der Demut, sondern das eigene religiöse und fromme Image. Die religiöse Fassade wird aufwendig herausgeputzt, was mit immenser Arbeit und Entbehrung verbunden sein kann, aber es ist nur, um des eigenen religiösen Ansehens willen.
„den Leib nicht schonen“: Einen frommen Einsatz bringen, der den Menschen bis ins körperliche hinein kaputtmacht. Man kann es regelrecht an den Striemen sehen, wie fromm jemand ist. 1.Kor.6,19 spricht jedoch davon, dass der Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist. Wir sehen: solche Leibeskasteiungen halten der Prüfung durch das Wort Gottes nicht stand.
„befriedigen das Fleisch“: Fleisch ist die von Gott losgelöste und gefallene Natur des Menschen, die der Sünde, also der Ich-Zentriertheit unterworfen ist. Der christlich-religiöse Selbstdarsteller ist also wieder zurückgefallen in seine alte sündige Natur, mag er nach außen noch so fromm und gottesfürchtig wirken. Hinzu kommt aber noch, dass er mit seinem Verhalten Gott Unehre macht.
Ausblick: Paulus hat menschliche Regeln und Lehren als das entlarvt, was sie sind: Wege in die Unfreiheit. In den unserem Text folgenden Versen offenbart er uns Leitblanken, die das neue Leben in Christus schützen und die Freiheit nicht einengen, sondern erhalten wollen. Menschliche Regeln engen die Freiheit ein, das Wort Gottes schützt die Freiheit eines Christenmenschen!
5. Die Spitze des Textes.
Christus als alleiniger Erlöser, sein Wort als alleiniger Maßstab: das ist genug! Fromme menschliche Regeln und Satzungen gefährden unser Christsein und die Gemeinde!
6. Der Text heute.
Es hat sich tief bei uns eingebrannt: Wer Christ wird oder ist muß auf vieles Verzichten, darf vieles nicht. Dabei wird übersehen, wie befreiend das „Gestorbensein“ mit Christus ist und von was der Mensch dadurch frei wird. Das „nichts ist unmöglich“, das uns suggeriert wird, verdeckt die Unfreiheit, in der der Mensch letztlich lebt: er wird die Sünde und damit den Tod nicht los! Diese Freiheit, die wir durch Jesus bekommen, sollte wieder bewußt gelebt werden.
Wenn wir uns als Jesusleute von unserem Herrn und seinem Wort entfernen, reagieren wir mit dem Aufstellen von Satzungen, Lehren und Verlautbarungen, die „äußerliche, vergängliche“ Dinge regeln wollen. Der Schrei nach Regeln, Leit- und Richtlinien sollte das ehrliche Fragen in uns hervorrufen: Sind wir noch bei unserem Herrn und lassen wir das Wort Christi noch reichlich wohnen in uns. Ist uns das Wort Gottes noch genug?
Fromme, christliche Selbstdarstellung und „Leibeskasteiung“ findet heute nicht mehr durch Selbstzerstümmelung statt. Wir sollten dennoch uns ehrlich beobachten und fragen: Gibt es diese Momente, in denen wir stolz auf unsere Gaben und Leistungen, vielleicht sogar in der Gemeinde sind und wir selbstgefällig entdecken, dass wir uns dadurch von anderen Brüdern und Schwestern erkennbar abheben? Gibt es auch heute einen „selbstzerstörerischen Einsatz“ den wir scheinbar für das Reich Gottes bringen, wir aber stolz darauf sind, wenn sichtbar unsere Gesundheit, unsere Ehe, unsere Familie zerstört wird – nach außen alles für den Herrn, aber eigentlich aus „fleischlicher Gesinnung“.
7. Beispiele und Verdeutlichungen.
Möglichkeit zu einem „interaktivem“ Predigteinstieg: Sammeln (auf Talipro-Folie). Was darf ein Christ im Vergleich zu seinen „weltlichen Mitmenschen“, was darf ein Christ nicht? Was überwiegt? Evtl. eine bereits vorbereitete Folie mitbringen.
Bildhafter Vergleich von „Leitplanken“ der Bibel und menschlichen Regeln: Leitplanken schützen davor, vom Weg abzukommen und wir sind besonders an gefährlichen Stellen dankbar dafür. Menschliche Regeln versuchen auf den Leitplanken einen Weg zu finden: sie mühen sich um den Balanceakt, sehen die Freiheit der Straße nicht und sind extrem absturzgefährdet.
Ein-Blick in eine oder mehrere Religionen, um aufzuzeigen, wie menschlich religiöse Regeln unfrei machen und Jesus wirklich auf einzigartige Weise das Ende der Religion und der Weg in die Freiheit ist. (Gute Folien dazu unter http://www.christ-online.de/_arbeitsmaterial.htm Dort als Suchbegriff eingeben: „Die Einzigartigkeit Jesu Christi und die Weltreligionen“. Die Folien sind am Ende des Artikels.). Bitte beachten, dass nicht die Menschen, die den Religioenn angehören, verächtlich gemacht werden. Sie leiden unter der Unfreiheit ihrer Religion.
8. Material und Gliederung der Predigt.
1. Mit Christus frei von der Welt.
Die prägenden Elemente dieser Welt sind a) der durch die Sünde herbeigeführte Tod und b) Das Versklavsein des Menschen unter die Zwänge der Welt, aus ihrem Leben das Beste zu machen. Wege zu dieser „Selbst-Sinngebung“ können sein: Religion, um ein „höheres Wesen“ gnädig zu stimmen, der Zwang zur Selbstverwirklichung oder die Hoffnung auf eine erneute Chance zu leben. Wer sich im Glauben an Christus hängt, der ist mit ihm diesen prägenden Elementen der Welt abgestorben. Er ist frei, mit Jesus zu leben und braucht sich um den Sinn seines Lebens und seine Zukunft nach dem Sterben keine Sorge mehr zu machen, weil Jesus rundum gesorgt hat!
2. Mit Christus frei von der Religion.
Christus ist genug! Das Wort Gottes ist genug. Hier leuchtet das reformatorische „Christus allein“ und „allein die Schrift“ auf. Alle zusätzlichen menschlichen Frömmigkeitsregeln führen weg von Christus und weg vom Wort. Wer Jesus Christus als Herrn hat soll sich am Wort Gottes orientieren und alle menschlichen Regeln, Leitlinien und Satzungen an der Schrift prüfen. Wer menschliche Satzungen neben oder sogar über Gottes Wort stellt, verfällt zurück in den Weg der Religion, die über nichtige Werke und Leistungen Gott (und den Menschen) gefallen möchte, aber doch ständig ihr Scheitern erlebt.
3. Mit Christus frei von uns selbst.
Christus ist für die, die zu ihm gehören, das Ende der frommen Selbstdarstellung. Er verleiht unserem Leben den Wert, ohne dass wir uns durch besondere Leistungen profilieren oder durch zerstörerische Opfer ins Rampenlicht rücken müssen. Wir wollen uns fragen, wo wir uns selbst in den Vordergrund oder Mittelpunkt gerückt haben, und Jesus an den Rand oder in den Hintergrund. Aufsehen auf Jesus bedeutet wegsehen von mir!
Schluß.
Mit Christus echt frei sein. – Freibleiben im Aufsehen auf Jesus allein und im Festhalten allein an sein Wort.